In tödlicher Gefahr
möchte.“
„Warum reden Sie dann nicht mit Ihrer Exfrau darüber? Sagen Sie ihr, was Sie möchten.“
„Wenn ich nicht gerade im Polizeidienst wäre, hätte ich das längst gemacht. Aber bei meinen unregelmäßigen Arbeitszeiten …“ Er schüttelte den Kopf.
Er tat ihr Leid. John wollte offensichtlich ein Vollzeitvater sein und konnte nicht. Oder glaubte zumindest, es nicht zu können. „Als ich das Campagne eröffnet habe, dachte ich genauso“, erwiderte sie, um ihm mit ihrer Erfahrung zu helfen. „Ich hätte meinen Traum beinahe aufgegeben, denn ich sagte mir, die Arbeitszeit sei zu lang, der Stress zu groß und der Profit gleich null – zumindest am Anfang.“
„Aber Sie haben es geschafft.“
„Es war nicht leicht, aber ja, ich hab’s geschafft. Mit Hilfe meiner Freunde. Claudia springt ein und spielt gelegentlich den Babysitter, und Tiffany, die Studentin, bleibt bei Ben, wenn ich nicht zu Hause bin. Lange Zeit hat auch meine Mutter geholfen. Aber …“ Sie verstummte, als sie merkte, dass sie diesmal selbst das Thema aufgebracht hatte.
John fragte mitfühlend: „Wie weit ist die Krankheit Ihrer Mutter fortgeschritten?“
Abbie zuckte fatalistisch die Achseln. „Noch nicht zu sehr. An einigen Tagen geht es besser als an anderen. Es ist schwer vorauszusagen.“
„Sie lebt allein?“
„Nicht mehr. Ich habe eine wunderbare Frau eingestellt, die bei ihr bleibt. Sie kommen gut miteinander aus.“ Sie lächelte. „So lange, bis sie etwas finden, in dem sie nicht einer Meinung sind. Dann aber Vorsicht.“
Sie merkte, dass John sie mit seltsamem Blick betrachtete, und fragte leicht nervös lachend: „Was ist?“
„Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Abbie DiAngelo.“
Abbie spürte, dass sie errötete. Sie hatte noch nie gut Komplimente annehmen können, schon gar nicht, wenn sie von einem so attraktiven und faszinierenden Mann gemacht wurden wie John Ryan. Sie suchte noch nach einer witzigen Erwiderung, als die Jungen aus dem Pool sprangen und laut verkündeten, sie seien wieder hungrig.
26. KAPITEL
„D as war heute ein toller Tag, was, Dad?“
John war soeben in Clarice’ Zufahrt eingebogen. Bei Jordans Frage schob er die Gangschaltung in den Leerlauf und wandte sich seinem Sohn zu. „Ja, das war es. Du hattest wohl viel Spaß mit Ben.“
„Ja … aber ich möchte auch mehr Zeit mit dir verbringen, Dad. Ich wünschte …“ Er verstummte, doch John wusste, was er hatte sagen wollen. Sie wünschten sich beide, häufiger zusammen sein zu können.
„Und ich möchte Zeit mit dir verbringen.“ Damit der Junge wieder lächelte, zerzauste John ihm die Haare. „Ich sag’ dir was. Nächsten Sonntag spielen die Phillies im Vet. Ich sollte versuchen, Karten zu bekommen.“
Jordans Miene hellte sich auf. „Das wäre cool, Dad. Glaubst du, es klappt noch? Ist schon ein bisschen spät dafür.“
„He, immerhin bin ich Polizist.“ Er stemmte in einer grässlichen John-Wayne-Parodie eine Hand auf die Hüfte, was Jordan jedes Mal zum Lachen brachte. „Und wenn ich die verdammten Karten nicht kaufen kann, ziehe ich meinen Revolver und schieße mir den Weg frei.“
Jordan lachte. „Du bist lustig, Dad.“
„Und du beeilst dich besser. Deine Mom sagte, du musst noch Hausaufgaben erledigen.“
„Okay.“ Er umarmte seinen Vater kurz. „Bist du Dienstag beim Spiel? Wo es doch um den ersten Platz geht.“
„Das will ich auf keinen Fall versäumen.“
John betrachtete Clarice’ Haustür noch lange, nachdem Jordan dahinter verschwunden war. Er dachte an die Unterhaltung mit Abbie. Wie sie es geschafft hatte, häusliche und berufliche Pflichten miteinander zu vereinbaren, imponierte ihm. Hatte er zu wenig an Jordan gedacht und automatisch unterstellt, sich bei seinem anspruchsvollen Beruf nicht ausreichend um ihn kümmern zu können? Er legte den Gang ein, fuhr den Plymouth rückwärts aus der Zufahrt und schlug die Richtung zum Haus seines Vaters in Lawrenceville ein.
Vor zwei Jahren, als er schon einmal erwogen hatte, das Sorgerecht für Jordan zu beantragen, hatte Spencer, sein Vater, ihn sehr unterstützt und sogar vorgeschlagen, er solle Percy, seinen Butler, anheuern, damit er sich ebenfalls um Jordan kümmere. Der Schotte führte seit dem Tod von Johns Mutter vor zweiundzwanzig Jahren den Haushalt der Ryans. Würdevoll und effizient versah Percy gleich mehrere Aufgaben zugleich. Er war Koch, Chauffeur, Haushälter und Vertrauter. Außerdem liebte er Jordan von Herzen.
Das
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