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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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sah, wie sich der Seitenstreifen näherte, und korrigierte die Spur. »Ich weiß, dass du sie liebst«, sagte ich. »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen – neulich, als sie zusammengebrochen ist.«
    Wir fuhren eine weitere Meile, ehe Bob wieder das Wort ergriff. »Tja, du glaubst, dass ich auf dich herabsehe. Dass ich mich für was Besseres halte. Aber mit Susannes Erinnerungen an dich kann ich einfach nicht konkurrieren.«
    Abermals klingelte mein Handy.
    »Ja?«, sagte ich.
    »Mr Blake.«
    »Detective Jennings«, sagte ich.
    »Können Sie sich denken, wo ich gerade bin?«
    »Entweder im Krankenhaus – oder bei Riverside Honda.«
    »Ich bin hier im Autohaus«, sagte sie. »Der Ruine von Riverside Honda, um genau zu sein. Das gesamte Gebäude steht in Flammen. Ihre Exfrau hat mich unterrichtet, dass wir drei Leichen finden werden, sobald der Brand gelöscht ist. Außerdem haben wir einen Schwerverletzten, der umgehend in die nächste Klinik gebracht worden ist. Aber das sind sicher keine Neuigkeiten für Sie, richtig?«
    »Soweit ich weiß, hat Susanne Ihnen schon alles erzählt. Unter den Toten befindet sich auch ein Kollege von mir, Andy Hertz. Er wurde von einem gewissen Gary erschossen – der im Übrigen auch Kate Wood getötet hat.«
    »Wir müssen dringend miteinander reden, Mr Blake.«
    »Das werden wir auch«, sagte ich. »Sobald ich Zeit dafür habe.«
    »Es hat aber keine Zeit«, erwiderte sie scharf. »Ich will Sie jetzt sprechen – also kommen Sie gefälligst aufs Revier, und zwar sofort, verstanden?«
    »Wohl kaum«, sagte ich. »Ich habe nämlich einfach kein Vertrauen mehr zu Ihnen – Sie und Ihr Kollege Marjorie scheinen doch nur darauf zu warten, mir die nächsten Morde anhängen zu können. Statt sich endlich darum zu kümmern, was im Just Inn Time vor sich geht.«
    Detective Jennings schwieg einen Moment. »Wovon reden Sie?«
    »Von Menschenhandel«, gab ich zurück. »Wie wär’s, wenn Sie das verdammte Hotel endlich mal unter die Lupe nehmen, statt mich …«
    »Menschenhandel?«, unterbrach sie mich. »Und Ihre Tochter wurde darin verwickelt?«
    »Sie hat tatsächlich dort gearbeitet«, sagte ich. »Die gesamte Belegschaft des Hotels hat gelogen. Und das ziemlich überzeugend.«
    »Mr Blake, ich bitte Sie. Kommen Sie aufs Revier, und wir besprechen das Ganze in aller …«
    »Sie müssen das Hotel durchsuchen«, unterbrach ich sie. »Zimmer für Zimmer.« Ich spürte, wie sich ein Kloß in meiner Kehle bildete. »Es geht um Patty.«
    »Wieso? Glauben Sie, dass sie sich dort versteckt?«
    »Nein. Ich … ich glaube, sie ist tot.«
    Jennings wartete.
    »Gary hat gesagt, sie wäre tot«, fuhr ich fort.
    Jennings schwieg.
    »Detective?«
    »Ich bin noch dran«, sagte sie.
    »Und?«
    Wieder schwieg sie einen Moment. »Wir haben die Anrufe auf Pattys Handy überprüft.«
    »Ich habe schon x-mal versucht, sie zu erreichen«, sagte ich. »Aber sie ist nicht drangegangen.« »Auf ihrem Handy sind in den letzten „Wochen mehrere Anrufe aus Vermont eingegangen. Aus Stowe, um genau zu sein.«
    »Haben Sie herausbekommen, von wo angerufen wurde?«, fragte ich so ruhig wie möglich.
    »Von mehreren Telefonzellen. Dabei wurden verschiedene Prepaid-Karten benutzt.«
    »Und umgekehrt?«, fragte ich. »Hat Patty in Stowe angerufen?«
    »Nein«, antwortete Jennings.
    »Tja«, sagte ich. »Dann war es vielleicht nur ein Freund oder ein Verwandter.«
    »Sie sind nicht zufällig auf dem Weg nach Stowe, Mr Blake?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, gab ich zurück. »Hören Sie, Detective, ich bin in Eile.« Und damit beendete ich das Gespräch.
    Sekunden später klingelte mein Handy von neuem. Ein Blick aufs Display sagte mir, dass es wieder Jennings war.
    »Willst du nicht drangehen?«, fragte Bob.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich.
     
    ***
     
    »Tim!«, brüllte Bob ein paar Meilen später.
    »Hmm?«, sagte ich.
    Jetzt erst sah ich, dass wir uns auf dem Seitenstreifen befanden und geradewegs auf die Böschung zurasten. Abrupt riss ich das Steuer nach links und lenkte den Wagen zurück auf die Straße.
    »Verdammt noch mal!«, schrie Bob mich an. »Du bist eingeschlafen!«
    Ich blinzelte und schüttelte den Kopf. »Ach was«, gab ich zurück. »Alles okay.«
    »Jetzt fahre ich mal ein Stück«, sagte Bob.
    Ich wollte widersprechen, doch im selben Moment ging mir auf, dass er recht hatte. Ich fuhr rechts heran, ließ den Motor im Leerlauf, stieg aus und reckte mich in der kühlen Nachtluft.

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