In tiefster Dunkelheit

ihr zu, als sie sich neben Jess niederließ.
    »Das wird schon«, murmelte sie. »Sobald wir die Mädchen gefunden haben.«
Und sobald Spears gekriegt hat, was er verdient,
fügte sie im Stillen hinzu. Und dann würde sie machen, dass sie wegkam, so weit wie möglich weg von hier.
    »Sergeant Harper«, sagte Burnett, »bitte informieren Sie uns kurz über die neusten Entwicklungen.«
    »Wie Agent Harris und Detective Wells heute herausgefunden haben, gibt es eine wenngleich vage Verbindung zwischen dem Debarros-Fall, in dem ein Mädchen unter ganz ähnlichen Umständen verschwand, und einem der Mädchen in unserem aktuellen Fall. Christina Debarros’ Mutter behauptete, der heimliche Freund ihrer Tochter wäre Tate Murray. Dana Sawyer war in der Highschool die Freundin dieses jungen Mannes.«
    »Das Problem ist«, warf Griggs ein, »dass Tate Murray seit über drei Jahren tot ist.«
    »So ist es, Sir«, bestätigte Chet. »Wir haben in Betracht gezogen, dass sich jemand für seinen Tod rächen will, entweder seine Eltern oder ein enger Freund, sind aber von diesem Motiv wieder abgekommen, denn keines der vermissten Mädchen hat etwas mit seinem Tod zu tun. Die Beziehung zwischen ihm und Dana Sawyer endete mehrere Monate vor dem Unfall, bei dem er ums Leben kam.«
    »Was ist dann das Motiv, und was haben Sie, um es zu untermauern?«, wollte Patterson wissen, dem die Ungeduld deutlich anzumerken war.
    »Was wir haben«, antwortete Chet, »ist die Tatsache, dass plötzlich, nach all diesen Jahren, fünf junge Frauen unter ähnlichen Umständen verschwinden. Und Christina Debarros’ Verschwinden weist ganz genau die gleichen Merkmale auf. Plötzlich und ohne Vorwarnung für Freunde oder Familie.«
    Jess betete, er möge bald zu dem Teil kommen, den sie noch nicht kannte.
    Als hätte Griggs ihre Gedanken gelesen, sagte er: »Gibt es hier ein Echo im Raum? Das wissen wir doch schon alle.«
    »Fahren Sie bitte fort, Sergeant«, sagte Burnett mit einem scharfen Blick in Griggs’ Richtung.
    Jess lehnte sich zurück und hielt sich eine Hand vor den Mund, um ihr Lächeln zu verbergen. Es war wirklich an der Zeit, dass Burnett sich nicht mehr von diesen alten Knackern die Zügel aus der Hand nehmen ließ. Zugleich war sie froh, dass es einer von ihnen gewesen war, der seiner Ungeduld Luft gemacht hatte, und zur Abwechslung mal nicht sie.
    »Detective Wells und ich haben alle möglichen Recherchen über Tate Murray durchgeführt, doch wir fanden nichts für unseren Fall Relevantes. Erst als wir es in Kombination mit dem Namen Tim versuchten. Reanne Parsons bekam SMS von jemandem namens Tim, wie wir alle wissen.«
    Jess hielt den Atem an. Sie blickte zu Lori, die nickte.
    »Tate Murrays voller Name ist Tate Isaac Murray. T . I . M.«
    Die Spannung im Raum nahm zu. Jess’ Herz pochte heftiger.
    »Also gaben wir den Namen Tim Murray ein«, erklärte Chet, »und hatten einen Treffer. Tim Murray ist seit zwei Jahren bei einer Online-Uni eingeschrieben. Die Art, bei der man keine Seminare besucht und nicht mal zu Prüfungen persönlich erscheinen muss. Anfang Juni hat er sein Diplom in Agrarwissenschaften gemacht, nur ein paar Tage, bevor unser erstes Mädchen verschwand.«
    Sie hatte richtig gelegen mit ihrer vorläufigen Schlussfolgerung. Jess musste sich beherrschen, um auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben. Sie wollte handeln!
    »Wie können Sie sicher sein, dass es sich bei Tate Murray und Tim Murray um dieselbe Person handelt?« Patterson schüttelte den Kopf. »Der Junge ist tot, Herrgott.«
    »Auf der Webseite der Uni sind die Fotos der letzten Absolventen zu sehen. Die wirken, als wären sie für den Highschool-Abschluss aufgenommen worden. Tim Murrays Foto ist identisch mit dem von Tate Murray im Jahrbuch seiner Abschlussklasse. Tim und Tate sind dieselbe Person. Und«, sagte Chet, bevor irgendjemand Theorien aufstellen konnte, um die offensichtlich naheliegendste Schlussfolgerung zu entkräften, »wie ich gerade von der Kraftfahrzeugbehörde erfahren habe, bei der ich gestern eine Anfrage eingereicht hatte, besaß Tate Murray einen Transporter, bevor er starb. Einen blauen
Ford
, Baujahr 1972.«
    Guter Gott. Jess merkte, wie auf einmal alle Luft aus ihrer Lunge wich. Er
war
es.
    »Das ist ja eine interessante Geschichte, Sergeant. Trotzdem ist eines sicher«, warf Griggs in ungläubigem Ton ein, »Tate Murray hat niemandem eine SMS geschrieben und keins von diesen Mädchen entführt. Wer ist denn nun in Ihrer Theorie der