Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
Vom Netzwerk:
Materialien ausgesucht hatte – ganz zu schweigen von den Schränken –, dann war sie beeindruckt.
    »Ich sehe, du hast einen guten Innenausstatter.« Vielleicht hatte seine Exfrau das übernommen. Nicht, dass es Jess gekümmert hätte. Annette durfte ruhig schön sein und ein Auge für Dekoration haben, solange sie nur nicht intelligent und nett war. Jess schalt sich eine Idiotin und zog die Katzenkrallen ein.
    »Meine Mutter.« Er nahm eine Limonade aus der riesigen Kühl-Gefrierkombination mit den Glastüren. Das neuste und beste Modell. Noch ein Haufen Kohle.
    Dass seine Mutter für diese wunderbare Einrichtung verantwortlich war, machte die Sache fast noch schlimmer. »Das hat sie wirklich toll hingekriegt.« Natürlich hatte sie das. Sie hatte das Geldausgeben zur Kunstform erhoben.
    »Fühl dich wie zu Hause.« Er nahm noch einen Schluck, bevor er die Dose abstellte. »Ich bin gleich zurück.«
    Er zog die Anzugjacke im Gehen aus, ein Anblick, der sie an dieses eine Mal vor zehn Jahren erinnerte. Nur dass er damals in einem stylischen Appartement in der Innenstadt gewohnt hatte. Und streng genommen hatten sie sich auch nicht wirklich ausgezogen, sondern sich die Klamotten gegenseitig förmlich vom Leib gerissen.
    Jess schüttelte die Erinnerungen ab und wanderte weiter durch die unteren Räume. Das Wohnzimmer war mehr als wohnlich, mit großzügigen, bequemen Sitzmöbeln, einem ausladenden Kamin und einem Flachbildfernseher. Gemütlich, aber stilvoll. Das Esszimmer war ausgesprochen gelungen. Nicht zu formell, mehr eine eklektische Mischung aus luxuriös und schlicht.
    In der Gästetoilette dominierten Eisen, Marmor und Glas. Sehr maskulin. Geradezu sexy.
    Aber die Krönung war die Treppe in den ersten Stock: imposant und doch einladend durch den flauschigen Teppich, der die Stufen hinaufführte.
    Ihr Telefon gab den komischen kurzen Laut von sich, der ihr mitteilte, dass sie eine SMS bekommen hatte. Sie hasste SMS . Nur Gant simste ihr. Meistens um ihr einen Befehl zu geben, ohne sich Frechheiten von ihr anhören zu müssen.
    Jess setzte sich auf die zweite Stufe von unten und wühlte in ihrer Tasche. Sie musste unbedingt dieses Ungetüm ausmisten, in dem sich ihr ganzes Leben befand. Sie musste so viel tun.
    Sie fuhr mit dem Finger über das Display, damit die Nachricht sich öffnete. Eine unterdrückte Absendernummer. Sie runzelte die Stirn und griff nach ihrer Brille. Mit dem lästigen Ding auf der Nase scrollte sie nach unten und las.
    Ich feiere. Schade, dass du nicht dabei bist.
    Das Handy glitt ihr aus der Hand und schlug weich auf dem dicken Perserteppich auf, der den glatten Marmorboden schmückte.
    Der Schrecken traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie riss sich mit aller Kraft zusammen, rang mühsam um Fassung. Eigentlich sollte sie nicht überrascht sein. Spears war fixiert auf sie. Sie hatte ihn unbedingt fassen wollen und sich dabei angreifbar gemacht. Sie hatte so viel von sich preisgegeben, dass sie zwar nicht sein Vertrauen gewonnen, aber seine Neugierde geweckt hatte.
    Nun war sie der Gegenstand seiner starken Obsession.
Schade, dass du nicht hier bist
. Aber er war dort und sie nicht. Sie weigerte sich, bei seinem Psychospielchen mitzumachen.
    »Wie wäre es, wenn wir uns etwas zu Essen holen, bevor –«
    Sie hob ihr Telefon vom Boden auf und steckte es hastig zurück in die Tasche. »Schö–, ich meine, klingt gut.« Sie stand auf und setzte ein halbwegs überzeugendes Lächeln auf. »Könnten wir dann zurück zu der Ärztin fahren und einfach die Gegend bewundern, während wir essen?« Ihre Stimme kippte nur einmal ganz leicht. Sie war müde. Nach einem Tag wie diesem war das wohl kein Wunder.
    Er nickte langsam. »Warum nicht? Was wäre ich denn für ein Gastgeber, wenn ich dir nicht ein bisschen das Nachtleben zeigen würde?« Doch in seinem Blick lag leichter Argwohn. »Chinesisch oder Mexikanisch?«
    »Chinesisch.« Sie machte kehrt und schlenderte durch das Haus, auf demselben Weg, den sie auf ihrer Besichtigungstour genommen hatte. Wenn sie sich nur genug anstrengte, einen kühlen Kopf bewahrte, dann würde diese ganze Spears-Geschichte ihre Ermittlungen nicht weiter beeinflussen. Sie wollte nicht, dass Burnett ihr die ganze Zeit an den Hacken klebte.
    »Harper hat angerufen.«
    »Wie viele blaue Ford-Transporter mit einem Baujahr aus dieser Zeitspanne sind in dieser Region registriert?« So war es richtig. Cool bleiben. Ganz locker.
    »Einhundertdrei.«
    Jess lachte

Weitere Kostenlose Bücher