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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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ich leise.
    »Ach, wißt Ihr, diese seltsamen Herren verkehren untereinander wie wir mit unseren Mädchen«, sprach Cossolat. »Die Lust des einen auf den andern ist die Schwachstelle ihres Panzers. Da dringt jede Untugend durch. Ich bin doch auch ein redlicher Mensch und habe Euch trotzdem, um unserer Wirtin zu gefallen, zehn Dukaten abgepreßt. Was freilich nur recht und billig war«, fügte er hinzu und erhob sich.
    Ich hätte Fogacer gern noch am selben Abend gesprochen, doch wie ich vom hochrühmlichen Meister erfuhr, weilte er auf dem Landsitz eines betuchten Stadtbürgers, der seit Rondelets Tod auf seine Heilkünste schwor. Am dritten Abend endlich, als ich mein Wams schon abgestreift hatte und mich hinlegen wollte, hörte ich Bewegung in seinem Zimmer. In Hemd und Beinkleid begab ich mich vor seine Tür und pochte an.
    Er schien froh, mich so ungezwungen bei sich eintreten zu sehen, denn seit dem Karneval hatte er, so wie ich auch, aus Scham einen gewissen Abstand gewahrt.
    »Ah, Siorac!« sprach er, die Braue wölbend und seine Erregung hinter einem spöttischen Ton verbergend, »was sehe ich da neben Eurer Marienmedaille baumeln? Ein Säckchen? Seid Ihr, ein Hugenotte, zwiefach ein Götzenanbeter?«
    »Mitnichten, es ist die Arzenei gegen ein Nervenleiden, das mich gelegentlich befällt«, sagte ich.
    »In der Tat, Pierre, Ihr wirkt weniger stolz als sonst. Aber setzt Euch und erzählt mir ohne Umschweife, was Euch bedrückt. Wären Eure Wangen nicht so eingefallen (denn Ihr seht abgemagert aus), würde ich sagen, sie sind mit Fragen vollgestopft. Mein Sohn, stecht den Furunkel auf und laßt den Eiter spritzen! Um wen handelt es sich?«
    »Um die Mangane.«
    »O Gott! lauft Ihr jetzt auch den Teufelsröcken hinterher? An dieser Flamme könnt Ihr Euch leicht verbrennen!«
    Mir stand nach Lachen nicht der Sinn.
    »Ich habe sagen hören«, sprach ich und blickte ihm fest ins Auge, »daß man ihr den Prozeß macht. Und da dieser Prozeß mich in gewisser Weise berührt und die Untersuchung für Euch vielleicht nicht so geheim ist wie für mich, möchte ich Euch um Aufhellung bitten, falls Ihr sie mir zu geben geneigt seid.«
    »Ha!« rief er und begann wortlos auf und ab zu schreiten,wobei er in Abständen ein Auge auf mich warf. »Pierre, wer hat Euch auf den Gedanken gebracht, die Untersuchung könnte für mich weniger geheim sein als für Euch?« fragte er schließlich.
    Ich hatte hierauf längst eine Antwort bereit, die allerdings nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn ich wollte ihn nicht mit Cossolats Reden erschrecken.
    »Ihr habt am Karnevalstag den Reim abgerissen, der den Popanz eines Richters zierte.«
    »Ach so!« rief er erleichtert und setzte sich. »Das war nur, weil ich Verleumdungen nicht mag. (Er machte eine lässige Geste.) Aber was den Richter betrifft (auch hier eine lässige Geste), den kenne ich ein bißchen.«
    Dieses »bißchen« fand ich gut und dachte mir mein Teil.
    »Wohlan, was möchtet Ihr wissen?« fragte er.
    »Ob in dieser Angelegenheit mein Name gefallen ist.«
    »Ah, jetzt verstehe ich! Bis heute, Siorac, bis heute, sage ich, seid Ihr nur beschrieben, aber nicht namentlich genannt worden.«
    »Und hat man mich nach der Beschreibung erkannt?«
    »Der Richter nicht, aber ich auf Anhieb, weil ich Euch sehr gut kenne und auch weiß, wie draufgängerisch und ungestüm Ihr seid. Erkannt habe ich auch Merdanson und Carajac, an ihren ausladend breiten Schultern.«
    »Fogacer, habt Ihr es meinen Studienvater Saporta wissen lassen?« fragte ich mit einem Würgen im Hals.
    »Es mußte sein. Doch er will keinen relegieren, hat er gesagt, sofern Ihr nicht verurteilt werdet. Im übrigen ist er in großer Verlegenheit, hat er doch ein anonymes Geschenk angenommen, ein kleines Skelett ihm unbekannter Herkunft.«
    Er lachte schallend bei dem vergnüglichen Gedanken, Kanzler Saporta könnte als Hehler belangt werden. Diese Freude mochte ich nicht teilen, für mich stand viel zuviel auf dem Spiel, ich führte Fogacer zu unserem Thema zurück.
    »Fogacer, was meint Ihr zur Mangane?«
    »Der Prozeß erst macht die Hexe, nicht umgekehrt. So ein armes Mädchen bringt Ihr unter der Folter ganz leicht zu dem Geständnis, daß sie mit dem Teufel gevögelt hat.«
    »Ihr meint also, die Mangane hat keine übernatürlichen Kräfte?«
    »Nehme ich an. Die Mangane sowenig wie ihre ganze Sippschaft und der ganze Hexenspuk in Frankreich und Navarra.«
    »Aber wenn eine Zauberin den Senkel verknotet und eine

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