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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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eine abgetragene Krawatte, und seine Haare sahen aus, als habe er vergessen, sich nach dem Aufstehen zu kämmen. Er stand leicht vornübergebeugt da, was den Eindruck entstehen ließ, als wollte er sich in seinem eigenen Körper verkriechen. Er war die Art Typ, der in der Schule stets mit der Nase im Dreck gelandet war, wenn die anderen ihm ein Bein gestellt hatten.
    »Ich habe geläutet, aber Sie haben mich nicht gehört«, sagte er.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich.
    »Sind Sie Tim Blake?«
    »Ja.«
    »Arnold Chilton«, stellte er sich vor. »Soweit ich weiß, hat Bob Janigan bereits mit Ihnen über mich gesprochen.«
    Hmm?
    Im selben Augenblick dämmerte es mir. Der Sicherheitsexperte, den Bob vor einiger Zeit erwähnt hatte. Der Profi, der möglicherweise mehr über Syds Verbleib herausbekommen konnte. Obwohl es mich wunderte, dass Bob den Mann tatsächlich eingeschaltet hatte – so sauer, wie er momentan auf mich war.
    »Bob hat mir schon vor ein paar Tagen Bescheid gegeben«, sagte Chilton. »Aber ich konnte nicht gleich vorbeisehen, weil ich meiner Mutter beim Umzug ins Altersheim helfen musste.«
    »Oh«, sagte ich und schüttelte ihm die Hand.
    Arnold Chilton pfiff durch die Zähne, als sein Blick durch die offene Wohnzimmertür fiel; ich war noch nicht dazu gekommen, dort wieder einigermaßen Ordnung zu schaffen.
    »Kleine Party gehabt?«, fragte er.
    »Von wegen«, sagte ich. »Hier ist eingebrochen worden. Die Typen haben das Haus komplett auf den Kopf gestellt.«
    »Wow«, sagte er. »Hätten Sie Zeit für ein paar Fragen?«
    »Lassen Sie uns rausgehen«, schlug ich vor. »Hier drinnen gibt’s momentan nicht mal einen Sitzplatz.«
    »Okay«, sagte Chilton und folgte mir nach draußen.
    »Gut, dass Bob Sie trotz allem engagiert hat«, sagte ich. »Wir hatten uns nämlich zuletzt ziemlich in der Wolle.«
    »Ja, er hat so was erwähnt.«
    »Sieht ihm ähnlich«, sagte ich. »Nun ja, ich halte es für gar keine so schlechte Idee, einen privaten Ermittler hinzuzuziehen. Die Polizei stochert im Dunkeln, und ich selbst habe auch nichts herausbekommen. Haben Sie schon mit Detective Jennings gesprochen?«
    »Wem?«
    »Kip Jennings«, sagte ich. »Die Polizistin, die mit den Ermittlungen befasst ist.«
    Er zog die Stirn in Falten, schien angestrengt zu überlegen. »Ja, ich glaube, Bobs Frau hat sie erwähnt.«
    »Susanne ist nicht seine Frau«, gab ich zurück. »Sie sind nicht verheiratet – noch nicht jedenfalls.«
    »Ah, ja.«
    »Sind Sie mit Bob befreundet?«, fragte ich.
    »Nicht direkt«, sagte er. »Aber ich habe schon öfters für ihn gearbeitet.«
    Unwillkürlich fragte ich mich, weshalb der Freund meiner Exfrau die Dienste eines Privatermittlers in Anspruch genommen hatte. Außerdem fragte ich mich, ob Arnold Chilton tatsächlich der richtige Mann war – einen besonders vertrauenerweckenden Eindruck machte er jedenfalls nicht, wie ich fand.
    »Tja, fangen wir einfach mal an«, sagte er. »Was ist an dem Tag passiert, als Ihre Tochter verschwunden ist?«
    Und so erzählte ich zum tausendsten Mal, was vorgefallen war, während Chilton sich Notizen in einem abgegriffenen Notizbuch machte.
    »Sie hatte doch bestimmt Freunde«, sagte er. »Ich brauchte ein paar Namen.«
    »Patty Swain«, sagte ich. »Ihre engste Freundin. Und mit Jeff Bluestein könnten Sie auch mal sprechen. Syd ist ein paarmal mit ihm ausgegangen. Außerdem hat er mir bei der Website geholfen.«
    »Könnten Sie den Namen buchstabieren?«
    Ich begann, den Namen »Bluestein« zu buchstabieren, aber er hielt die rechte Hand hoch. »Den Vornamen«, sagte er.
    Ich runzelte die Stirn. »J, e, f, f«, sagte ich.
    »Okay«, sagte er. »Manchmal schreibt man den Namen ja auch mit G.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Aber nicht G, e, f, f, sondern G, e, o, f, f.«
    »Ja.« Musste ich ihm jetzt auch noch erklären, dass man Syd mit y und nicht mit i schrieb?
    »Nun ja«, sagte er. »Ist irgendetwas Besonderes vorgefallen, ehe Syd ausgerissen ist?«
    »Nein«, sagte ich, während ich inbrünstig hoffte, dass Syd tatsächlich »ausgerissen« und nicht entführt worden war. »Wir hatten beim Frühstück eine kleine Auseinandersetzung, aber das war auch schon alles. Wegen der Sonnenbrille, die sie sich gekauft hatte.«
    »Und worum ging es dabei?«
    Mir stand ganz und gar nicht der Sinn danach, auch noch diese Bagatelle mit ihm zu erörtern. Alles in mir sträubte sich gegen die Vorstellung, dass unser kleiner Streit zu Syds Verschwinden

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