In sündiger Silvesternacht
Ausrüstung.
„Segeln kann süchtig machen, also pass auf“, sagte er, als er eine Rolle Tau auf das Trampolin zwischen den beiden Schiffskörpern warf. „Bei Sam ist es so: Er ist erst glücklich, wenn er draußen auf dem Wasser ist.“
Es war das erste Mal, dass er ihren Vater erwähnte. Verwundert warf Elizabeth ihm einen Blick zu. Seine Miene war völlig neutral, als ob sie über das Wetter oder etwas ähnlich Banales sprächen.
„Sam würde so ziemlich alles dafür tun“, fuhr er fort. „Am liebsten ist er tagelang allein auf See. Das ist wahrscheinlich die Erklärung dafür, dass er bestenfalls als schweigsamer Einzelgänger durchgeht.“
Es dauerte einen Augenblick, bis sie begriff, was Nathan bezweckte: Er wollte ihr klarmachen, dass sie die Zurückweisung ihres Vaters nicht persönlich nehmen sollte, weil Sam von Natur aus ein Eigenbrödler war. Unter diesem Aspekt erschien ihr die Unterhaltung mit ihrem Vater in einem völlig anderen Licht.
Wenn Sam wirklich so ein schwieriger Einzelgänger war, dann war es verständlich, dass er auf den ersten Kontakt mit seiner verlorenen Tochter mit Abwehr reagierte.
„Danke“, sagte sie leise.
Nathan wischte sich die Stirn mit dem Saum seines T-Shirts ab. „Ich schau’ lieber mal nach, ob jemand im Klubhaus ist, der uns helfen kann, den Katamaran wieder aufzubocken.“
Elizabeth beobachtete ihn, während er den Strand hochging. Er war heute aus sich herausgekommen, um ihr eine Freude zu machen und mit dem Segelausflug von ihrer Enttäuschung abzulenken. Dann hatte er ihr auch noch geholfen, das Verhalten ihres Vaters besser zu verstehen. Dank schien ihm allerdings äußerst unangenehm zu sein.
Als ihr bewusst wurde, dass sie ihm wie ein verliebter Teenager nachschaute, wandte sie den Blick ab. Sie musste vorsichtig sein. Nathan war anders als jeder andere Mann, den sie bisher kennengelernt hatte, und konnte ihr gefährlich werden – egal, wie oft sie sich versicherte, dass er nur ein Mann für eine schöne Urlaubsaffäre war.
Sei sehr vorsichtig, Elizabeth .
7. KAPITEL
Nathan erwachte wieder mit Elizabeth an seiner Seite. Obwohl sich sofort Verlangen in ihm regte, war er angespannt.
Er hätte sie gestern Abend nicht einladen sollen, zum Abendessen zu bleiben. Der Segelausflug war eine Sache, aber er hätte nicht für sie kochen und sie wieder verführen sollen. Und ganz bestimmt hätte er danach nicht mit ihr im Arm einschlafen sollen.
Stattdessen hätte er sie zurück ins Hotel schicken sollen. Sie war ein liebenswerter Mensch. Er wollte sie nicht verletzten. Was unweigerlich passieren würde, wenn sie sich weiterhin träfen.
Das Problem war, dass er sie wirklich mochte. Der Sex mit ihr war fantastisch, sie war klug und witzig und spielte keine Spielchen.
Er jedoch war ein Mann, der fast jede Nacht unter Albträumen litt. Ein Mann, der sich aus seinem früheren Leben zurückgezogen hatte, um nicht völlig verrückt zu werden – falls das nicht schon geschehen war. Er war es nicht wert, etwas Ernstes mit ihr anzufangen. Außer Sex hatte er ihr nichts zu bieten, deshalb war es an der Zeit, die Reißleine zu ziehen. Vielleicht würde Elizabeth ihn erst dafür hassen, aber auf lange Sicht müsste sie ihm dankbar sein.
Statt schon einmal damit anzufangen, auf Distanz zu gehen, indem er aufstand, blieb er liegen, strich sanft über ihre Schulter und atmete den Duft ihrer warmen Haut ein. Es führte kein Weg daran vorbei: Er hatte in ihren Armen während der vergangenen paar Nächte mehr Frieden und Trost gefunden als in den Monaten zuvor. So lächerlich es nach dieser kurzen Zeit auch scheinen mochte, er würde sie vermissen.
Steh auf. Steh auf. Steh auf .
Er hörte nicht auf die Stimme der Vernunft, sondern blieb noch eine halbe Stunde lang liegen, bis Elizabeth erwachte. Als sie merkte, dass er bereits wach war und sie beobachtete, lächelte sie.
„Hallo“, murmelte sie weich.
„Hi.“
Sie strich mit der Hand über seinen Bauch. Er hielt sie fest, bevor sie die Finger um seine Erektion schließen konnte, und zwang sich auszusprechen, was gesagt werden musste.
„Hör mal. Ich muss die Insel für ein paar Tage verlassen.“
Sie verharrte in der Bewegung, und da wusste er, dass sie die unausgesprochene Botschaft hinter den beiläufigen Worten verstanden hatte.
Langsam zog sie die Hand zurück. „Wann fährst du?“, fragte sie betont gleichmütig.
„Heute Nachmittag wahrscheinlich“, log er.
Sie nickte. „Dann wünsch ich dir
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