in tausend Noeten
die geringste Sorge zu sein. „Einmal kann ich gut darauf verzichten“, versicherte er.
Sabine ging mit Steffi hinaus, nachdem sie beide Michi und Bazi eine gute Nacht gewünscht hatten. Doch dann zog sie die Freundin noch einmal zurück ins Zimmer.
„Weißt du, wie wir Michi morgen früh am besten verstecken können?“
„Nun?“, fragte Steffi.
„Er muss Mädchenkleider anziehen.“
„Tu ich nicht“, sagte Michi sofort, aber Steffi war von Sabines Vorschlag begeistert.
„Dann fällst du überhaupt nicht auf“, sagte sie. „Und wenn dich wirklich eine genauer anschaut, dann sagst du, ich wäre deine Kusine und du seist zu Besuch bei mir.“
„Klar, das machen wir. Ich bringe dir nachher ein paar von meinen Sachen, die müssen dir eigentlich passen.“
Michi war alles andere als begeistert, aber was blieb ihm übrig, als mitzumachen?
Am Sonntagmorgen stieg also ein niedliches kleines Mädchen von etwa elf Jahren die Treppen hinunter, schaute sich neugierig um und stieß schließlich mit Mamsell zusammen, die immer noch in Feiertagsstimmung war.
„Nun, ma petite“, sprach sie die Kleine an, „woher kommst du so früh am Morgen?“
„Ach“, das Kind versuchte einen Knicks, aber der misslang gründlich, „ich suche meine Kusine, gnädige Frau.“
Oh, welch höfliches Kind! Mamsell war entzückt. „Ta cousine! Wie heißt sie denn?“
„Steffi Wagner“, antwortete Michi zögernd. „Sie geht in die dritte Klasse.“
„Steffi, ja, die kenne ich. Warte, ich helfe dir suchen. Hast du denn schon gefrühstückt, wenn du so früh herkommst?“
„Nein, gnädige Frau!“
„Dann komm mit zu mir. Ich habe lauter gute Sachen in meinem Zimmer. Einen Tee koche ich gleich und dann machen wir es uns gemütlich. Bis wir fertig sind, haben auch die Schülerinnen gefrühstückt und du kannst zu deiner Stefanie gehen.“
Michi fand seine Mädchenverkleidung mit einem Mal sehr lustig und er folgte Mamsell in Erwartung eines reichlichen Frühstücks. Zutraulich öffnete er in ihrem Zimmer das Bündel, das er bis dahin vorsichtig mitgeschleppt hatte. „Das ist Bazi“, sagte er. „Ist er nicht süß?“
Mamsell mochte zwar Tiere, aber sie hielt sich gern ein bisschen entfernt von ihnen. Doch das wollte sie ihrer reizenden kleinen Besucherin nicht sagen.
„Ja“, nickte sie, „très aimable.“
„Ach, Sie sind gewiss die Dame, die hier in Französisch unterrichtet und die immer so nett ist?“, sagte der durchtriebene Michi. „Steffi hat oft von Ihnen erzählt.“
„Ja?“ Mamsell strahlte und fragte: „Wie heißt du, ma petite?“
„Mich – nein Michaela.“
„Was für ein schöner Name! Doch nun setz dich und lang zu!“
Das brauchte sie Michi kein zweites Mal zu sagen. Die belegten Brötchen, die Kuchenstücke und Biskuits, die Mamsell von der Nachfeier mit dem Kollegium noch stehen hatte, waren so verlockend, dass er zugriff.
„Wie soll ich das alles nur aufessen?“, hatte Mamsell am Abend gesagt, als ihre Besucher sich verabschiedeten. Jetzt löste sich das Problem von selbst: Das meiste verschwand in Windeseile.
Ein paarmal erkundigte sich Michi höflich: „Darf ich?“, hielt aber im gleichen Augenblick schon seinem Bazi ein Stück Aufschnitt oder einen Keks hin. Endlich erklärte er: „Jetzt bin ich völlig satt“, stand auf, bedankte sich und wollte gehen.
Aber Mamsell erklärte: „Ich bringe dich in den Speisesaal. Du findest ihn gewiss nicht. Stefanie ist sicherlich dort.“
Ja, Steffi war dort. Sie saß wie auf Kohlen und sah Sabine verzweifelt an. Nahm das Frühstück heute denn gar kein Ende? Michi wartete doch gewiss schon lange auf sie. Hunger hatte er auch und sie hatte ein paar Brote für ihn gesammelt. Sie lagen auf der Bank zwischen ihr und Sabine.
Plötzlich fielen ihr die Augen fast aus dem Kopf. Mamsell kam zur Tür herein und mit ihr – Michi! Sie sah sich um und entdeckte sie. „Hallo, Stefanie, du hast Besuch! Deine reizende kleine Kusine hat schon bei mir gefrühstückt. Wir haben uns sehr nett unterhalten. Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!“ Damit ging sie.
Steffi zitterten die Knie, als sie zu Michi hinüberging. Dieses Unglückskind! Was mochte er alles erzählt haben?
„Komm mit“, zischte sie, gab ihm aber doch die Hand, weil natürlich alle zu ihnen hinübersahen. „Sabine!“, rief sie der Freundin zu und winkte. Da erhob sich endlich die Hausmutter: Das Frühstück war zu Ende. Sabine stürzte hinter den beiden her.
Der arme
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