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In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück

Titel: In Wahrheit wird viel mehr gelogen - Erben bringen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ist vierzigtausend Euro wert.«
    »Vierzigtausend Euro für eine Schnupftabaksdose? Ich dachte, wir könnten sie vielleicht Onkel Thomas überlassen – er war so scharf drauf.«
    »Ja, weil sie vierzigtausend Euro wert ist«, sagte Leo. »Da geben wir ihm lieber ein paar von den hässlichen Schmuckstücken ab, die mein Großvater meiner Mutter in den Sechzigerjahren geschenkt hat.«
    »Ja, und die Schnupftabaksdose«, sagte ich. »Bitte! Du kannst sie von meinem Erbe abziehen.«
    Leo machte ein indigniertes Gesicht. »Na gut«, sagte er.
    Ich ging sicherheitshalber mit hinunter in den Keller und überwachte mit eigenen Augen, wie er »Nummerzweihundertdreiundvierzig« – leb wohl, kleiner Freund – die Schnupftabaksdose und eine Schatulle voller Goldschmuck im Safe einschloss.
    »Warte«, sagte ich, als er die schwere Stahltür zuklappen wollte. »Woher weiß ich, dass du nicht gleich wieder herkommst und die Sachen wieder rausnimmst, weil du sie deinem armen Onkel nicht gönnst?«
    Leo seufzte. »Du bist ja wirklich ziemlich misstrauisch«, sagte er. »Aber wenn es dich beruhigt, kannst du das Kennwort ändern und es mir nicht verraten.«
    Und so kam es, dass ich Onkel Thomas eine halbe Stunde später auf seinem Handy anrief und sagte, er solle den Safe bitte ohne mich öffnen. Ich besäße nicht die Stärke, noch einmal in das Haus zu gehen, in dem ich Karl zum ersten Mal getroffen hatte.
    »Ja, ja«, sagte Onkel Thomas ungeduldig. »Und was ist das Kennwort?«
    »Ich ben ’ne Räuber, leev Marieche, ben ‘ne Räuber durch un durch«, sagte ich feierlich. »Allerdings ohne das letzte durch.«
    »Was? Das hat doch mehr als elf Buchstaben«, rief Onkel Thomas.
    »Du darfst nur die Anfangsbuchstaben nehmen«, sagte ich. »Und achte auf die Groß- und Kleinschreibung.«
    »Warte!«, rief Onkel Thomas. »Wie war das? Das ist ein Karnevalslied, oder? Karneval waren unsere Eltern mit uns immer im Skiurlaub.«
    »Aber das Lied müssen Sie doch wohl kennen! Es ist Ihnen wie auf den Leib geschrieben.«
    Onkel Thomas schien kein bisschen zu kapieren, worauf ich da anspielte. Aber da hatte ich sowieso schon aufgelegt.
    Leo lachte mit zurückgelegtem Kopf. »Ganz ehrlich, dasGesicht möchte ich gern sehen, wenn Onkel Thomas den Safe öffnet und den Hund sieht!«
    »Wir hätten eine Kamera im Safe installieren sollen«, sagte ich. »Aber dazu ist es jetzt zu spät. Es wird höchste Zeit, dass wir hier wegkommen, Onkel Thomas wird schneller hier sein als die Feuerwehr.«
    Leo fuhr mich nach Hause. Das Klirren des vielen Schmucks war in jeder Kurve zu hören, und immer, wenn es klirrte, mussten Leo und ich grinsen. Einer plötzlichen Eingebung folgend bat ich Leo, mich nicht in den Hornissenweg zu fahren, sondern schon im Rosenkäferweg aussteigen zu lassen.
    Leo nickte. »Ich habe dich übrigens neulich im Kino gesehen. Aber ich hatte Larissa dabei, also wollte ich dich nicht ansprechen und in Verlegenheit bringen.«
    »Wie meinst du das?« Ich hätte diese Larissa nur zu gern mal gesehen. »Warum hätte ich verlegen sein sollen?«
    Leo verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Okay, dann wollte ich eben nicht, dass du mich in Verlegenheit bringst. Du hast so eine Art, weißt du, ich nehme an, du machst das nicht mal mit Absicht … Außerdem warst du nicht allein. Du warst mit diesem Apotheker unterwegs. Larissa kannte ihn und wollte ihm auf gar keinen Fall begegnen, weil er mal mit ihrer Freundin Tina zusammen war und kurz vor der Hochzeit Schluss gemacht hat.«
    »Nein, das ist ausgeschlossen, Justus ist …« Ich stockte.
    »Glaub mir, Larissa kannte ihn ganz gut«, sagte Leo. »Sie sagt, der Typ habe so einen netten Eindruck gemacht, aber dann hat er ihre Freundin zwei Wochen vor der Hochzeit sitzen gelassen. Die war natürlich am Boden zerstört. Hat Jahre gedauert, bis sie drüber weg war. Das muss man sich mal vorstellen – die Einladungen sind längst verschickt, das Brautkleid gekauft, ein Saal gemietet, das Essen bestellt … – nichtgerade die feine Art, oder? Also sei vorsichtig mit dem.« Leo bremste vor »Pumps und Pomps«. »Aber ihr seid ja nur gute Freunde.«
    »Genau«, sagte ich und versuchte mir nichts von meinem inneren Aufruhr anmerken zu lassen. Justus war mal hetero gewesen? Und nur zwei Wochen vor seiner Hochzeit hatte er gemerkt, dass er eigentlich schwul war? Gleich morgen früh würde ich eine Notfalltherapiesitzung bei Frau Karthaus-Kürten anberaumen.
    »Tja«, sagte Leo. »Dann – viel

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