In sündiger Silvesternacht
Haarsträhne hinters Ohr. „Du bist auch nicht gerade leicht zu durchschauen, Hoheit.“
Sie wehrte sich nicht, als er sie an sich zog und küsste. Er schmeckte nach Bier und Salz, und seine Haut fühlte sich sehr heiß an. Wie zwei verliebte Teenager standen sie eng umschlungen mitten auf dem Gehweg und konnten nicht aufhören, sich zu küssen.
Schließlich löste er sich von ihr und nahm sie bei der Hand.
„Komm mit mir duschen.“
Doch Elizabeth blieb stehen und schüttelte den Kopf. Sie hatte in ihrem Leben zwei Liebhaber gehabt, einschließlich Nathan. Sie war nicht dumm, aber in Sachen Männer und Sex völlig unerfahren. Was wollte er von ihr? Heißen Sex, solange es Spaß machte? Noch eine Nacht? Eine Woche? Einen Monat?
„Was ist das mit uns?“, fragte sie leise. Wahrscheinlich verstieß sie damit gegen ein ungeschriebenes Gesetz, trotzdem musste sie es wissen. Sie musste sich absichern, weil sie spürte, dass es sehr leicht wäre, sich von Nathans Sex-Appeal, seinem Charme und seiner starken Präsenz verzaubern zu lassen.
„Es ist, was es ist, Lizzy. Spaß unter heißer Sonne – so lange, wie es dauert.“
Ihr lag die Frage auf der Zunge, wie seine Eifersucht in diese lockere Sicht der Dinge passte. Aber dann zog er wieder an ihrer Hand, und sie ließ sich von ihm ins Haus führen. Sie sagte sich, dass sie ihm nur deshalb folgte, weil eine Dusche in der Hitze verlockend klang und sie noch nicht bereit war, den Sex aufzugeben.
Zum Teil war das auch die Wahrheit.
6. KAPITEL
Sie wuschen sich gegenseitig unter der Dusche. Danach gingen sie über den Hof ins Studio und verbrachten den Nachmittag im Bett.
Elizabeth hatte sich in jeder Beziehung noch nie so frei von Hemmungen gefühlt. Wenn sie mit Nathan zusammen war, Haut an Haut, vergaß sie alles um sich herum. Es gab nur die Liebkosungen seiner Lippen, die Berührungen seiner Hände und die kraftvollen Bewegungen seines Körpers.
Nach Sonnenuntergang zog er sich eine Jeans an und zündete die Holzkohle im Grill auf dem Rasen an. Elizabeth kramte im Kühlschrank und würfelte einen Salat zusammen, während Nathan Steaks grillte. Sie saßen beim Essen auf einer Picknickdecke, danach schoben sie die Teller beiseite und streckten sich mit einem Bier in der Hand nebeneinander aus.
Entspannt redeten sie über Bücher und Filme. Als Elizabeth ihre Lehrtätigkeit erwähnte, stellte Nathan interessiert Fragen. Es überraschte sie, wie belesen er war, wie fundiert seine Ansichten. Hinter dem schönen Gesicht und dem muskulösen Körper steckte ein sehr kluger Kopf.
Er wollte wissen, warum sie im öffentlichen und nicht im privaten Schulsystem unterrichtete, und hörte aufmerksam zu, als sie ihm von dem Literaturkursus, den sie zuletzt gegeben hatte, erzählte. Später kamen sie auf das Thema Reisen. Sie erfuhr, dass er schon vor den Küsten Südamerikas und Afrikas gesurft war und dass er vor einigen Jahren fast zwei Monate lang in Rom gelebt hatte.
Je weiter der Abend fortschritt, desto verwirrter wurde sie. Einerseits schien Nathan ein unbeschwerter Nichtstuer zu sein, andererseits hatte er offensichtlich einmal ein anderes Leben geführt, ein Leben außerhalb dieser kleinen Insel und dieses sehr bescheidenen, renovierungsbedürftigen Hauses.
Sie schaute ihn an, den Kopf voller Fragen, die zu stellen sie sich nicht traute. Er hatte sie schließlich auch nichts Persönliches gefragt, und als sie den Tod ihrer Eltern erwähnt hatte, hatte er nicht einmal das übliche „Tut mir leid“ angeboten, bevor er das Thema wechselte. Er hatte nichts freiwillig von sich erzählt. Sie kannte kaum mehr von ihm als seinen Namen und seine Adresse.
„Du hast wieder diesen Blick, Lizzy. Ich mag ihn nicht“, sagte Nathan.
„Was für ein Blick ist das?“, fragte sie in ebenso beiläufigem Ton wie er.
„Ein sehr nachdenklicher. Ich habe recht, nicht wahr? Du hast nachgedacht.“
„Das lässt sich schwer ausschalten.“
„Nun, da irrst du dich. Du brauchst nur etwas Ablenkung.“
Sie beobachtete, wie er sein Bier abstellte, sich dann zu ihr herumrollte und ihr die Flasche aus der Hand nahm.
„Ablenkung“, wiederholte sie. Ihr wurde heiß bei dem Gedanken, was er darunter verstehen könnte. „Irgendwelche Vorschläge?“
„Hm. Mal sehen, ob mir etwas einfällt.“
Nathan beugte sich über sie und berührte ihren Mund mit seinen Lippen, während er seine Hand zu ihrer Brust gleiten ließ und durch den Kleiderstoff sanft in die harte Spitze kniff.
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