Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In sündiger Silvesternacht

In sündiger Silvesternacht

Titel: In sündiger Silvesternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
eine gute Reise.“
    „Ja. Danke.“
    Es war eine absurd steife Unterhaltung, während sie nackt nebeneinander im Bett lagen. Nathan warf das Laken zurück und stand auf. Elizabeths Kleid und ihre Unterwäsche lagen ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl in der Ecke. Als er ihr die Sachen reichte, schenkte sie ihm ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte.
    Er wandte sich ab und schlüpfte in Cargoshorts.
    „Ich geh Kaffee kochen“, sagte er.
    Auf dem Weg über den vom Tau nassen Rasen zum Haus verfluchte er sich bei jedem Schritt für seine Grobheit. Doch auch wenn er es feinfühliger hätte anstellen können, war er davon überzeugt, das Richtige getan zu haben.
    Er drückte gerade die Hintertür auf, als jemand ihn von hinten ansprach.
    „Nate.“
    Er blickte über die Schulter. Jarvie, sein Geschäftspartner, stand an der Hausecke. Nathan brauchte einen Moment, um die Sprache wiederzufinden.
    „Was machst du hier?“
    Jarvie hielt einen der verfluchten Umschläge hoch. „Ich bringe dir die Post.“
    Nathan trat von der Tür zurück. „Früher haben das Boten erledigt, die dafür bezahlt wurden.“
    „Früher haben die Empfänger ihre Briefe geöffnet.“
    „Du hast eine Vollmacht von mir. Mach mit der Firma, was du willst.“
    „Es ist auch deine Firma, Nate. Ich kann nicht alle Entscheidungen allein treffen.“
    Herrje. Das Thema hatten sie nun schon eine Million Mal gehabt. Nathan presste die Lippen zusammen. Er wollte nicht mehr darüber reden. Die Firma gehörte einem Mann, der nicht mehr existierte. Jarvie wusste das. Dass er es nicht akzeptieren konnte, war sein Problem.
    „Wir können so nicht weitermachen“, fuhr Jarvie fort. „Das Geschäft läuft am besten, wenn wir beide uns darum kümmern. Wir brauchen dich.“
    „Glaub mir, das tut ihr nicht. Du bist berechtigt, in meinem Namen zu handeln. Tu einfach, was immer du tun musst.“
    „So einfach ist das nicht, und du weißt das. Du bist derjenige, der die Software Smartsell entwickelt hat. Keiner kennt sie besser als du. Wir haben so viele Anfragen von Kunden …“
    „Stell mehr Programmierer ein.“
    „Sie sind nicht so wie du mit Smartsell vertraut.“
    „Sie werden das schon hinkriegen. Es geht nicht um Weltraumtechnik.“ Nathan wurde immer ärgerlicher. Warum konnte Jarvie ihn nicht endlich in Ruhe lassen?
    „Nate …“
    „Glaubst du vielleicht, mir gefällt, wie ich lebe? Hast du eine Ahnung …“ Schwer atmend verstummte er, ballte die Hände zu Fäusten und löste sie wieder.
    „Ich weiß, dass es hart für dich ist, Mann. Aber du kannst dich nicht ewig verkriechen. Du musst nach Melbourne zurückkommen und wieder zu dieser Ärztin gehen. Sie hat dir doch geholfen, oder? Und wenn du dann ein paar Mal in der Woche in der Firma vorbeischauen könntest, würde es vielleicht wieder aufwärts gehen.“
    Wieder aufwärts gehen .
    Klar.
    Nathan lachte. Jarvie hatte wirklich nicht die geringste Ahnung! Er wusste nicht, dass Nathan sich auch nach sechs Monaten noch mit Bier oder Wodka betäuben musste, um nachts Schlaf zu finden. Dass er nur das Quietschen von Reifen zu hören brauchte, um wieder von seinem Trauma eingeholt zu werden, stundenlang hilflos im Autowrack eingeklemmt zu sein. Jarvie hatte nicht wie er die Stimme seiner kleinen Schwester im Ohr, die ihn anflehte, irgendetwas zu tun, damit der Schmerz endlich aufhörte.
    Jarvie musste nicht damit leben, dass er für den Tod des Menschen, den er mehr als jeden anderen auf der Welt geliebt hatte, verantwortlich war.
    Zitternd vor Wut starrte Nathan seinen Freund an. „Du solltest jetzt gehen“, sagte er barsch und wandte sich ab.
    Jarvie trat ihm in den Weg. „Du kannst nicht immer davonlaufen.“
    „Lass mich vorbei.“
    „Erst, wenn du mir zugehört hast.“
    „Beweg dich“, stieß Nathan zwischen den Zähnen hervor.
    „Nein.“
    Nathan ballte die Hand zur Faust und holte zum Schlag aus. Wenn Jarvie einen Kampf wollte, war er bei ihm an der richtigen Adresse.
    „Nathan, nicht!“ Plötzlich war Elizabeth an seiner Seite und hielt seinen Arm fest. Sie war barfuß und ihr Haar zerzaust.
    Er hatte keine Ahnung, wie viel sie von der Auseinandersetzung mit angehört hatte. Beherrscht ließ er den Arm sinken und wich einen Schritt zurück.
    „Komm nicht wieder“, sagte er, bevor er sich umdrehte und vor dem Vorwurf im Blick seines alten Freundes flüchtete.
    Elizabeth sah Nathan nach, als er um die Hausecke verschwand. Sie konnte nicht fassen, dass er beinahe

Weitere Kostenlose Bücher