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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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ernst zu nehmen. Der Knoten sei im Betroffenen selbst, nirgends sonst. Das Unvermögen beruhe auf Einbildung. Michel de Montaigne habe ihm dies in Bordeaux durch Beispiele und einleuchtende Überlegungen bewiesen.«
    Das tröstete mich etwas, ohne mich gänzlich zu überzeugen, denn ich spürte in mir die vitale Essenz gelähmt. So lag ichreglos bei ihr und fürchtete, mich zu entehren, wenn ich das Begonnene nicht zu Ende brächte.
    »Ach, Pierre«, sprach sie, als verstünde sie all meine stummen Gedanken, »Ihr seid zu jung und zu kernig, als daß dieser Zauber, wie Ihr es nennt, Euch länger als eine Woche bannen könnte. Geht mir! Ein Knoten im Senkel! Recht hat mein Ehemann: es ist Quacksalberei! Trug! Bauernfängerei! Seid Ihr ein dummer Bauer, Pierre, der einem Dorfzauberer auf den Leim geht, oder ein Arzt, der unter seinem Skalpell die Gesetze der Natur sucht? Glaubt Ihr dem Hokuspokus der Mangane mehr als den vernünftigen Überlegungen eines Michel de Montaigne?«
    »Ah, Madame, ich wollte Euch gern glauben, wäre ich nicht so schlapp und gerädert, daß ich mich wie der Schatten meiner selbst fühle.«
    »Das sind Eure Gewissensbisse, mein kleiner Vetter, weil Ihr so schlimme, skandalöse Sünden begangen habt. Darum dünkt Euch diese Verknotung die verdiente Strafe. Nach einer Woche werdet Ihr in meinen Armen wieder ganz Mann sein, ich will es!«
    »Madame, ob ich Euch wohl gehorchen werde?«
    »Das bitte ich mir aus! Oder taugen meine Zauber weniger als die der Mangane? Sind meine Liebestränke schwächer? Bin ich weniger schön?«
    »Madame«, rief ich leidenschaftlich, »Ihr seid tausendmal schöner als diese Kreatur der Finsternis! Lichthell strahlt Euer Antlitz, und Euer Leib ist göttlich in all seinen Partien.«
    Sie war gerührt von meinen Worten und errötete bis in die Brustspitzen, schon da solch überschwengliche Komplimente immer der Auftakt zu meinen Zärtlichkeiten gewesen waren. Nun klagte sie über Schwüle und über ihre Hitzewellen, löste die Kleidung und bewegte sich immer heftiger, zumal ich aus erwähntem Grund dergleichen nicht tat. So ging das ein Weilchen, bis sie mit einem verlegenen Lachen sprach:
    »Liebster, wenn Ihr heute nicht Euer Vergnügen findet, ist das ein Grund, mir das meine vorzuenthalten?«
    »Oh, Madame, Ihr braucht nur zu befehlen! Es gibt nichts auf der Welt, was ich nicht gern für Euch täte.«
    Da mußte ich ihre Kammerzofe spielen und sie gänzlich entkleiden, was ich unter großen Seufzern des Bedauerns tat, daß ich von all den Schönheiten, die mein Auge sah, keinen Gebrauchmehr machen konnte. Dann mußte ich mich selbst entkleiden. Hierauf sie meine Hand nahm und führte wie damals, als sie mir zum ersten Mal solches gestattet hatte. »Liebster, tut mir, was ich so gern mag«, sprach sie. Ich gehorchte, und sie wurde noch ungestümer, ließ jenes Klagen und Stöhnen hören, das dem Fräulein von Mérol so wider den Strich ging. Doch bevor sie an ihr Ziel kam, unterbrach sie mich und sagte, ich solle mich auf sie legen. Was ich freilich nicht ganz ohne Scham tat, meiner Schlaffheit wegen; sie aber faßte meine beiden Schultern, drückte mich sanft in die Tiefe und bedeutete mir mehr durch ihre Geste denn durch Worte, den Mund da aufzulegen, wo mein Finger gewesen war. Wie merkwürdig mir diese Liebkosung zunächst dünkte, von der ich nie gehört und die vielleicht gar Sünde war, ich versagte mich Madame de Joyeuse nicht, meinte ihr dies ersatzweise zu schulden für mein schicksalhaftes Ungenügen. Doch als ich nach anfänglichem Staunen merkte, daß ihr Stöhnen heftiger wurde und lebhafter ihre Zuckungen, fühlte ich mich sehr glücklich, daß ich einer so gütigen Frau so erlesene Wonnen bereitete. Dieser Gedanke stärkte mein Gefallen an solch befremdlicher Liebkosung, ich hielt mich nicht länger zurück und tat es nicht ohne Zärtlichkeit, was sie vielleicht spüren mochte, denn am Ende wurde sie von einem Sturm der Leidenschaft erfaßt, wie ich ihn bei ihr noch nie erlebt hatte.
    Als nach dem Sturm die Stille eingekehrt war, sprach sie atemlos:
    »Mein kleiner Vetter, ich will nicht gotteslästerlich reden – denn ich fürchte den Herrn, gehe zur Beichte und höre eifrig die Messe – und möchte doch sagen, daß es himmlisch war und ich viel daran denken werde, ehe ich Euch am Mittwoch der kommenden Woche heil und ganz wiedersehe in der Erwartung, daß Ihr mir außer diesen Wonnen dann auch das Euch wohlbekannte Vergnügen bereitet.«
    Dazu

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