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In Zeiten der Flut

In Zeiten der Flut

Titel: In Zeiten der Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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dreißig Zentimeter über dem Boden schwebte und auf dessen Oberfläche kristallbesetzte Stäbe, Büschel von Hahnenfedern und kleine Fetische verteilt waren. Glastüren gingen auf einen Balkon hinaus, von dem man einen vom bläulichen Auspuffdunst zahlloser Bodenfahrzeuge vernebelten Ausblick auf eine antike Stadt aus Backsteinen und Schmiedeeisen genoß.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Philippe, worauf sich sein zweites Ich wieder an die Arbeit machte. Der Bürokrat beneidete Philippe um den selbstverständlichen Umgangston, den er mit sich pflegte. Philippe fühlte sich in Philippes Gegenwart vollkommen behaglich, ganz gleich, wie viele Avataras man von seiner Person abgespalten hatte.
    Sie reichten sich die Hände (Philippe hatte momentan zwei Stellvertreter, sein drittes Ich war irgendwo unterwegs), und Philippe sagte: »Fünf Stellvertreter! Ich wollte Sie schon fragen, warum Sie nicht bei der Untersuchung sind, aber jetzt sehe ich, daß Sie doch dort sind.«
    »Was für eine Untersuchung?«
    Philippe sah von seiner Arbeit auf und lächelte mitfühlend. Der andere Philippe sagte: »Ach, das werden Sie noch früh genug herausfinden. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Bei der Techtrans gibt es einen Verräter.«
    Philippe fixierte ihn lange; beide Avataras rührten sich nicht, blinzelten nicht einmal. Er und der Bürokrat musterten sich eingehend. Schließlich sagte Philippe: »Haben Sie irgendwelche Beweise?«
    »Nichts, womit man eine Sondierung der ganzen Abteilung erzwingen könnte.«
    »Also, was wollen Sie dann von mir?« Philippes zweites Ich schenkte sich ein Glas Fruchtsaft ein und sagte: »Möchten Sie etwas trinken? Dürfte ein bißchen fade schmecken, das tun alle Netzgetränke. Hat irgendwas mit dem Blutzucker zu tun.«
    »Ja, ich weiß.« Der Bürokrat winkte ab. »Sie haben sich mit der Überwachung der Biowissenschaft beschäftigt. Ich habe mich gefragt, ob Sie wohl über Klone Bescheid wissen. Vor allem über menschliche Klone.«
    »Klone. Na ja, viel weiß ich nicht. Beim Menschen ist das natürlich strikt verboten. Das ist eine harte Nuß, an die sich niemand heranwagt.«
    »Vor allem frage ich mich, welchen praktischen Nutzen es haben könnte, sich selbst zu klonen.«
    »Nutzen? Na, wissen Sie, in den meisten Fällen geht's dabei wohl eher ums eigene Ego als um den tatsächlichen Nutzen. Jemand möchte den eigenen Tod überleben, möchte die Gewißheit haben, daß das heilige und unersetzliche Ich für alle Zeiten bis zum Omega-Punkt der Existenz überdauert. Die Gründe dafür liegen im Morast der Seele verborgen. Dann gibt es natürlich noch die sexuellen Fälle. Ziemlich öde Geschichten, das können Sie mir glauben.«
    »Nein, ich glaube, darum geht es nicht. Ich kenne jemanden, der den größten Teil seines Lebens darauf verwandt hat. Seinem Verhalten nach zu schließen, würde ich sagen, daß er ein klares, festumrissenes Ziel vor Augen hatte. Wer es auch ist, er befindet sich in einer sehr exponierten Position; wenn er sich seltsam verhalten würde, wäre es schon längst aufgefallen.«
    »Nun ja«, meinte Philippe widerwillig, »das ist natürlich alles höchst spekulativ. Sie dürfen sich dabei nicht auf mich berufen. Aber nehmen wir mal an, Ihr Missetäter nähme eine relativ hohe Position in einer Regierungsbehörde oder sonstwo ein - Namen wollen wir keine nennen. Es geht um irgendwelche Heimlichkeiten. Es gibt jede Menge Situationen, wo es gelegen käme, zwei gültige Handcodes parat zu haben anstatt nur einen. Beispielsweise dann, wenn zwei ranghohe Offiziere erforderlich sind, um eine inoffizielle Operation einzuleiten. Oder wenn es darum geht, mit einer zusätzlichen Stimme die Entscheidung eines Komitees zu beeinflussen. Das System würde merken, daß die beiden Handcodes identisch sind, würde aber nichts unternehmen. Die Gesetze zum Schutz der Privatsphäre verbieten dies. Ein verdammtes Schlupfloch, aber so sind die Gesetze nun mal.«
    »Ja, so etwas ähnliches habe ich mir bereits gedacht. Aber ist das nicht unnötig kompliziert? Es muß doch zahllose einfachere Methoden geben, die Geräte zu bescheißen.«
    »Das sollte man eigentlich meinen. Man verpflanzt einen Fetzen Haut, macht einen Handschuh daraus und gibt ihn einem Komplizen. Oder man zeichnet seine eigene Übertragung auf und schickt sie einen Tag später erneut ab. Allerdings würde beides nicht funktionieren. Das System ist besser geschützt, als man meinen möchte.«
    Ein Glockenspiel erklang. Philippe

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