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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Kleingeld zurück ins Portemonnaie. »Jetzt haben Sie mich rausgebracht. Jetzt muss ich noch mal von vorne anfangen. Zwei, drei, dreifuffzich, dreisiebzich, viersiebzich …«
    »Hier«, sagte die Frau mit den lila Haaren und reichte dem Apotheker ein Rezept. »Aber lassen Sie sich Zeit, es ist gerade so spannend.«
    Der Apotheker lächelte mich an. »Hallo, kleine Kratzbürste!« Dann runzelte er die Stirn. »Wie siehst du denn aus? Ist das Matsch an deinen Schuhen?«
    »Schön wär’s«, sagte ich.
    »Sie musste vor ihrem Exfreund fliehen«, informierte ihn die Frau mit den lila Haaren bereitwillig. »Sie wollte durch die Hintertür wieder raus, aber Ihre Angestellte hat sie nicht gelassen. Und jetzt sitzt sie in der Falle.«
    »Bis jetzt benimmt er sich aber ganz manierlich«, sagte die andere alte Frau. »Er meint, sie sei eine Psychopatin.«
    »Nein, Kleptomanin «, sagte der Rentner. »Habe ich mir gleich gedacht, als die hier reinkam. Sieht auch aus wie eine Pennerin, wenn Sie mich fragen. Ach, Mist, jetzt haben Sie mich wieder rausgebracht. Also noch mal von vorn. Eins, drei, vier, vierfuffzich …«
    Leo hatte ein süffisantes Lächeln aufgesetzt und die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Sie sind Carolins Exfreund?«, fragte der Apotheker.
    Moment mal, woher wusste der meinen Namen?
    Leo schien sich das Gleiche zu fragen. »Sie kennen sich?«
    »Allerdings«, sagte der Apotheker. Allerdings, ich verkaufe ihr Psychopharmaka und bringe sie nach Hause, wenn sie besoffen auf der Straße herumliegt. »Und da ich gesehen habe, was Sie angerichtet haben, würde ich vorschlagen, dass Sie jetzt gehen und sie in Ruhe lassen.«
    Oh. Das war aber jetzt süß. Er dachte, Leo habe mir das Herz gebrochen, und seinetwegen müsse ich nun Antidepressiva schlucken.
    »Wie bitte?« Leo runzelte die Stirn. »Ich möchte ja gern mal wissen, was sie Ihnen über mich erzählt hat. Ach, nein, lieber doch nicht. Carolin, gehst du nun auf einen Cappuccino mit oder nicht?«
    »Nein, das tut sie nicht«, sagte der Apotheker bestimmt. »Sie hält nichts davon, alte Beziehungen wieder aufzuwärmen. Und sie hat keine Lust, sich anzuhören, wie Sie von Ihrer Verlobten schwärmen. Obwohl sie längst über Sie hinweg ist, also bilden Sie sich da bloß nichts ein.«
    Hä?
    »Woher wissen Sie, dass ich verlobt bin?«, fragte Leo.
    »Der Ring«, sagte der Apotheker und zeigte auf Leos Hand. »Platin, vierzig Gramm, Minimum. Selten einen Ring gesehen, der so laut Hallo, ich bin reich und verlo-hobt schreit, wie dieser.«
    Ich schaute ebenfalls auf Leos Hand. Ein dicker silberner Ring prangte an seinem Ringfinger.
    »Ein bisschen protzig«, sagte die Frau mit den lila Haaren.
    »Hier riecht es komisch«, sagte die andere Frau.
    Der Rentner zählt immer noch seine Münzen.
    »Wobei natürlich die Frage aufkommt, wie man sich da beim Ehering noch steigern will«, sagte der Apotheker.
    Leo schüttelte den Kopf. »Das ist mir hier wirklich zu doof.« Er griff in seine Manteltasche, holte eine Visitenkarte heraus und legte sie auf den Tresen. »Wenn du an einem richtigen Gespräch interessiert bist, ruf mich an, Carolin. Ich denke, es gibt da einiges, das wir klären könnten, schon um den Anwälten die Arbeit abzunehmen und ein Gerichtsverfahren zu vermeiden.«
    »Ich hätte morgen Nachmittag um vier Zeit«, sagte ich. »Aber da kannst du ja nicht, weil du deinen über alles geliebten, wunderbaren Vater beerdigen musst, der durch Gottes unerforschliche Wege leider viel zu früh aus eurer Mitte gerissen wurde.«
    »Tja, tatsächlich bin ich morgen Nachmittag unabkömmlich«, sagte Leo. »Obwohl die Idee zu dieser Feier sicher nicht auf meinem Mist gewachsen ist. Ich habe mich nämlich innerlich bereits vor sehr langer Zeit von meinem Vater verabschiedet.«
    »Spielt ja auch keine Rolle«, sagte ich und merkte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen.
    »Also, wenn Sie nichts kaufen wollen, würde ich Sie bitten zu gehen«, sagte der Apotheker zu Leo.
    Leo sah ihn konsterniert an. »Oh, nein ! Sie interessieren sich doch nicht etwa für Carolin? Himmelherrgott, sie ist gerade mal seit sechs Wochen Witwe.«
    Der Apotheker sah erschrocken aus.
    »Na ja, das muss nichts heißen«, sagte Leo. »Sie ist immer schon eine Frau der schnellen Entschlüsse gewesen. Als wir unsere erste kleine Meinungsverschiedenheit hatten, hat es auch nur drei Stunden gedauert, bis sie einen Neuen hatte. Also wünsche ich Ihnen alles Gute.« Wieder dieses süffisante

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