In tödlicher Gefahr
zu verpflichten, verabschiedete sie sich und ging zum nächsten Tisch.
23. KAPITEL
J ohn saß an seinem Schreibtisch, seinen Lunch vor sich – eine Tasse Kaffee und ein Käsesandwich aus dem Automaten in der Lobby. Beim Essen las er die verschiedenen Laborberichte, die ihm gerade gebracht worden waren.
Die Reifenabdrücke vom Tatort waren mit den Profilen verschiedener Hersteller verglichen worden. Die Untersuchung hatte ergeben, dass die Reifen vom Tatort von Goodyear waren, üblicherweise auf Geländewagen gefahren wurden und aus der Produktion der letzten Jahre stammten.
Officer Wilcox hatte Recht mit den Schuhabdrücken. Die vom Parkplatz gehörten nicht dem Opfer. Sie waren viel größer. Und da Schuh- und Reifenabdrücke in dieselbe Richtung liefen, konnte man sicher davon ausgehen, dass jemand anderer als Ian McGregor eine Konfrontation mit einem Geländewagen gehabt hatte.
John biss in sein Käsesandwich, kaute langsam und erwog mehrere Möglichkeiten. Hatte der Fahrer den Killer überrascht und versucht, ihn aufzuhalten? Oder hatte der Killer den Wagen bemerkt und versucht, einen möglichen Zeugen zu beseitigen? Wie auch immer, der Fahrer des Geländewagens hätte sich melden und den Vorfall anzeigen müssen. Warum, zum Kuckuck, tat er es nicht?
Er wischte die Krümel von dem Papier und widmete sich einem anderen Bericht. Mehrere Fingerabdrücke aus McGregors Motelzimmer gehörten Arturo Garcia, einem verurteilten Kriminellen, der acht Jahre wegen Drogenhandels in Toledo, Ohio, eingesessen hatte. Sein Wohnort war mit El Paso, Texas, angegeben.
Auf Befragen hatte der Reinigungsmann vom Clearwater Motel sich erinnert, dass er am Nachmittag des Mordes einen verbeulten grünen Pick-up mit texanischem Kennzeichen auf dem Parkplatz gesehen hatte. Diese Aussage zusammen mit der Bestätigung des Geschäftsführers des Motels, dass ein Mann, auf den die Beschreibung Arturo Garcias zutraf, nach Ian McGregor gefragt hatte, ließ für John keinen Zweifel, dass der grüne Pick-up Arturo Garcia gehörte.
Versonnen lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Offenbar hatte Arturo nach zehn langen Jahren den Verräter erwischt, den er zu töten gedroht hatte. Ob er seine Drohung wahr gemacht hatte, blieb zu beweisen. Die Indizien deuteten allerdings auf ihn. Trotzdem blieben noch einige ungeklärte Fragen. Zum Beispiel, warum beide Männer in strömendem Regen zum Carnegie See gegangen waren. Weshalb hatte er McGregor nicht im Motel umgebracht und so das Risiko möglicher Zeugen vermieden? Und vor allem: Warum hatten beide Männer stundenlang im Hotel herumgehangen, getrunken und Pizza gegessen, als wären sie die besten Freunde? Der Teenager vom Lieferdienst hatte Ian als den Mann identifiziert, der ihm die Tür geöffnet und gezahlt hatte. Doch Arturo musste auch dort gewesen sein, versteckt wahrscheinlich.
Auf Johns Bitte hin hatte Detective Otis Bloom vom Toledo Police Department ihm Fotos von Arturo, sein Vorstrafenregister sowie Adresse und Telefonnummer in El Paso geschickt.
Ein Anruf bestätigte, was John vermutet hatte. Arturo war nicht da. Nach Auskunft einer Frau, die sich als seine Mutter ausgab, war er nach Westen gefahren, um Freunde zu besuchen. Nein, hatte sie ein wenig spitz hinzugefügt, sie wisse nicht, wo er wohne oder wie man ihn erreichen könne. Ihr Sohn sei vierzig und habe schon lange aufgehört, ihr zu sagen, wohin er gehe.
Gleich nach dem Telefonat ließ John Arturo Garcia und dessen Wagen zur Fahndung ausschreiben und sorgte dafür, dass seine hässliche Visage auf der Titelseite jeder Zeitung der Gegend prangte und in allen Fernsehnachrichten erschien.
Bei der Besprechung heute Morgen um sieben hatte Captain Farwell, der die Polizei von Princeton mit eiserner Faust leitete, die These aufgestellt, dass Garcia mit seinem Wagen vermutlich schon meilenweit weg sei. John hielt es jedoch für möglich, dass er sich noch in der Gegend befand.
Er legte die Laborberichte beiseite, nahm den Autopsieordner und las die Daten des Toten, zusammen mit der Auflistung alter Verletzungen. Dazu gehörten ein geheilter Schulterbruch, eine gebrochene Nase, vermutlich von einer Schlägerei, ein chirurgischer Eingriff am linken Knie und vier einigermaßen tiefe Stichwunden am linken Unterarm, die laut Dr. Wang von einer Gabel stammten. Es gab auch eine neue Wunde – einen Kratzer am Hals, der offenbar von einer scharfen Klinge verursacht worden war und tief genug war, um zu bluten.
Die Todeszeit war auf
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