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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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Orkan gewütet. Kelli griff in das Durcheinander im Kleiderschrank und zog einen Koffer heraus. Sie legte ihn auf das ungemachte Bett und öffnete ihn.
    Jess trat ans Bett und starrte den Inhalt an.
    »Das hat sie alles im Secondhand-Laden gekauft.« Kelli hob nacheinander die Teile an. Zwei Paar Jeans. Fünf niedliche kleine Blusen. Sexy BH s und Slips. Und ein verführerisches Nachthemd. »Für die Zeit danach.« Aus dem Reißverschlussfach im Koffer zog Kelli einige gefaltete Geldscheine. »Sie hat einen Teil ihres Trinkgelds zurückgelegt.« Sie steckte das Geld zurück. »Nachdem er sie abgeholt hatte, wollten sie hier vorbeikommen und es abholen.«
    »Vielleicht waren Sie nicht zu Hause, als sie hier waren.«
    Eine einzelne Träne zog eine Schliere über ihre Wange. »Sie wusste doch, wo der Schlüssel versteckt ist.«
    Jess spielte den Advocatus Diaboli. »Es sind nur Kleider und ein paar Dollar.«
    Kelli griff wieder in den Koffer, dieses Mal zog sie ein Kreuz an einer Silberkette heraus. »Ihr Daddy hat ihr das geschenkt, als sie zwölf war.« Kelli betastete das kleine Kreuz. »Sie sagte, das wäre das letzte Mal gewesen, dass sie glücklich gewesen ist.« Ihr Blick hielt Jess’ fest. »Im Monat darauf hat ihre Periode angefangen, und alles hat sich geändert. Es war, als erwarteten sie, dass sie sich in eine Nutte verwandelt oder so.«
    »Wenn«, sagte Jess vorsichtig, »Sie überzeugt sind, dass Reanne nicht gegangen wäre, ohne ihre Sachen zu holen, warum haben Sie dann die Polizei nicht eingeweiht?«
    Mehr Tränen folgten der dunklen Spur ihre Wangen hinunter. »Ich hatte Angst, etwas zu sagen. Ich wollte nicht, dass sie Ärger kriegt. Ihre Eltern sind echt verrückt. Wenn sie und Tim es geschafft hatten, wollte ich nicht schuld daran sein, dass sie sie aufgreifen.«
    »Was glauben Sie denn, Kelli?« Jess suchte in ihren Augen nach Anzeichen für ein anderes Gefühl als Angst. »Meinen Sie, sie wäre ohne ihre Sachen gegangen?«
    »Möglich wär’s.« Kelli streckte die Hand aus, in der das Kreuz und die Kette lagen. »Aber nicht ohne das hier. Auch wenn ihre Eltern sie wahnsinnig gemacht haben, sie hat sie geliebt. Das hier hat sie nie abgenommen, erst an dem Tag, bevor sie und Tim weggelaufen sind. Sie sagte mir, ich sollte es in den Koffer tun, damit sie nicht vor lauter Aufregung vergisst, vorbeizukommen und ihre Sachen zu holen. Als Erinnerungsanker.« Kelli fasste sich an die Kehle. »Sie hat immer daran herumgefummelt, es gerade gerückt. Auf keinen Fall hätte sie es vergessen oder absichtlich zurückgelassen. Selbst wenn sie aus irgendeinem Grund nicht hätte kommen können, hätte sie eine Möglichkeit gefunden, mich anzurufen, um mir zu sagen, wohin ich es ihr schicken kann.«
    Jess hob die zarte Kette aus ihrer Handfläche. Ihr Herz hämmerte. »Kelli«, sie begegnete dem angsterfüllten Blick des Mädchens, »hat sie irgendwelche Nachrichten von Tim behalten?«
    »Sie hat sie immer sofort bei der Arbeit weggeworfen.«
    Jess, die auf eine andere Antwort gehofft hatte, sank der Mut.
    »Aber …« Kelli eilte zu der zerschrammten Kommode am Fuße des Bettes und wühlte in der untersten Schublade. Sie holte ein weißes, gefaltetes Stück Papier heraus und brachte es Jess. »Das habe ich aus dem Müll geholt.« Sie zuckte die Achseln. »Ich dachte, ich bewahre es für sie auf. Später hätte sie sich vielleicht gewünscht, sie hätte wenigstens eine behalten.«
    Cleveres Mädchen. Jess’ Finger zitterten leicht, als sie das Papier entgegennahm, das offensichtlich erst zerknüllt und dann wieder glatt gestrichen und gefaltet worden war. Sie öffnete es und studierte die schwungvolle, ausladende Schrift.
    Morgen ist unser Tag.
    Jess hob den Blick und sah Kelli an. »Den Umschlag haben Sie nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Jess hätte es wissen müssen, so viel Glück hatte sie nicht. »Ich habe nur noch ein paar Fragen, Kelli.«
    Das Mädchen wartete mit furchtsam aufgerissenen Augen.
    »Hat irgendjemand Sie kontaktiert? Ist Ihnen jemand gefolgt, oder hat Sie jemand beobachtet, seit Reanne verschwunden ist?«
    Kelli schüttelte den Kopf.
    »Sind hier keine fremden Autos rein- oder rausgefahren? Hat sich jemand im Laden merkwürdig benommen?«
    Sie schüttelte erneut den Kopf.
    »Okay.« Jess nickte und überlegte, wie sie die letzte Frage formulieren sollte, ohne dem Mädchen noch mehr Angst einzujagen, als sie ohnehin schon hatte. »Könnten Sie für eine Weile woanders wohnen? Bei einer

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