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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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bin, zu heiraten, werde ich nie in die Verlegenheit kommen, das herausfinden zu müssen.«
    Es folgte eine Gesprächspause. Die Zigarre des Gouverneurs war ausgegangen. Er brauchte einen Moment, um sie wieder anzuzünden. Als er wieder sprach, kam es Bond so vor, als würde in seiner gleichmäßigen Stimme nun ein Hauch von Leben und Interesse mitschwingen. »Ich kannte einst einen Mann, der die gleichen Vorstellungen wie Sie gehabt haben muss. Er verliebte sich in eine Stewardess und heiratete sie. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine recht interessante Geschichte.« Der Gouverneur warf Bond einen Seitenblick zu und lachte. »Aber ich nehme an, Sie sehen eine Menge der Schattenseiten des Lebens. Wahrscheinlich wird Ihnen die Geschichte eher langweilig vorkommen. Wollen Sie sie trotzdem hören?«
    »Sehr gerne.« Bond bemühte sich, enthusiastisch zu klingen. Er bezweifelte, dass der Gouverneur und er unter »Schattenseiten« das Gleiche verstanden, aber zumindest würde ihn das vor weiteren idiotischen Gesprächen retten. Jetzt musste er nur noch von diesem dämlichen weichen Sofa wegkommen. »Könnte ich wohl noch einen Brandy bekommen?«, fragte er, erhob sich und füllte sein Glas auf. Doch anstatt sich wieder auf das Sofa zu setzen, zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich dem Gouverneur schräg gegenüber an den Getränkewagen.
    Der Gouverneur betrachtete das Ende seiner Zigarre, zog kurz daran und hielt sie aufrecht, damit die Asche nicht herunterfiel. Während er erzählte, behielt er die Asche aufmerksam im Auge, und teilweise wirkte es so, als würde er direkt mit den blauen Rauchschwaden sprechen, die in die heiße, feuchte Luft aufstiegen und sich schnell auflösten.
    »Dieser Mann«, begann er langsam, »ich werde ihn Masters nennen, Philip Masters, fing fast zeitgleich mit mir im Kolonialdienst an. Ich war ihm ein Jahr voraus. Nach seinem Abschluss am Fettes College bekam er ein Stipendium für Oxford – der Name des Colleges spielt keine Rolle – und dann bewarb er sich für den Kolonialdienst. Er war kein besonders heller Kopf, aber er arbeitete hart, war kompetent und die Sorte Mann, die bei Vorstellungsgesprächen einen guten ersten Eindruck macht. Er wurde in den Dienst aufgenommen. Sein erster Posten war in Nigeria. Er machte seine Sache gut. Er mochte die Einheimischen und kam gut mit ihnen zurecht. Seine Einstellung war recht liberal, und auch wenn er sich nicht gerade mit den Nigerianern verbrüderte, was ihm zu jener Zeit Ärger mit seinen Vorgesetzten eingebracht hätte«, der Gouverneur lächelte säuerlich, »war er ihnen gegenüber doch äußerst nachsichtig und menschlich.« Der Gouverneur machte eine Pause, um an seiner Zigarre zu ziehen. Die Aschespitze war bereits bedrohlich lang, und er lehnte sich schnell zum Getränkewagen hinüber, um sie zischend in seine Kaffeetasse fallen zu lassen. Dann lehnte er sich zurück und sah Bond zum ersten Mal in die Augen. »Ich wage zu behaupten, dass die Zuneigung, die dieser junge Mann für die Einheimischen entwickelte, in gewisser Weise die Zuneigung ablöste, die andere junge Männer in diesem Alter für das andere Geschlecht empfinden. Unglücklicherweise war Philip Masters recht schüchtern und unbeholfen und hatte daher in dieser Richtung niemals so richtig Erfolg gehabt. Wenn er nicht lernte, um seine diversen Examen zu bestehen, spielte er für sein College Hockey. Die Ferien verbrachte er stets bei einer Tante in Wales, wo er Mitglied des örtlichen Bergsteigervereins war. Seine Eltern hatten sich übrigens scheiden lassen, als er noch im Internat war, und obwohl er ihr einziges Kind war, hatten sie sich nicht mehr besonders um ihn gekümmert, nachdem er mit seinem Stipendium in Oxford angefangen hatte. Also hatte er sehr wenig Zeit für die aktive Suche nach Mädchen und auch nicht viel, um sich denen zu empfehlen, die er zufällig traf. Sein emotionales Leben entsprach der frustrierten und ungesunden Weise unserer viktorianischen Großväter. Ich nehme daher an, dass sein freundlicher Umgang mit den nigerianischen Einheimischen eine Art Ausgleich für sein grundsätzlich warmes und leidenschaftliches Wesen war, dem man bisher jedwede Zuneigung versagt hatte. Seine emotionale Erfüllung hatte er nun im freundlichen und schlichten Charakter der Nigerianer gefunden.«
    Bond unterbrach die recht pathetische Erzählung. »Das einzige Problem mit schönen Farbigen ist, dass sie keine Ahnung von Empfängnisverhütung haben. Ich

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