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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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lass uns doch einfach darüber reden, okay? Bis jetzt hatten wir doch eine tolle Zeit, findest du nicht? Ich würde dich jedenfalls gern wiedersehen. Wie wär’s, wenn ich uns heute was zum Abendessen mache? Bei mir oder bei dir, wie du Lust hast. Also, melde dich doch einfach, wenn du ein paar Minuten hast. Ansonsten rufe ich dich noch mal zu Hause an. Okay, bis dann.«
    Kate.
    Ich fuhr meinen Computer hoch und checkte Sydneys Website. Keine E-Mails, und dem Besucherzähler nach zu urteilen war niemand auf der Seite gewesen, seit ich sie direkt nach dem Aufstehen überprüft hatte.
    Vielleicht war es doch an der Zeit, mich mal wieder mit Kip Jennings in Verbindung zu setzen.
    »He, Tim«, ertönte eine Stimme.
    Es war Andy Hertz, der Jüngste in unserem Verkaufsteam. Er war erst dreiundzwanzig und seit einem Jahr bei uns. Ein Autoverkäufer braucht nicht unbedingt viel Erfahrung. Manche von uns sind schlicht Naturtalente, und letztlich verkauft man keine Autos, sondern sich selbst. Und auf ebendiesem Gebiet war Andy mit seinem Bürstenhaarschnitt, den schicken Anzügen und seinem Schwiegersohncharme nur schwer zu schlagen; insbesondere ältere Damen hatten einen Narren an ihm gefressen.
    Wie so viele Neulinge in unserem Geschäft war Andy voll durchgestartet. Ein paarmal hatte er in unserer internen Rangliste ganz oben mitgespielt. Nach ein paar Monaten jedoch hatte sein Stern zu sinken begonnen, wie bei so vielen Jungs, die anfangs wie selbstverständlich einen Erfolg nach dem anderen einfahren. Irgendwann war eben der Lack ab. Ich hatte wenigstens eine Entschuldigung, warum ich den ganzen Juli über noch keinen einzigen Wagen an den Mann gebracht hatte. Andy hingegen machte nichts weiter als eine
    Durststrecke durch, wie wir sie alle schon mal erlebt hatten.
    Ich wandte mich ihm zu. Von seinem sonst so sonnigen Gemüt war nichts zu sehen.
    »Andy«, sagte ich.
    »Ich muss bei Laura antanzen«, sagte er düster. »In fünf Minuten.«
    »Irgendwelche letzten Worte, die ich deiner Familie ausrichten soll?«
    »Sie wird mich plattmachen«, erklärte er. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, Tim.«
    »Ach, solche Phasen haben wir alle schon mal durchgemacht.«
    »Seit zwei Wochen habe ich keinen Wagen mehr verkauft. Und dann ist mir auch noch dieser Kunde abgesprungen, der sich für einen Civic interessiert hat. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass er die Kiste kauft – und dann ruft er mich plötzlich an und sagt, er hätte sich für einen Chevy Cobalt entschieden. Das darf doch nicht wahr sein! Für einen schrottigen Cobalt!«
    »So läuft’s eben manchmal«, bemerkte ich.
    »Wahrscheinlich wird sie mich feuern. Ich habe sogar mit Freunden und Verwandten gesprochen, ob sie nicht einen Wagen kaufen wollen. Meiner Mutter habe ich schon vor sechs Monaten einen verkauft, aber mein Vater will keinen Japaner – er sagt, unser Land geht vor die Hunde, weil keiner mehr Autos aus Detroit kauft. Tja, und als ich gesagt habe, dann sollen sie eben mal ein paar fette Geländewagen weniger vom Band laufen lassen und in zukunftsträchtige Technologien investieren, hat er mich angebrüllt, dann solle ich doch nach Japan gehen und von morgens bis abends Sushi fressen.« Er hielt einen Moment inne. »Ich weiß nicht mal, ob ich diesen Monat meine Miete zahlen kann. Lieber bringe ich mich um, statt wieder zu meinen Eltern zu ziehen. Wenn es so weitergeht, kann ich bald
    Blut spenden gehen, um wenigstens Geld fürs Mittagessen zu haben.«
    »Alles schon da gewesen«, sagte ich. »Du machst dir einfach zu viel Stress. Hol dir eine Zeitung und geh die Annoncen für Gebrauchtwagen durch.« »Wie?«
    »Schau dir an, wer seinen Wagen loswerden will.«
    Stirnrunzelnd sah mich Andy an. Offenbar hatte er noch nicht ganz kapiert.
    »Such dir ein paar Kandidaten raus. Dann rufst du an und sagst, Hey, ich habe Ihre Anzeige gesehen, nein, ich will den Wagen nicht kaufen, aber haben Sie sich schon Gedanken über einen Neuwagen gemacht? Dann erzählst du ihnen was über unsere Kreditkonditionen und Leasingraten, fragst, ob sie schon mal darüber nachgedacht haben, ihr altes Auto in Zahlung zu geben, und lädst sie zu einem unverbindlichen Beratungsgespräch ein.«
    »Geile Idee.« Andy lächelte breit. »Ich werde Laura sagen, dass ich eine erstklassige neue Strategie auf Lager habe.«
    »Aber stell dich drauf ein, dass sie ihre übliche Nummer abzieht.«
    »Und zwar?«
    »Sie reißt eine Seite aus dem Telefonbuch und keift dich an:

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