In tödlicher Gefahr
erfolgreiche Küchenchefin mit eigenem Restaurant. Außerdem besitzt du ein schönes Haus und hast einen Sohn.“
„Er heißt Ben, ist neun und liebt Baseball.“
„Dann musst du glücklich sein.“
Erleichtert, dass Liz keine Feindseligkeit mehr zeigte, versuchte sie, mehr über ihre Stiefschwester zu erfahren. „Du und Jude, ihr wolltet keine Kinder?“
Liz warf einen Blick auf ihre graue Limousine, die als einzige außer dem Acura noch zurückgeblieben war. Einen Moment glaubte Abbie, ihre Stiefschwester würde einfach um sie herumgehen und verschwinden. Doch sie tat es nicht. „Zunächst wollten wir nicht und genossen das freie, unterhaltsame Leben. Als wir es schließlich an der Zeit fanden, eine Familie zu gründen, stellte ich fest, dass ich keine Kinder bekommen konnte.“
„Tut mir Leid“, erwiderte Abbie mitfühlend. „Das wusste ich nicht.“
„Niemand wusste davon. Jude und ich kamen überein, es für uns zu behalten. Es war zu schmerzlich, darüber zu reden.“
Abbie fühlte aufrichtig mit ihr, als sie hörte, dass Liz’ Stimme leicht zitterte. Auch wenn sie wenig mit ihrer Stiefschwester gemein hatte, war sie doch überzeugt, dass sie eine gute Mutter gewesen wäre. Sie wusste selbst nicht, warum sie fragte: „Möchtest du Ben kennen lernen?“
„Und schon willst du wieder Kumpel sein. Ich habe dir schon gesagt, das funktioniert nicht.“
„Woher willst du das wissen, wenn du es nicht versuchst?“
„Lass mich in Ruhe, Abbie.“ Liz blickte zum Auto, zögerte jedoch, als erwäge sie das Angebot. Schließlich ging sie mit einem Kopfschütteln zu ihrem Wagen.
Als Abbie nach der Beerdigung ins Campagne zurückkehrte, stand Brady vor dem Restaurant, das noch nicht zum Lunch geöffnet war.
„Ken Walker war wieder hier“, teilte er ihr mit und warf einen zornigen Blick über das Karree.
„Er war im Restaurant?“
„Nein, er ist draußen geblieben. Zuerst ist er auf dem Gehsteig auf und ab gegangen, dann hat er sich auf die Bank dort drüben gesetzt.“ Er deutete auf die Rasenfläche.
„Hat er etwas gesagt? Hat er Probleme gemacht?“
Brady klang ungeduldig. „Diesmal nicht, aber du weißt doch genau, dass der Mann psychisch labil ist. Keiner kann sagen, was der als Nächstes macht.“
Abbie ließ den Blick umherschweifen, doch Ken war nirgends zu sehen. „Ich spreche mit Lainie. Vielleicht kann sie ihn zur Vernunft bringen.“
Von Kens Frau bekam sie jedoch beunruhigende Auskünfte.
„Ken ist letzte Woche ausgezogen“, erklärte Lainie. „Ich habe ihm gesagt, er darf erst zurückkommen, wenn er aufhört, seinen Mitmenschen das Leben schwer zu machen.“
„Spielt er wieder?“
„Nein, aber seine negative Einstellung fing an, mich zu deprimieren. Und Robbie geht es richtig schlecht. Er liebt seinen Dad, aber er versteht nicht, warum er sich so seltsam benimmt.“
„Und was genau tut Ken?“
„Er macht alle Welt für seine Probleme verantwortlich und gammelt im Haus herum, anstatt sich einen Job zu suchen. Vielleicht erkennt er jetzt, was er zu verlieren hat, wenn er sich nicht ändert.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Tut mir Leid, wenn er seinen Frust an Ihnen auslässt, Abbie. Sie waren mehr als fair zu ihm, wenn man bedenkt, was er getan hat.“
Abbie hängte auf, doch sie würde nicht die Polizei anrufen, wie Brady vorgeschlagen hatte. Ken machte eine schwere Zeit durch, und seine Probleme noch zu verschlimmern, indem man die Behörden einschaltete, half ihm nicht. Sie musste einfach vorsichtig sein und aufpassen, dass sich ein Vorfall wie der vor einigen Tagen nicht wiederholte.
31. KAPITEL
A ls John am Donnerstagmorgen auf dem Revier erschien, entdeckte er zwei von Federal Express gelieferte Umschläge auf seinem Schreibtisch. Der eine stammte von seinem neuen Freund Detective Otis Bloom aus Toledo und enthielt eine Kopie von Earl Kramers Gerichtsakten. Der andere enthielt eine Auflistung von Rose’ Telefonaten.
Zunächst nahm er die Gerichtsakten und las. Kramers Prozess wegen der Ermordung eines Polizisten hatte ganze fünf Tage gedauert und war ein glatter Erfolg für die Staatsanwaltschaft gewesen. Obwohl sich der Angeklagte für nicht schuldig erklärte und behauptete, er sei das Opfer einer ausgetüftelten Polizeiintrige, hatten zwei Augenzeugen gesehen, wie er Officer Daniel Moyarty kaltblütig erschoss, als der verletzt am Boden lag.
Der Vorfall hatte sich ereignet, als Kramers Nachbarn wegen einer häuslichen Streiterei nebenan die
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