In sündiger Silvesternacht
Bindung hat, anrufen müssen, um ihr zu sagen, dass er ein Date mit einer anderen hat. Wenn er Bonita aber als seine feste Freundin bezeichnet, dann ist es auch ohne Ring am Finger nicht richtig, was er getan hat. Er treibt es mit einer anderen Frau im Abstellraum während einer Party, zu der Bonita und er gemeinsam eingeladen haben? Wer so was tut, muss schon ein ziemlicher Mistkerl sein.“
Während er sich übers Bett lehnte und nach seinem Handy tastete, fragte Claire sich benommen, welchen Status sie für ihn hatte. War sie für ihn eine feste Freundin, oder gehörte sie in die Rubrik, die nicht informiert zu werden brauchte, wenn er mit einer anderen ausging?
„Hallo, Lucy. Ich habe einem Kerl namens Joe gesagt, er solle dich wegen eines Termins anrufen. Gib ihm bitte keinen. Sag ihm einfach, ich würde mit meinem bisherigen Plan weitermachen. Danke.“ Er legte auf und wandte sich wieder ihr zu. „Erledigt.“
Ich könnte mich in ihn verlieben, dachte sie. „Seine Ideen haben dir gefallen.“
„Stimmt, aber ich bin wählerisch, wenn es um die Menschen geht, mit denen ich zusammenarbeite.“
Verlegen rutschte Claire zur Seite. Sie hatte Angst, sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben. „Hast du Hunger?“ Sie schob sich an den Bettrand, doch er hielt sie an der Hand fest.
„Claire?“
„Alles bestens“, versicherte sie ihm. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass du … also, ich weiß, dass du es nicht für mich getan hast, aber … ach, du bringst mich völlig durcheinander.“
„Ich weiß, was du meinst.“ Zärtlich küsste er sie. „In meinem Kopf veranstaltest du auch ein ziemliches Chaos.“
Claire seufzte und strich ihm sanft durchs Haar, dabei stand sie auf. Sie wollte ihm nahe sein, aber Ty würde nicht lange in Dallas bleiben, und irgendwie musste sie ihre Gefühle schützen. „Hast du nun Hunger?“
„Einen Bärenhunger.“
„Dann hätten wir uns wirklich auf dem Weg hierher etwas mitbringen sollen. Ich sehe mal, ob die Kühlschrankfee inzwischen da war und irgendwas aufgefüllt hat.“
Barfuß ging sie in die Küche. Hermione schlängelte sich zwischen ihren Füßen hindurch und gab sich alle Mühe, sie stolpern zu lassen.
Claire war dankbar dafür, denn wenn sie sich auf jeden Schritt konzentrieren musste, vergaß sie wenigstens für diese Zeit die zahllosen Gedanken, die ihr durch den Kopf wirbelten. Er ist der Richtige, rief eine Stimme unermüdlich. Ihr müsst nur euer Leben irgendwie aufeinander abstimmen.
Schon der Gedanke machte ihr Angst, denn noch nie zuvor hatte ihr Herz in der Nähe eines Mannes vor Aufregung so schnell geschlagen. Sie kannte Ty kaum, und trotzdem kam es ihr manchmal vor, als würde sie ihn besser kennen als jeden Freund und jede Freundin. Selbst mit Joe, dem einzigen Mann, mit dem sie eine längere Beziehung gehabt hatte, hatte sie nicht so gut zusammengepasst wie mit ihm. Sie waren wie zwei Puzzleteile, die sich ergänzten.
Seufzend öffnete sie den Kühlschrank. „Ich sehe gerade in den Kühlschrank“, rief sie. „Und ich habe … nichts und nichts.“
Lachend folgte er ihr in die Küche. „Nichts, das klingt doch lecker. Vielleicht mit etwas Pesto?“
„Das wäre schön.“ Sie schloss den Kühlschrank und ging in die Speisekammer. „Ganz im Ernst, die Regale sind leer, und allmählich brauche ich etwas Richtiges zu essen. Wobei deine Erdbeeren mit Schokosauce natürlich unschlagbar sind.“
Sie sah zu ihm auf, als er sich neben sie stellte, um ebenfalls einen Blick in die Speisekammer zu werfen.
„Da hast du doch eine Dose mit Tomaten in Basilikum.“ Fragend sah er sie an. „Vielleicht auch Hühnchen?“
Zweifelnd öffnete sie die Tiefkühltruhe und wühlte darin herum, doch Ty entdeckte die Packung Hühnerbrust eher als sie.
„Ja“, antwortete sie, als er die Packung bereits herausgeholt hatte. „Ich habe Hühnchen.“
Er lächelte. „Geh und setz dich. Kraul Hermione und überlass das Dinner mir.“
„Im Ernst?“ Bisher hatte sie ihn Schokosauce in der Mikrowelle aufwärmen sehen, aber eine komplette Mahlzeit?
„Zu zwei meiner Clubs gehört auch ein Restaurant. Ich bin kein Meisterkoch, aber ich bin in einer Küche auch nicht hilflos.“
„Brauchst du keine Küchenhilfe?“ Einerseits war es ihr peinlich, dass sie einen Gast für sich kochen ließ, andererseits kam sie sich wie die Hauptgewinnerin in einer Lotterie vor, weil in ihrer Küche ein Mann stand, der kochen konnte.
„Wenn du magst, kannst du helfen.
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