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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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von der Steuerbehörde nicht gedroht, die Jacht und die anderen Ausgaben der letzten fünf Jahre nicht anzuerkennen, wenn wir keinen herausragenden wissenschaftlichen Erfolg präsentieren können? Haben sie es nicht so ausgedrückt?«
    »Schatz«, erwiderte Krest mit honigsüßer Stimme. »Ich schlage vor, du hältst jetzt einfach mal den Mund, statt weiter meine persönlichen Angelegenheiten vor allen auszubreiten. Ja?« Der Tonfall war freundlich und ungezwungen. »Weißt du, was du gerade getan hast, Schatz? Du hast dir für heute Abend ein kleines Treffen mit dem Korrektor eingehandelt. Das hat du getan.«
    Mrs Krest hob die Hand an den Mund. Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Oh nein, Milt. Bitte nicht«, flüsterte sie.
    Am zweiten Tag ihrer Reise erreichten sie im Morgengrauen Chagrin Island. Zuerst entdeckte es ihr Radar – ein kleiner Punkt auf der ansonsten stillen Anzeige –, und dann wurde der winzige Fleck am großen gekrümmten Horizont unendlich langsam immer größer, bis sich vor ihnen etwa achthundert Meter Grün umgeben von Weiß befanden. Es war etwas Besonderes, nach zwei Tagen, in denen es ihnen so vorgekommen war, als ob die Jacht das einzige lebende, sich bewegende Ding in einer leeren Welt wäre, auf Land zu treffen. Bond hatte das vorher noch nie so empfunden. Nun verstand er, was für eine schreckliche Bedrohung dieser Trübsinn in früheren Tagen für die Seefahrer dargestellt hatte – das gläserne Meer unter einer erbarmungslosen Sonne, die stinkende feuchte Luft, die Spur kleiner Wolken am Rand der Welt, die niemals näher kam und niemals Wind oder wohltuenden Regen brachte. Wie sehr mussten Seefahrer der vergangenen Jahrhunderte gejubelt haben, wenn sie diesen winzigen Fleck im Indischen Ozean erblickt hatten, während sie sich über die Riemen beugten, die das schwere Schiff pro Tag etwa zwei Kilometer weit brachten. Bond stand am Bug. Er beobachtete, wie fliegende Fische unter dem Schiff hervorsprangen und sich das Schwarzblau des Meeres in das Braun, Weiß und Grün der Untiefen verwandelte. Wie herrlich, dass er schon bald wieder laufen und schwimmen konnte, anstatt nur untätig herumzusitzen. Wie herrlich, ein paar Stunden allein sein zu können – ein paar Stunden ohne Mr Milton Krest!
    Sie gingen außerhalb des Riffs bei zehn Faden Tiefe vor Anker, und Fidele Barbey brachte sie mit dem Schnellboot an Land. Chagrin war in jedem Detail der Inbegriff einer Koralleninsel. Sie bestand aus etwa achtzigtausend Quadratmetern Sand und abgestorbenen Korallen sowie niedrigem Buschwerk, umgeben von fünfzig Metern seichter Lagune und einer Kette aus Riffen, an denen sich die sanfte Dünung brach. Große Vogelschwärme erhoben sich, als sie landeten – Seeschwalben, Tölpel, Fregattvögel –, ließen sich aber schnell wieder nieder. In der Luft lag der starke Ammoniakgeruch von Guano, und das Buschwerk war davon ganz weiß. Die einzigen anderen Lebewesen auf der Insel waren die Landkrebse, die über die
liane sans fin
trippelten, und die Winkerkrabben, die im Sand lebten.
    Das Leuchten des weißen Sands schmerzte in den Augen, und es gab keinen Schatten. Mr Krest ließ sich ein Zelt aufstellen und rauchte dann gemütlich eine Zigarre darin, während die Ausrüstung an Land gebracht wurde. Mrs Krest schwamm und sammelte Muscheln, während sich Bond und Fidele Barbey Tauchermasken aufsetzten und begannen, das Riff um die Insel systematisch abzusuchen.
    Wenn man nach einer bestimmten Unterwasserspezies sucht – seien es Muscheln, Fische, Algen oder Korallenformationen –, muss man Gehirn und Augen auf dieses eine individuelle Muster konzentrieren. Das Chaos aus Farben, Bewegung und den endlosen Varianten von Licht und Schatten wird gegen diese Konzentration ankämpfen. Langsam schwamm Bond durch das Wunderland und hatte nur ein Bild im Kopf – ein fünfzehn Zentimeter langer rosa Fisch mit schwarzen Streifen und großen Augen – das zweite Exemplar eines solchen Fischs, das Menschen jemals zu Gesicht bekommen würden. »Wenn Sie ihn sehen«, hatte Mr Krest ihm eingeschärft, »rufen Sie einfach und bleiben in seiner Nähe. Den Rest werde ich erledigen. Ich habe hier im Zelt das Beste, was es derzeit gibt, um Fische zu fangen.«
    Bond machte eine Pause, um seine Augen auszuruhen. Das Wasser hatte hier einen so starken Auftrieb, dass er mit dem Gesicht nach unten auf der Oberfläche liegen konnte, ohne sich zu bewegen. Gelangweilt brach er mit der Spitze seines Speers einen Seeigel

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