In tödlicher Gefahr
den Aufzug. „Dave sagt, das Opfer wurde erstochen.“
Der Arzt nickte. „Mehrere Stichwunden im Bauchraum. Massive innere Blutungen. Geschätzte Todeszeit zwischen acht gestern Abend und Mitternacht. Genauer kann ich die Zeit erst nach der Autopsie eingrenzen, weil der Tote dem Regen und sinkenden Temperaturen ausgesetzt war.“
„Irgendwelche Hinweise auf den Täter? Männlich? Weiblich?“
„Wahrscheinlich männlich. Die Stiche wurden aufwärts gerichtet und in rascher Folge ausgeführt. Eine Angreiferin hätte das Messer, wie Sie wissen, in einem Faustgriff gehalten wie einen Eispickel und in einer Abwärtsbewegung zugestochen.“
John nickte. Er wusste aus Erfahrung, dass Frauen, die mit einem Messer töteten, die Waffe anders hielten als Männer. Sie hatten einfach nicht die Kraft, um wie hier in einer Aufwärtsbewegung immer wieder zuzustechen. „Wie schnell können Sie die Autopsie machen?“
„Ist halb drei früh genug?“
John lächelte. „Sie sind unglaublich, Frank. Wir sehen uns später.“
Im Fortgehen blickte er zu der Häuserreihe an der Route 27 hinüber und nahm sich vor, die Bewohner noch heute zu befragen.
Zunächst musste er jedoch herausfinden, ob im Clearwater Motel Frau und Kinder auf Ian McGregor warteten.
Das Clearwater Motel, kaum drei Blocks vom Tatort entfernt, war ein einstöckiges Betongebäude mit einer Werbetafel für freies Kabelfernsehen und Kaffeemaschine im Zimmer.
Der Portier las gerade den Sportteil des
Princeton Packet
, während John die kleine Lobby betrat, in der sich lediglich ein frei stehender Empfangstisch, dazu als Dekoration eine Grünpflanze, ein Automat und ein Farbposter der Universität von Princeton befanden. Als er Schritte hörte, blickte der Mann auf. „Kann ich Ihnen helfen?“
John hielt ihm seinen Ausweis hin. „Ist der Geschäftsführer zu sprechen?“
Der Mann straffte sich sofort, faltete die Zeitung zusammen und gab sich aufmerksam. „Ich bin der Geschäftsführer, Rudy Walsh.“ Er lächelte, und man sah einen abgeschlagenen Vorderzahn. „Was kann ich für Sie tun, Detective?“
„Sie haben einen Gast mit Namen Ian McGregor?“
Der Mann zögerte. „McGregor?“ wiederholte er.
„Das sagte ich. Ist er eingetragen?“
„Der Name sagt mir erst mal nichts, aber lassen Sie mich nachsehen.“ Er wandte sich dem Computermonitor auf der rechten Seite seines Tresens zu und drückte einige Tasten. „Nein. Wir haben niemanden mit diesem Namen.“
John hielt einen kleinen Plastikbeutel mit dem Hotelschlüssel darin hoch. „Dann sehen Sie bitte nach, wer in Zimmer elf wohnt.“
Sichtlich nervöser werdend, drückte Walsh noch zwei Tasten. „Da haben wir’s. Ein Doppelzimmer. Aber es ist auf Ms. Rose Panini eingetragen.“ Während er sprach, drehte er den Monitor herum, damit John die Eintragung sehen konnte.
John las die Anmeldung mit Rose Paninis Namen. „War jemand hier, der sich nach einem der beiden erkundigt hat?“
Walshs Adamsapfel hüpfte auf und ab. „Nein.“
„Und warum glaube ich Ihnen nicht?“
Der Mann, eben noch ganz entspannt, warf einen nervösen Blick zur Tür, obwohl dort niemand war. „Ich weiß nicht. Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt.“
„Schauen Sie, Mr. Walsh“, erwiderte John geduldig, „ich möchte Zeit sparen und Sie hier befragen. Ich kann Sie aber auch aufs Präsidium bestellen. Was ist Ihnen lieber?“
Erneut schluckte Walsh trocken. „Ich möchte keine Probleme … mit niemandem.“
„Damit meinen Sie jemand anders als die Polizei?“
Er nickte kaum merklich.
Da er die Angst des Mannes erkannte, sprach John in freundlichem Ton weiter. „War jemand hier und hat sich nach Ian McGregor erkundigt?“
„Ja.“
„Hat er sich vorgestellt?“
„Nein. Er sagte nur, er sei ‘n alter Freund von ihm.“
„Beschreiben Sie ihn bitte.“
„Er war groß und kräftig, zweihundertfünfzig Pfund oder mehr. Kahl rasierter Schädel und Tattoos auf beiden Armen.“ Schweißperlen hatten sich auf seiner Oberlippe gebildet. „Er drohte, mich umzubringen, wenn ich ihm nicht die Zimmernummer seines Freundes geben würde.“
„Haben Sie gesehen, dass er in das Zimmer von McGregor gegangen ist?“
Walsh schüttelte den Kopf. „Er befahl mir, hier zu bleiben und keinem was zu sagen. Das habe ich getan.“
„Wann war das?“
„Gestern Nachmittag, gegen halb drei.“
„Haben Sie zufällig gesehen, welchen Wagen er fuhr?“
„Nein. Ich habe Zeitung gelesen, als er hereinkam. Ich sah
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