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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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hoffe, es ist ihm gelungen, sich aus dieser Art Ärger herauszuhalten.«
    Der Gouverneur hob seine Hand. In seiner Stimme schwang ein gewisser Abscheu vor Bonds Derbheit mit. »Nein, nein. Sie missverstehen mich. Ich spreche nicht von Sex. Diesem jungen Mann wäre niemals eingefallen, eine Affäre mit einer Einheimischen zu beginnen. Tatsächlich war er in sexueller Hinsicht vollkommen unerfahren. Das ist selbst heutzutage kein besonders seltener Umstand unter jungen Menschen in England, und damals war das noch vollkommen üblich. Und, wie Sie mir sicher zustimmen werden, leider auch der Grund für viele – sehr viele – katastrophale Ehen und andere Tragödien.« Bond nickte. »Nein. Ich erzähle Ihnen nur so ausführlich von seinem Wesen, damit Sie verstehen, dass das, was passierte, einem frustrierten jungen Mann mit einem liebevollen, aber unschuldigen Herzen und Körper widerfuhr, dessen soziale Unsicherheit dazu führte, dass er Kameradschaft und Zuneigung bei den Negern suchte anstatt in seiner eigenen Welt. Kurz gesagt handelte es sich bei ihm um einen sensiblen Außen seiter, körperlich uninteressant, aber in jeglicher anderer Hinsicht gesund, fähig und ein vollwertiger Bürger.«
    Bond nahm einen Schluck Brandy und streckte seine Beine aus. Ihm gefiel diese Geschichte. Der Gouverneur erzählte sie auf eine recht altmodische Art und Weise, die sie wahr klingen ließ.
    Der Gouverneur fuhr fort. »Die Dienstzeit des jungen Masters fiel mit der ersten Labour-Regierung zusammen. Vielleicht erinnern Sie sich, dass eines der ersten Dinge, um die sie sich kümmerten, eine Reform des diplomatischen Dienstes war. Nigeria bekam einen neuen Gouverneur mit fortschrittlichen Ansichten über das Einheimischenproblem, der angenehm überrascht war, als er herausfand, dass sich in seinem Stab ein junger Angestellter mit ähnlichen Ansichten befand, der diese bereits in die Tat umsetzte. Er ermutigte Philip Masters und übertrug ihm Aufgaben, die über seinem Dienstgrad lagen. Und als Masters für eine Beförderung an der Reihe war, schrieb er eine solch überschwängliche Beurteilung, dass Masters einen Dienstgrad übersprang und als stellvertretender Staatssekretär nach Bermuda versetzt wurde.«
    Der Gouverneur blickte Bond durch den Zigarrenrauch hindurch entschuldigend an. »Ich hoffe, ich langweile Sie nicht zu sehr. Es dauert nicht mehr lange, bis ich zum Punkt komme.«
    »Nein, ich finde es sehr interessant. Ich denke, so langsam bekomme ich eine Vorstellung von dem Mann. Sie müssen ihn gut gekannt haben.«
    Der Gouverneur zögerte. »Auf Bermuda lernte ich ihn noch besser kennen. Ich war sein direkter Vorgesetzter. Doch wir sind noch nicht ganz auf Bermuda angelangt. Der Luftverkehr nach Afrika war gerade aufgenommen worden, und Philip hatte sich aus irgendeinem Grund entschieden, nach London zu fliegen, um einen längeren Heimaturlaub zu haben, als es ihm bei einer Schiffsreise von Freetown aus möglich gewesen wäre. Er fuhr mit dem Zug nach Nairobi und nahm von dort den wöchentlichen Flug von Imperial Airways – dem Vorläufer der BOAC. Er war nie zuvor geflogen und war beim Start neugierig, aber leicht nervös, nachdem ihm die Stewardess, die er sehr hübsch fand, ein Bonbon zum Lutschen gegeben und ihm gezeigt hatte, wie er seinen Sicherheitsgurt richtig schloss. Als sie ihre Flughöhe erreicht hatten und er zu der Erkenntnis gelangt war, dass Fliegen eine angenehmere Sache war, als er erwartet hatte, kam die Stewardess durch die fast leere Passagierkabine zu ihm zurück und lächelte ihn an. ‚Sie können Ihren Gurt jetzt lösen.‘ Als Masters nicht auf Anhieb mit dem Verschluss zurechtkam, beugte sie sich über ihn und öffnete ihn. Es war eine intime kleine Geste. Es war das erste Mal in Masters Leben, dass er einer Frau, die ungefähr in seinem Alter war, so nah kam. Er errötete und verspürte eine außerordentliche Verlegenheit. Er dankte ihr. Sie lächelte angesichts seiner Unsicherheit verschmitzt, setzte sich auf die Lehne des leeren Platzes auf der anderen Seite des Gangs und fragte ihn, woher er komme und wohin er wolle. Er erzählte es ihr. Danach fragte er sie nach dem Flugzeug, wie schnell sie flogen, wo sie zwischenlanden würden und so weiter.
    Er fand die Unterhaltung mit ihr sehr angenehm und sie selbst atemberaubend hübsch. Er war überrascht, wie sehr sie an dem interessiert zu sein schien, was er über Afrika zu erzählen hatte. Sie schien zu denken, dass er ein weitaus

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