In sündiger Silvesternacht
zu tun. Wissen war schließlich Macht.
Er wandte sich an Elizabeth, die ihn jetzt finster anblickte. „Übrigens habe ich heute Abend wieder Zeit, mich in der Angelegenheit mit dir zu treffen“, fuhr er fort. „Um welche Zeit passt es dir?“
„Ich melde mich bei dir“, entgegnete sie knapp.
Er zuckte mit den Schultern. Dann, weil er sich durch ihren englischen Liebhaber – oder welche Rolle St. Clair auch für sie spielen mochte – provoziert fühlte, legte er seine Hand um ihren Nacken und gab ihr zum Abschied einen Kuss auf den Mund. Sie riss den Kopf zurück, als er seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten ließ.
Nathan richtete sich auf. „Schön, Sie kennengelernt zu haben, Martin.“ Er winkte lässig, drehte sich um und schlenderte weiter in Richtung Bäckerei.
So viel zu seiner geplanten Ablenkung.
Elizabeth verabschiedete sich von Martin und blickte seinem Mietwagen nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann marschierte sie zum Strand hinunter. Was zum Teufel hatte Nathan sich dabei gedacht, so eine Show abzuziehen? War es ein Fall von Imponiergehabe unter Männern? Oder ein weiteres Beispiel für seinen verdrehten Sinn für Humor, wie er ihn bei der Nummer mit ihrem Slip bewiesen hatte?
Was auch immer, es war inakzeptabel.
Der Sand war glühend heiß, als Elizabeth in der Mittagssonne am Wasser entlangging, bis sie den Weg zur Straße einschlug. Sie sah Nathan in dem Moment, als sie um die Ecke des Hauses ihres Vaters bog: Er döste im Schatten eines großen Baumes in einer Hängematte und drückte dabei eine Bierflasche an seine nackte Brust.
Obwohl sie wütend auf ihn war, stockte ihr beim Anblick seines schönen Körpers der Atem. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst, ging zur Hängematte und riss ruckartig daran.
Prompt fiel Nathan mit dem Gesicht nach unten ins Gras.
Fluchend rollte er sich auf den Rücken und schaute zu ihr hoch. Seine Brust schimmerte nass vom verschütteten Bier. „Wofür war das denn?“
„Rate mal.“ Sie versuchte nicht darauf zu achten, wie seine Bauchmuskeln sich anspannten, während er sich aufrichtete. „Du hast dich unmöglich benommen“, warf sie ihm vor.
„Ich habe eine Freundin zum Abschied geküsst. Was ist dabei?“
„Das war kein Kuss. Das war ein Brandzeichen! Du hast dein Revier markiert.“
„Bilde dir nicht zu viel ein, Sweetheart.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Was war es dann? Warum hast du mich so vor Martin geküsst?“
Er zuckte mit den Schultern und bückte sich, um die Bierflasche aufzuheben. „Ich weiß es nicht. Es war ein Impuls. Im Gegensatz zu gewissen anderen Menschen mache ich mir nicht ständig Gedanken darüber, was ich tue und was andere Leute davon halten könnten.“
„Nun, vielleicht solltest du das. Es könnte dich zuweilen davor bewahren, dich wie ein Fünfzehnjähriger aufzuführen.“
Zu ihrem Ärger lachte er nur. „Lizzy, deine Beleidigungen sind wirklich köstlich.“
Sie deutete mit dem Finger auf ihn. „Versuch nicht abzulenken. Du wolltest mich heute Morgen in Verlegenheit bringen. Du magst es vielleicht nicht zugeben, aber ich weiß es, und du weißt es auch.“
„Du bist viel zu verklemmt.“ Er versuchte, sie an sich zu ziehen.
Sie wand sich aus seinem Griff. „Nein. Lass das. Guter Sex ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen. Auf Wiedersehen, Nathan.“
Sie drehte sich um und ging fort.
„Lizzy.“
Sie bog um die Ecke in die Einfahrt. Dabei redete sie sich ein, dass es wahrscheinlich gut war, einen Schlussstrich zu ziehen unter das, was immer zwischen ihr und Nathan gewesen sein mochte. Sie war nicht hier wegen einer Urlaubsaffäre. Sie war hier, um ihren Vater kennenzulernen.
„Elizabeth.“
Nathan hielt sie an den Schultern fest, als sie auf die Straße treten wollte. In der hellen Mittagssonne standen sie sich gegenüber.
„Es tut mir leid, okay? Ich habe gesehen, wie dieser Typ dich angeschaut hat, dabei hattest du mir gesagt, dass es keinen anderen gibt, und … Ich weiß nicht. Es hat mich einfach geärgert.“
Irritiert starrte sie ihn an. Bildete sie es sich nur ein, oder hatte Nathan ihr gerade zu verstehen gegeben, dass er eifersüchtig auf Martin war? Sie war keine Expertin, was unkomplizierten Sex betraf, dennoch war sie sich ziemlich sicher, dass Eifersucht nicht dazugehörte. Vor allem nicht bei jemandem wie Nathan.
„Du bist der verwirrendste Mann, den ich je getroffen habe.“
Er streckte die Hand aus und strich ihr eine
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