In sündiger Silvesternacht
laden, trat Claire etwas zur Seite, damit er mehr Platz hatte. Dadurch kam sie Ty noch näher. Mit jedem Atemzug sog sie seinen Duft ein. Sie wollte ihn berühren, aber sie hielt sich zurück, wodurch ihre Sehnsucht nach ihm nur noch stärker wurde. „Bringst du es mir bei?“
„Ein paar Lektionen ließen sich bestimmt einrichten.“ Er beachtete den Mann mit den Shrimps mit keinem Blick, sondern konzentrierte sich ganz auf sie. „Lernst du schnell?“
„Ich bin bei so was schrecklich begriffsstutzig.“ Jetzt endlich entdeckte sie, dass er ein Schmunzeln unterdrückte. „Ich fürchte, du wirst es mir noch mal und noch mal zeigen müssen, bis ich es irgendwann verstehe.“
„Keine Sorge, ich bin ein geduldiger Mensch. Sehr geduldig.“
„Da bin ich erleichtert.“
„Vielleicht könnten wir …“
„Claire?“
Beim Klang der Männerstimme hinter sich drehte Claire sich um. Vor ihr stand Hunter, ein ehemaliger Studienkollegen. „Hunter! Du hier!“ Sie umarmte ihn und stellte ihn Ty vor. „Und wie geht’s dir? Was treibst du so?“
Ty, der offenbar keine Lust hatte, sich das Fachchinesisch von zwei Juristen anzuhören, blieb gerade so lange, wie es die Höflichkeit gebot. Dann sagte er ihr, er werde sich später mit ihr über das Spiel unterhalten und verschwand in der Menge.
„Was für ein Spiel?“
„Football.“
„Ich dachte, du hasst Football.“
„Na ja, es gehört nicht zu meinen Lieblingssportarten.“ Hastig lenkte sie das Gespräch wieder auf harmlosere Themen. „Das Letzte, was ich von dir gehört habe, war, dass du einen Job in Washington hast.“
„Das stimmt, aber ich bin zurückgekommen, weil ich hier an vorderster Front bei der Umsetzung von Gesetzesänderungen mitarbeiten kann. Wie ich höre, willst du die gemütliche Welt der Rechtsprechung verlassen, um dich in die raue Wirklichkeit der Berufungsfälle zu stürzen?“
Sie musste lachen. „Gerüchte verbreiten sich in dieser Stadt wirklich schnell.“ Claire meinte zu sehen, wie Hunter sich flüchtig nach Ty umsah, aber sie war sich nicht sicher.
„Ja“, stimmte er zu, „das tun sie. Als ich dich sah, wollte ich dir unbedingt Hallo sagen. Mir liegt immer sehr daran, zu Beginn eines Falles mit dem Berufungsteam zu sprechen.“
„Wir sollten uns treffen, wenn ich mich im neuen Job orientiert habe.“ Sie gab ihm ihre Visitenkarte und nahm seine entgegen. Mellie Jo Patterson trat zu ihnen und gab Hunter einen Kuss.
„Wen haben wir denn hier?“ Sie lächelte. „Mein Verlobter und meine Mitstreiterin im Komitee sind anscheinend alte Freunde.“
„Hunter und ich kennen uns schon seit dem Jurastudium“, erklärte Claire.
„Ehrlich? Die Welt ist wirklich klein.“
„Und sie wird immer kleiner“, fügte Hunter hinzu. „Claire sitzt mit dir im Komitee der Organisation zur Förderung von Legasthenikern?“ Fragend sah er Mellie Jo an.
„Stimmt.“ Claire nickte.
Er gab Mellie Jo einen Kuss auf die Schläfe. „In dem Fall lasse ich euch zwei in Ruhe.“ Eindringlich sah er Claire in die Augen. „Sorg dafür, dass sie dich zum Dinner bei uns einlädt. Es wäre schön, mal wieder über die alten Zeiten zu reden und mit jemandem zu sprechen, der mit juristischen Begriffen etwas anfangen kann.“
Mellie Jo verdrehte die Augen. „Das war ein Mal! Ein einziges Mal!“ Sie seufzte. „Er hat mir irgendwas erzählt, und ich dachte, er spricht von einer Porzellanmarke. Das hält er mir jetzt wahrscheinlich bis an mein Lebensende vor.“ Sie blickte dem lachend davonschlendernden Hunter nach. „Aber ich wollte ohnehin mit dir über deinen neuen Freund sprechen.“ Mellie Jo deutete mit einem Kopfnicken auf Ty, der sich mit einem wild gestikulierenden Mann unterhielt. „Ich habe das Foto auf Twitter gesehen.“
„Na toll.“
„Ich finde, das könnte eine echte Chance sein.“
Claire war nicht klar, was man an diesem Foto als Chance deuten konnte.
„Wir machen eine Celebrity-Auktion!“ Mellie Jo klatschte so begeistert in die Hände, dass Claire sich wunderte, wieso sich nicht alle im Saal zu ihnen umdrehten.
„Ich bin mir nicht sicher, ob er …“
„Doch nicht ihn, Claire.“ Mellie Jo schüttelte den Kopf. „Ich dachte, du könntest ihn vielleicht fragen, ob er einen Freund bitten kann, sich versteigern zu lassen.“ Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. „Aber, jetzt, wo du es sagst … wir könnten auch einen Abend mit Ty verlosen.“
„Ich frage ihn mal, was er davon hält.“ Alles in
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