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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Mund. »Waff?«
    »Ich frage nur, weil ich doch mal hineinschauen wollte.«
    »Die Kanzlei hat nur Kopien«, sagte Mimi. »Der ganze Kram liegt oben in Ronnies Büro. Aber du …«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich habe gesagt, ich will nichts davon hören. Aber jetzt interessiert es mich doch. Ich muss ja allmählich mal daran denken, wie es mit mir weitergehen soll. Ohne Karl.«
    »Es wird dich ziemlich aufregen«, sagte Mimi.
    »Nein, wird es nicht.«
    »Wird es wohl. Dieser Onkel Thomas ist eine geldgierige Ratte – und eine verlogene dazu. Herr Janssen – das ist dein Anwalt – konnte einige seiner Lügen schon aufgrund der vorliegenden Aktenlage entlarven, aber Karls Papiere sind nicht vollständig und auch nicht gerade übersichtlich gewesen, sodass es schwer werden wird, ihm alles nachzuweisen. Und Leo und seine Schwestern haben sich ebenfalls einen Anwalt genommen. Sie wollen ihren Pflichtteil, am liebsten vorgestern.« Mimi schnalzte mit der Zunge. »Zur Beerdigung konnten sie alle nicht kommen, aber zum Anwalt konnten sie rennen.«
    »Leo ist mittlerweile selber einer«, sagte ich.
    »Mag sein. Die Briefe schreibt aber ein gewisser Dr. Hebbinghaus. Ein promoviertes Arschloch, wenn du mich fragst. Tut so, als wärst du eine abgebrühte Erbschleicherin Schrägstrich Betrügerin. Die Formulierungen sind teilweise wirklich grenzwertig.«
    »Anwaltssprache eben.«
    »Es ist schwer, so was nicht persönlich zu nehmen.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich will mir trotzdem mal einen Überblick verschaffen. Außerdem muss ich zur Bank. Ich habe keine Ahnung, wie es um meine Finanzen steht. Du musst Unsummen für mich ausgegeben haben, und ich will dir aufkeinen Fall noch länger auf der Tasche liegen. Krieg ich eigentlich eine Rente oder so was?«
    »Du bekommst fünfundzwanzig Prozent von Karls Rente – die nächsten drei Jahre, vorerst.« Mimi runzelte ihre Stirn. »Das habe ich dir doch … Na ja, ich weiß, du hast mir nicht zugehört, aber das macht nichts. Ich habe mich ziemlich mit der Sachbearbeiterin herumgestritten, von wegen nur drei Jahre, und sie meinte, bis dahin seien die meisten ohnehin wieder verheiratet, und wenn ihr Kinder gehabt hättet, sähe die Sache natürlich ganz anders aus. Hallo? Auf welchem Planeten lebt die Frau denn?« Mimi seufzte. »Na ja, es ist besser als nichts, eine kleine, zusätzliche Sicherheit für dich. Ich könnte Karl dafür ohrfeigen, dass er keine Lebensversicherung abgeschlossen hat, der alte Geiz … – ’tschuldigung. Wie gesagt, die Papiere sind alle oben, ich kann sie gleich mit dir durchgehen. Papa hat so eine Art Inventarliste aufgestellt, ein paar Sachen hattet ihr in eurer Wohnung in London, aber die meisten der von Onkel Thomas aufgeführten Kunst- und Wertgegenständen sind offenbar eingelagert oder befinden sich noch in Karls Elternhaus.«
    »Vielleicht gehen wir da einfach mal gucken?«, schlug ich vor. »Wir haben doch den Schlüssel, oder?«
    Mimi grinste. »Vielleicht ist diese Frau Karthaus-Kürten doch kein so großer Idiot, wie ich gedacht habe.«
    » Ich habe das gedacht. Du hast gesagt, sie sei großartig.«
    »Ja, damit du hingehst«, sagte Mimi. »In Wirklichkeit habe ich nicht viel von ihr gehalten. Sie hat Ronnie immer in seiner Wehleidigkeit bestärkt, anstatt ihm zu sagen, er soll sich mal zusammenzureißen. Außerdem hatte ich den Eindruck, sie flirtet mit ihm. Aber jetzt muss ich sagen, sie versteht doch was von ihrem Job.«
    »Also wirklich!«
    »Es geht dir doch offensichtlich besser. Schon dafür könnte ich dieser Schnepfe die Füße küssen. Diese Tabletten müssen Wunderdinger sein. Am liebsten würde ich auch eine schlucken.«
    Tatsächlich hatte ich das Gefühl, nicht mehr ganz so neben mir zu stehen. Wenn man bedachte, dass ich sonst die meiste Zeit des Tages immer nur »Karlisttotkarlisttiotkarlisttot« gedacht hatte oder »Boah, was sind die alle doof«, war das hier ein immenser Fortschritt.
    »Was ist mit den Mieteinnahmen?«, fragte ich Mimi, die sich wieder der Zeitung zugewandt hatte. »So ein Sechsparteienhaus wird doch monatlich einiges abwerfen. Da hat sich doch sicher ein bisschen was angesammelt, mit dem ich meine Schulden bei dir bezahlen könnte.«
    »Du hast keine Schulden bei mir!«, sagte Mimi. »Und es sind zwei Sechsparteienhäuser. Die werfen tatsächlich einiges ab. Allerdings kosten sie auch ’ne Stange, so ganz nebenbei erwähnt. Aber das Geld fließt auf Karls Girokonto und das ist quasi eingefroren, bis dein

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