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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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viel zu religiös. Sie hatte genug. Reanne will ihr eigenes Leben leben. Als das mit Tim anfing, war sie zum ersten Mal in ihrem Leben glücklich.«
    »Wie haben sie und Tim sich kennengelernt?« Jess wollte sie glauben machen, dass sie Tims Identität kannten, in der Hoffnung, sie dazu zu bringen, so viel wie möglich preiszugeben. Was sie von dieser jungen Frau erfuhren, konnte dem Fall möglicherweise eine ganz neue Wendung geben.
    »Es war echt verrückt.« Sie lächelte und wendete sich ab, als wollte sie es verbergen.
    Wenn sie lächelte, war das düstere, grüblerische Mädchen sehr hübsch. Jess fragte sich, ob sie wusste, wie attraktiv sie war. »Wie meinen Sie das?«
    »Sie bekam wochenlang kleine Nachrichten bei der Arbeit. Von einem heimlichen Verehrer. In Umschlägen, die auf einem Tisch oder auf dem Tresen lagen. Vorne drauf stand Reanne. Es war superaufregend für sie. Irgendwann hat er ihr dann seine Nummer hinterlassen. Reanne hat sich eins von diesen Prepaid-Handys gekauft, damit sie sich simsen konnten. Seine Eltern sind nämlich auch schräg drauf, deswegen konnten sie nicht richtig sprechen, sondern mussten sich SMS schreiben. Seine Alten haben ihn noch schlimmer überwacht als Reannes Eltern sie.«
    »Wirklich?«
    »Ja, er hat gesagt, sie dürfe niemals anrufen. Seine Eltern würden die SMS -Texte eh nicht verstehen, aber ein Anruf wäre was anderes.«
    Das konnte Jess, die die SMS -Kürzel ebenfalls nicht zu dechiffrieren vermochte, gut verstehen. »Wie lange haben sie schon so miteinander kommuniziert?« Anscheinend hatte sie mit ihrer Annahme, die beiden hätten sich noch nie persönlich getroffen, recht gehabt … zumindest nicht vor Reannes Verschwinden.
    »Fast zwei Monate.«
    »Aber sie hat Ihnen nie seinen Familiennamen oder seine Adresse verraten?«
    Kelli schüttelte den Kopf. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nur seinen Vornamen kannte. Es war zu riskant, das in einem Brief oder einer SMS zu schreiben. Ihr Plan beruhte auf sorgfältiger Vorbereitung.«
    »Ihr Fluchtplan?«, hakte Jess nach.
    Kelli nickte. »Sie hatten es bis ins kleinste Detail geplant.«
    »Wo hat sie ihn abgeholt?«
    Das Mädchen legte die Stirn in Falten, wodurch die Reihe kleiner Ringe in ihrer Augenbraue hervortrat. »Reanne hat kein Auto. Ihre Eltern haben sie überall hingefahren.«
    »Natürlich, Sie haben recht. Er hat sie abgeholt.«
    Argwohn erschien in ihren dramatisch geschminkten Augen. »Ich schätze schon.«
    »Sie haben seither nichts mehr von ihr gehört?«
    »Nein.«
    Da war sie, die Angst. Wieder sagte ihr ihr Bauchgefühl, dass Kelli entweder log oder ihr etwas an Reannes Verschwinden Sorgen machte. »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen, Kelli.« Jess stand auf. »Ich denke, wir können Reanne von unserer Liste streichen. Sie haben uns bestätigt, dass sie aus freiem Willen gegangen ist. Damit besteht für die Polizei keine Notwendigkeit mehr, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen.«
    Jess war halb zur Tür, als das Mädchen wieder etwas sagte. »Sie sagten, sie wäre vielleicht in Gefahr.«
    Jess drehte sich wieder zu ihr um. »Sieht so aus, als hätten wir uns geirrt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Sie sagten, sie und Tim hätten einen Plan geschmiedet. Sie wären sehr sorgfältig dabei vorgegangen. Anscheinend hat es geklappt. Sie sind ihre beste Freundin.« Das war geraten. »Und Sie sagten, sie will nicht gefunden werden. Damit ist das nicht mehr Sache der Polizei.«
    Kelli stand auf und hakte die Daumen in die Gesäßtaschen. »Ganz sicher weiß ich es nicht. Das war der Plan … aber …«
    Jess ging wieder zurück zu ihr. »Dies ist Ihre Chance, Kelli. Wenn Sie einen Grund kennen, warum wir weiter nach Reanne suchen oder ein Verbrechen vermuten sollten, müssen Sie es mir jetzt sagen.«
    Die Angst wuchs, das zeigten ihr die geblähten Nasenflügel. »Ich … weiß es nicht sicher.« Sie schüttelte den Kopf. Tränen hingen an den mascaraverklebten Wimpern. »Ich meine, es ist doch gar keine große Sache.«
    »Drei weitere junge Frauen in Reannes Alter werden vermisst. Sie könnte ebenfalls ein Opfer desjenigen sein, der sie entführt hat. Jede Minute, die wir vergeuden, könnte für diese jungen Frauen den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Für Ihre Freundin.«
    Zwei Sekunden, drei, dann fünf. »Ich zeige es Ihnen.«
    Kelli ergriff ihre Hand und führte Jess ins Schlafzimmer des kleinen Trailers. Auch hier, wie schon im Wohnzimmer, sah es aus, als hätte ein

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