Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
Vom Netzwerk:
hoffen. Der König und die Königinmutter haben sechstausend Schweizer in den Sold genommen.«
    »Sechstausend Schweizer, von denen wir hier keinen einzigen sehen werden«, spottete Monsieur de Joyeuse. »Wie ich auch keinen Dukaten sehen werde, denn der König wird alle seine Truppen und all sein Geld brauchen, falls sich die Dinge zwischen ihm und den Hugenotten weiter verschlechtern.«
    Hier nun begannen auch die größten Eiferer zu fürchten, daß sie aus Jägern zu Gejagten werden könnten. Monsieur de Joyeuse trat näher an sie heran – sie waren aufgestanden, als er sich aus seinem Sessel erhoben hatte – und sah jedem einzelnen ins Gesicht.
    »Meine Herren, ich habe genug gesagt«, sprach er ernst.»Ich will Eure Entscheidung nicht beeinflussen. Deshalb verlasse ich Euch nun.«
    »Herr Generalleutnant«, meldete sich der älteste unter den Richtern zu Wort, »habe ich Euch recht verstanden, daß bei diesem Prozeß des Königs Interessen in der Provinz Languedoc berührt werden?«
    »Ihr habt mich recht verstanden, Herr Richter.«
    »Und was gebietet des Königs Interesse?«
    »Daß die öffentliche Ordnung nicht gestört wird in einem Augenblick, da alles am seidenen Faden hängt.«
    »Was also tun?« fragte der Richter.
    »Monsieur, da Ihr mich hierzu auffordert, will ich als Soldat zu Euch sprechen. Ganz unumwunden. Ihr habt Cabassus in der Hand. Er ist Atheist. Verbrennt ihn.
Das möchte genügen.
«
    Nach einem knappen Gruß wandte sich der Vicomte ab und ging.
    »Ha, Fogacer, so sprecht doch, sprecht!« rief ich, als er mir im Palais Joyeuse diesen Bericht gab. »Ihr spart das Wichtigste aus! Was war das Ergebnis der Beratung?«
    »Diese freie Beratung«, sagte Fogacer und wölbte seine Braue, »dauerte eine halbe Stunde. Dann wurde noch einmal das Verhörprotokoll mit den Aussagen von Cabassus verlesen, und man beschloß, jene Passagen zu tilgen, die für die drei Schüler belastend waren.«
    »Also bin ich gerettet!« rief ich.
    »Sofern man Euch nicht ermordet, weil von Euch mutvolle Taten zu befürchten wären, wenn die Hugenotten sich der Stadt bemächtigten. Und im übrigen, Siorac, gibt es kein besseres Mittel, einen so lauen Katholiken wie Monsieur de Joyeuse zu bestrafen, als seinen kleinen Cousin umzubringen …«
     
    Wie der voraufgegangene Sommer, war auch der des Jahres 1567 in Montpellier von drückender Hitze. Wieder sprengte man die Gassen und spannte von Haus zu Haus Schnüre, die mit schattenspendendem Schilfrohr behängt wurden.
    Zum Schutz gegen meine Feinde hatte mir Kanzler Saporta erlaubt, in der Rue du Bout-du-Monde und sogar auf dem Schulgelände Kurzschwert, Degen und Pistole zu tragen. Die Schule oder die Apotheke verließ ich stets nur in Begleitung Mirouls und Samsons. Am Mittwoch ließ mich Madame deJoyeuse durch ihre Karosse in der Rue de la Barrelerie abholen – zwei bewaffnete stämmige Kerle auf dem hinteren Tritt des Gefährts, ein Arkebusenschütze auf dem Bock neben dem Kutscher – und in gleicher Weise nachts wieder heimfahren.
    Die Thomassine verbot mir, in ihr Haus zu kommen, weil es bei Einbruch der Nacht im Saint-Firmin-Viertel nur so wimmelte von Gelichter, das für wenige Sols eine Waffe gegen mich gerichtet hätte. Aber sie lieh eine Sänfte und ließ sich von Espoumel und einem ehrbaren Schurken, beide bewaffnet, zur Apotheke tragen, wo sie mich in meinem Zimmer aufsuchte, reich gekleidet, maskiert und im Haar eine Schleife aus schwarzer Seide. Sie hatte die Stirn, dem Zyklopen Balsa zu sagen, sie sei meine Cousine; Balsa hinterbrachte es dem hochrühmlichen Meister, welcher kopfschüttelnd einen Vers aus dem Koran zitierte: »Geht der Berg nicht zu Mohammed, dann Mohammed zum Berg.«
    Später erfuhr ich von Luc, daß Dame Rachel, aus dem Mund Galle sprühend und Gift aus den Augen, ihrem Gatten vorgehalten hatte, er dulde unter seinem Dach schamlose Unzucht einer Gossendirne mit einem Grabschänder.
    »Unzucht, Madame?« hatte Meister Sanche sich erbost. »Habt Ihr an Monsieur de Sioracs Tür gelauscht?«
    »Ich nicht, aber Concepción.«
    »Dann packt Concepción auf der Stelle ihr Bündel, und Ihr, Madame, wart gut beraten, es ihr nicht gleichzutun. Es wäre Euch teuer zu stehen gekommen!« Und er hatte sich abgewandt und sie schmoren lassen in ihrem Gift.
    Ende August bestellte mich Cossolat in die
Drei Könige
, wo er im Zimmerchen der Wirtin mit besorgter Miene bei einem Braten und einer Flasche Wein saß.
    »Pierre, die Dinge stehen schlecht, ich

Weitere Kostenlose Bücher