In tödlicher Gefahr
Zeit mit der Antwort, als genieße sie den Moment. „Abbie war bereit, meinem Bruder für sein Schweigen hunderttausend Dollar zu zahlen.“
28. KAPITEL
T iffany war erst ein paar Minuten fort, als Abbie auf dem Kies in der Einfahrt Schritte knirschen hörte. Leise ging sie zur Eingangstür und sah vorsichtig durch das lange, schmale Fenster daneben, um notfalls den Panikknopf ihrer Alarmanlage zu drücken, falls ihr nicht gefiel, was sie sah. Die Bewegungsmelder waren aktiviert, tauchten die Einfahrt in grelles Licht und bestätigten ihren Verdacht. Da draußen war jemand, der sich offenbar nicht verstecken wollte, da er sein Auto gut sichtbar abgestellt hatte.
Bei genauerem Hinsehen erkannte sie John Ryans schwarzen Plymouth und seufzte erleichtert auf. Aber was wollte er hier um diese Zeit? Und warum war er nicht gleich zur Haustür gekommen und hatte geklingelt, anstatt herumzuschleichen wie ein Dieb?
Sie öffnete die Tür. „Haben Sie etwas gegen Türklingeln, Detective?“
Ihre Frage erstaunte ihn offenbar, als sei es das Normalste der Welt, wenn er mitten in der Nacht über ihr Grundstück lief. „Ich dachte, Sie seien vielleicht draußen am Pool.“
Abbie sah die Taschenlampe in seiner Hand. „Um halb zwölf nachts?“
„Ich muss mit Ihnen reden.“
Er ist verändert, dachte sie leicht beklommen. Nicht mehr so freundlich wie gestern. Und natürlich glaubte sie ihm nicht, dass er sie mitten in der Nacht am Pool vermutet hatte.
Eine schreckliche Ahnung ließ sie zusammenzucken. Er wusste Bescheid.
„Darf ich hereinkommen?“ fragte er und beendete ihre Grübeleien.
Abbie wollte ablehnen. Denn es war spät, und sie war erschöpft und nicht darauf vorbereitet, seine Fragen zu beantworten. Doch die Entschiedenheit, mit der er sich vor ihr aufbaute, sagte ihr, dass er sich nicht vom Fleck rühren würde, bis er mit ihr geredet hatte.
Nervös lächelnd ließ sie ihn ein und ging voran in die Küche. Eigentlich sollte sie ihm einen Platz anbieten, da sein Besuch einen offiziellen Charakter hatte, doch sie lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und wartete.
John zog sein Jackett aus, als plane er, eine Weile zu bleiben, und hängte es über eine Stuhllehne. Ihr Blick blieb am Lederhalfter über seiner Schulter und der Waffe darin hängen. Irgendwie schien die Waffe der Situation angemessen.
Als John sprach, schwang in seinem Ton eine milde Enttäuschung mit. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie erpresst wurden?“
Ihr Herz schlug plötzlich schneller. Sie erwog, es abzustreiten und schockiert zu schweigen. In den letzten Tagen war sie eine so gute Schauspielerin geworden, dass er es ihr vermutlich abkaufen würde. Offenbar hatte ihm jemand einen Tipp gegeben. Na und? Dann stand Aussage gegen Aussage.
Aber sie konnte ihn nicht mehr belügen. Zögernd erwiderte sie seinen ruhigen Blick. „Wie haben Sie es herausgefunden?“
„Dann stimmt es also?“
Langsam nickte sie, um ein wenig Zeit zum Nachdenken zu haben.
„Wäre es Ihnen angenehmer, wenn wir uns setzen?“ Zu ihrer Überraschung deutete er auf die zwei Sessel neben dem Kamin.
Da er im Moment offenbar das Sagen hatte, folgte sie ihm in die gemütliche Ecke. Angespannt setzte sie sich auf den Rand der Sitzfläche und faltete die Hände im Schoß.
„Fahren Sie fort“, forderte er sie ruhig auf.
Seine Ruhe nahm ihr ein wenig die Nervosität. Sie redete etwa zehn Minuten, und ihre Stimme klang mit jeder Minute sicherer. Endlich die Wahrheit sagen zu können, war ungeheuer erleichternd. Sie erzählte alles: vom Tod ihres leiblichen Vaters, als sie fünf war, vom Brand im Haus der McGregors, von Ians Erpressung und ihrem gescheiterten Versuch, ihm das Geld am Carnegie See zu übergeben, bis zum Verbrennen des Briefes ihrer Mutter.
John unterbrach sie nicht. Selbst dann nicht, als sie erwähnte, dass sie die PPK mit zum See genommen hatte. Sie erwartete einen strengen Tadel, da es ein ernstes Vergehen war und gefährlich dazu, heimlich eine Waffe zu tragen. Stattdessen fragte er: „Können Sie den Mann beschreiben, der Sie angegriffen hat?“
Abbie zögerte nicht lange, denn das Gesicht des Mannes hatte sich ihr für immer eingeprägt. „Es war Arturo Garcia.“
John nickte. „Das habe ich mir gedacht.“
„Haben Sie herausgefunden, was er mit Ian zusammen am See wollte?“
„Nach allem, was wir bisher wissen, denke ich, Arturo hat Ian ausfindig gemacht und versucht, sich sein Geld zu holen. Ian hatte zwei Möglichkeiten:
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