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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hat er schon Tausende mit dieser Nummer von der Schütz-Foundation kassiert – Stiftung für Filmkunst,hahaha«, knurrte Leo. »Einfach ohne unser Wissen hat er diese Anzeige aufgegeben … – mir war gleich klar, dass du oder jemand aus deiner Familie sie auch lesen würde. Am liebsten hätte ich Onkel Thomas den Hals umgedreht. Er ist wirklich das schwarze Schaf der Familie.«
    Eigentlich hätte diese Zweit-Beerdigung also ganz still und heimlich abgehalten werden sollen? So verschämt, wie es ihr zugestanden hätte? Diese Neuigkeit stimmte mich ein bisschen milder.
    Ich folgte Leo durch den Flur und blieb an der breiten, geschwungenen Treppe, die hinauf in den ersten Stock führte, stehen. »Das Kennwort ist Butterblume «, sagte ich.
    Leo drehte sich zu mir um. »Der Safe ist im Keller.«
    »Geh ruhig ohne mich. Ich bleibe solange hier.«
    »Hast du Angst mit mir allein im Keller?«
    »Nein.« Oder sollte ich? Wer würde meinen Anteil erben, wenn Leo mich mit einer Girandole erschlagen und für immer im Safe verschwinden lassen würde – gesichert mit dem Kennwort »Stiefmutter«. Oder »Erbschleich«. Da würde niemand drauf kommen.
    Leo zuckte mit den Schultern. »Butterblume?«
    »Ja. Karl hatte überall nur dieses eine Kennwort. Was anderes konnte er sich nicht merken. Er hasste meine komplizierten Codes. Wo auch immer er einen fand, hat er ihn umbenannt in Butterblume.« Ich setzte mich auf die unterste Treppenstufe. Genau hier hatte ich Karl zum ersten Mal gesehen.
    Leo blieb unschlüssig vor mir stehen. »Das war schon eine komische Sache mit euch beiden«, sagte er. »Das letzte Mal lebend gesehen habe ich meinen Vater auf der Beerdigung meiner Oma. Wir haben kaum vier Sätze miteinander gesprochen, er musste mir jedes Wort aus der Nase ziehen, wie immer.Dann habe ich den Fehler gemacht, ihn zu fragen, wie es dir geht und du immer noch Dinge zählst. Ich hatte es eigentlich mehr ironisch gemeint, ich dachte, es bringt ihn in Verlegenheit. Aber kaum war dein Name gefallen, veränderte sich sein ganzer Gesichtsausdruck. Er sah plötzlich ganz glücklich aus, und er hörte gar nicht mehr auf, von dir zu reden. Er sagte, dass du gerade wieder einmal einen Studiengang mit Bestnoten beenden würdest und dass du dich freuen würdest, nach London umzuziehen, weil du so furchtbar gern in Museen gingest, und dass deine Versuche, Steaks zu braten, immer damit enden würden, dass die Küche brennt. Und, ja, du würdest immer noch zählen, aber nur, wenn du dächtest, er bemerke es nicht.«
    »Einmal«, sagte ich und guckte an Leo vorbei. »Ein einziges Mal hat die Küche gebrannt.«
    »Wie auch immer«, sagte Leo. »Ich gehe dann also mal runter und hebe den Schatz.«
    »Warte«, sagte ich und reichte ihm »Nummer zweihundertdreiundvierzig«. »Ein bisschen müssen wir Onkel Thomas ja auch wieder in den Safe packen. Damit er was zu entdecken hat.«
    Leo grinste. »Das ist aber fies.«
    »Ja, nicht wahr?« Ich grinste zurück.
    Während Leo in den Keller ging, schlenderte ich langsam durch das Erdgeschoss. Die wenigen Möbel waren mit weißen Tüchern behängt, wie man das manchmal in amerikanischen Spielfilmen sieht. Im Wohnzimmer stand noch der Flügel. Vorsichtig schlug ich das weiße Tuch zurück und öffnete die Klappe.
    Vor meinem inneren Auge sah ich Karl am Flügel lehnen und erwartungsvoll auf mich hinunter schauen.
    Ich spielte Chopins Fantasie Impromptu Op. 66. Und derFlügel war zum Glück gestimmt. Ich war noch nicht ganz fertig, da kam Leo schon wieder aus dem Keller zurück. Er hatte ganz rosige Wangen.
    »Es ist alles da«, sagte er und legte ein Diamantarmband auf den Flügel. »Und noch viel mehr – ich wusste gar nicht, dass meine Großmutter so viel Schmuck hatte. Da unten sieht es aus, als hätte jemand einen Juwelier überfallen. Kaum zu fassen, dass das ganze Zeug hier über ein Jahr allein im Haus war. Mein Vater hätte es in ein Bankschließfach bringen müssen, das war unverantwortlich. Nicht auszudenken, wenn Onkel Thomas das Kennwort erraten hätte! Butterblume ist ja nun auch nicht gerade weit hinten im Alphabet. Früher oder später hätte er es herausgefunden.«
    »Hast du den Safe schon wieder geschlossen?«
    Leo schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    »Vielleicht legen wir Onkel Thomas doch noch etwas anderes hinein – nicht nur den Hund«, sagte ich.
    »Hast du etwa Mitleid mit diesem Betrüger? Ich nicht!«
    »War auch eine Schnupftabaksdose dabei?«
    »Oh ja«, sagte Leo. »Die

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