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In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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handgreiflich geworden wäre.
    „Mist“, murmelte Nathans Besucher frustriert.
    Sie schaute ihn an. Er war ungefähr in Nathans Alter, lässig, aber teuer gekleidet. Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, streckte sie die Hand aus und stellte sich vor. „Ich bin Elizabeth Mason.“
    Höflich schüttelte er ihr die Hand. „Jarvie Roberts.“
    „Nathan ist bestimmt gleich wieder hier“, sagte sie. Er würde seinen Freund doch nicht einfach so stehenlassen.
    Jarvie lächelte ironisch. „Nein. Er wird erst zurückkommen, wenn er sich sicher ist, dass ich fort bin.“
    „Oh.“
    Jarvie musterte sie abschätzend, dann reichte er ihr den Umschlag. „Würden Sie ihm das bitte geben?“
    „Natürlich.“
    „Danke.“ Er hob zum Abschied die Hand und verließ das Grundstück.
    Elizabeth seufzte und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Was zur Hölle war das eben?, fragte sie sich.
    Sie hatte nur so viel von dem hitzigen Gespräch mitbekommen, dass sie sich zusammenreimen konnte, dass Nathan mit dem anderen Mann eine gemeinsame Firma hatte, von der er sich kürzlich zurückgezogen hatte. Sie blickte auf das Logo auf dem Umschlag. Smartsell. Sie hatte noch nie davon gehört, aber das bedeutete nichts.
    Nathan schien nicht der Typ zu sein, der eine Firma aus einer Laune heraus im Stich ließ. Auch wenn sie ihn zuerst für einen unbekümmerten Nichtstuer gehalten hatte, kannte sie ihn inzwischen ein wenig besser.
    Sie ging in die Küche und legte den Umschlag auf den Tisch. Als sie sich abwandte, fiel ihr Blick auf den Zeitungsständer in der Ecke, der von ähnlich aussehenden Briefen überquoll. Bei genauerer Betrachtung stellte sie fest, dass alle das Smartsell-Logo trugen.
    Verwirrt und besorgt ging sie an den Strand, um Nathan zu suchen.
    Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er hatte am ganzen Körper gezittert, als sie seinen Arm berührt hatte, und sein Blick … Sie machte sich große Sorgen um ihn, obwohl er ihr heute Morgen mehr oder weniger deutlich den Laufpass gegeben hatte. Vielleicht war es dumm von ihr, aber sie konnte es nicht ändern.
    Nachdem sie ihn am Strand nicht gefunden hatte, ging sie zum Pub und suchte ihn im Biergarten und in der Bar. Vergeblich.
    Damit war sie am Ende ihres Lateins. Sie kannte Nathan nicht gut genug, um zu wissen, wo er sonst sein könnte.
    Lass es einfach, Elizabeth. Du bist nicht für ihn verantwortlich. Du hattest tollen Sex, doch für ihn ist es vorbei. Lass einfach los .
    Trotzdem setzte sie sich abends früher als sonst in die Bar und wartete auf Nathan. Er kam nicht. Gegen elf Uhr gab sie es auf. Sie ging nach oben in ihr Zimmer und sagte sich, dass es so das Beste wäre.
    Ihre heiße Urlaubsaffäre war endgültig vorbei.
    Nathan trank den letzten Schluck Bier und warf die leere Flasche ins Gras unter der Hängematte. Sie stieß klickend gegen eine andere leere Flasche, was nicht gerade ein Wunder war, da er seit seiner Rückkehr am späten Nachmittag getrunken hatte. Der Rasen war bereits mit Flaschen übersät.
    Nathan schloss die Augen und presste die Finger an die Lider. Er dachte an den Umschlag auf dem Küchentisch und alles, was er repräsentierte: den Erfolg, für den er so hart gearbeitet hatte, das große Haus, das teure Auto. Nichts davon bedeutete ihm noch etwas.
    Es war nicht so, dass er nicht versucht hatte, sein Leben nach dem Unfall wieder in den Griff zu bekommen. Er war wieder zur Arbeit gegangen und hatte sogar versucht, Auto zu fahren, nachdem sein Arzt ihm die Erlaubnis dafür gegeben hatte.
    Brechreiz stieg in ihm auf, als er daran dachte, wie er sich überwunden hatte, sich hinters Steuer zu setzen. Auf dem Fahrersitz war er sofort von den Erinnerungen an jene Nacht übermannt worden. Quietschende Reifen. Das Zerbersten von Metall und Glas. Das Blut. Der Schmerz. Die Hilflosigkeit.
    Schwer atmend schwang er sich über den Rand der Hängematte und setzte die Füße auf den Boden. Es dauerte fünf Minuten, bis er die Übelkeit unter Kontrolle bekam. Dann stand er schwerfällig auf, ging ins Haus und direkt zum Kühlschrank. Er brauchte noch mehr Bier, um die Erinnerungen zu ertränken.
    Benommen starrte er mehrere Sekunden lang in die leeren Fächer des Kühlschranks. Es war nichts mehr zu trinken da. Fluchend riss er die Tür vom Gefrierschrank auf, wo er immer eine Flasche Wodka hatte. Er nahm sie heraus und fluchte wieder, als er sah, dass sie fast leer war.
    Wie hatte das passieren können? Er hatte immer Bier und Wodka im Haus. Immer.

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