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In tödlicher Gefahr

In tödlicher Gefahr

Titel: In tödlicher Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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erwog, Rose eine halbwegs plausible Erklärung zu geben. Aber Ians Freundin war nicht dumm und hatte soeben etwas sehr Nettes getan, ohne Fragen zu stellen. Sie mit einer falschen Geschichte abzuspeisen wäre beleidigend und unfair.
    „Rose …“
    „Sie müssen mir nichts erklären“, erwiderte sie. „Es geht mich nichts an.“
    „Nur eines.“ Abbie ließ den Brief in ihre Tasche fallen und hob den Blick. „Ich habe ihn nicht umgebracht. Das müssen Sie mir glauben.“
    Rose lächelte. Es war ein sanftes, vertrauensvolles Lächeln. „Das tue ich.“
    Dann öffnete sie die Tür, kämpfte ein wenig mit ihren Tüten und stieg aus.
    Wie Abbie vermutet hatte, nahm die Presse rasch die Spur dieser für sie verlockenden Story auf und blieb dabei. Als die
Mercer County News
am Samstagmorgen an den Zeitungsständen lagen, beherrschte die Nachricht von Ian McGregors Tod und seine Verbindung zu Abbie DiAngelo die Schlagzeilen in einer Weise, die sie zusammenzucken ließ: Berühmte hiesige Küchenchefin steht in Verbindung zum Mordopfer.
    In dem Artikel wurde Ians krimineller Lebenslauf erläutert, seine kürzliche Haftentlassung und das geplante Wiedersehen mit seiner Schwester, die er seit achtundzwanzig Jahren nicht gesehen hatte. Genau das, was sie brauchte, in einer Gemeinde, in der Respektabilität und gute Herkunft alles bedeuteten.
    Zum Glück hatte Brady bereits mit dem Personal gesprochen. Als Abbie ins Lokal kam, gaben alle ihr Bestes, so zu tun, als sei es ein Tag wie jeder andere.
    Nicht so im Speisesaal, wo die Atmosphäre angespannt und die Blicke unverhohlen neugierig waren. Abbie gab sich so natürlich, wie es unter den Umständen möglich war, machte ihre Runde und begrüßte lächelnd neue Gäste und Stammkunden, dankbar, dass die Schlagzeilen sie nicht vertrieben hatten.
    Nur bei Professor Gilroy war es anders. Als Abbie an seinen Tisch kam, stand er auf und sah so traurig aus, als hätte er einen persönlichen Verlust erlitten.
    „Abbie“, begann er und nahm ihre Hände. „Das mit Ihrem Bruder tut mir sehr Leid.“
    „Danke, Professor.“ Sie entzog ihm sacht die Hände. „Aber wie Sie zweifellos gehört haben, kannte ich ihn kaum.“ Auch wenn ihre Worte grausam klangen, konnte sie es nicht ändern. Sie mochte keine Schau abziehen und die Trauernde spielen.
    „Ja, das habe ich gehört.“ Professor Gilroy setzte sich. „Aber der Schock, einen Verwandten nach so langer Zeit wiederzusehen und ihn dann durch einen brutalen Mord zu verlieren, muss groß gewesen sein. Wie geht es Ben?“ fügte er hinzu. „Weiß er es?“
    „Ja, ich habe es ihm gesagt. Und es geht ihm gut, wirklich.“ Eine leichte Ungeduld schlich sich in ihren Ton. „Ian McGregor war ein Fremder für ihn.“
    Gilroy machte eine bedauernde Miene. „Ich habe Sie gekränkt, das tut mir Leid.“
    Na, großartig, Abbie, du hast soeben deinen besten Kunden verprellt.
    „Nein, Professor, mir tut es Leid. Meine Nerven sind heute ein wenig angespannt. Es waren schwierige vierundzwanzig Stunden. Verzeihen Sie bitte.“
    „Kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich verstehe das sehr gut.“ Er lächelte wieder. „Und vielleicht gestatten Sie mir, meine Hilfe anzubieten.“
    Sie zog ein wenig die Stirn kraus, da sie nicht verstand, was er damit sagen wollte.
    „Ich begleite nächsten Samstag eine Jungengruppe der FitzRandolph Academy und vier Lehrer nach Northlandz. Ich dachte, Ben hätte vielleicht Lust, mitzukommen.“
    Der Name kam ihr vage bekannt vor. „Northlandz?“
    „Die Eisenbahnausstellung nördlich von Flemington“, erinnerte er sie. „Wir treffen uns Samstagmorgen um zehn auf dem Parkplatz der FitzRandolph Academy und kehren um drei zurück. Für Essen ist gesorgt.“
    Jetzt erinnerte sie sich. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Professor Gilroy detailliert die Modelleisenbahnausstellung beschrieben, mit ihren geschnitzten Canyons, Tausenden handgeschnitzter Häuser, Zugbrücken und mehr als hundert Zügen, die durch Dörfer, Tunnel und über Bergpässe tuckerten.
    „Danke, Professor. Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie Ben einladen. Leider hat er samstags Baseballtraining. Und Sie wissen, dass ihn nichts davon abhalten könnte.“ Sie verschwieg, dass ihr Sohn die Geschenke des Professors zwar „cool“ fand, aber nicht mehr so begeistert von Modelleisenbahnen war, dass er die Einladung angenommen hätte.
    Gilroy war sichtlich enttäuscht. „Vielleicht ein andermal“, erwiderte er knapp.
    Ohne sich oder Ben darauf

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