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In Zeiten der Flut

In Zeiten der Flut

Titel: In Zeiten der Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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verwischte sich bereits.
    Er machte sich auf den Rückweg.
    Die Chancen, daß er zum Flieger zurückging, standen fünfzig zu fünfzig. Er hätte es gern genauer gewußt, aber er hatte die Orientierung verloren, und das Denken fiel ihm schwer. Seine ganze Aufmerksamkeit wurde von der Kälte in Anspruch genommen, die ihre Zähne in sein Fleisch schlug und ihn nicht mehr losließ. Eisnadeln stachen in seine Muskeln. Sein Gesicht war steifgefroren. Er knirschte mit den Zähnen, fletschte unwillkürlich die Zähne und zwang sich, weiterzugehen.
    Nach einer Weile merkte er, daß er eindeutig in die falsche Richtung ging, denn er war nicht wieder am weggeworfenen Fernseher vorbeigekommen. Diese Erkenntnis schob er möglichst lange vor sich her, denn die Vorstellung, auf demselben Weg zurückzugehen, überstieg seine Kräfte. Irgendwann mußte er sich seinen Irrtum jedoch eingestehen, wandte sich um und ging zurück.
    Es herrschte eine wundervolle Stille.
    Der Bürokrat hatte schon längst kein Gefühl mehr in den Füßen. Allmählich kroch die schmerzende Kälte an seinen Beinen hoch und betäubte seine Wadenmuskeln. Seine Knie scheuerten schmerzhaft an der kalten Hose. Seine Ohren brannten. Ein heftiger Schmerz in beiden Augen und über der Nasenwurzel verursachte ihm Schädelbrummen, so als murmelten Dämonenstimmen im Chor sinnlose Worte.
    Dann kroch die lähmende Taubheit noch weiter in die Höhe, seine Knie gaben nach, und er stürzte.
    Er stand nicht wieder auf.
    Endlos lange lag er da und meinte, die Geräusche von Phantommaschinen zu vernehmen. Eine wohltuende Wärme breitete sich in ihm aus. Darüber war auch im Fernsehen geredet worden. Steh auf, du Bastard, dachte er. Du mußt aufstehen. Etwas knirschte, und dann erblickte er vor sich Stiefel, schwarze Lederstiefel. Ein korpulenter Mann ging in die Hocke und nahm ihn sanft auf die Arme. Hinter der Schulter des Mannes erblickte er in dem wirbelnden Weiß einen verschwommenen Farbtupfer, der von einem Wagen oder einem Laster stammen mußte.
    Der Bürokrat schaute hoch in ein breites Gesicht, das voller Stärke und Wärme war und ebenso unnachgiebig wie Stein. Der Mann sah aus wie jemandes Vater. Die Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, welches das ganze Gesicht des Mannes einbezog und die Wangen zu fröhlichen Bällen formte. Der Mann zwinkerte ihm zu.
    Er war Gregorian.

13 - Weiter Ausblick
    Drei Männer saßen am Lagerfeuer.
    Es war eine kalte Nacht. Der Bürokrat rauchte schwarzes, mit Amphetaminen versetztes Haschisch, um wach zu bleiben. Gregorian hielt ihm die Pfeife an den Mund und drängte ihn, tief zu inhalieren und den Rauch möglichst lange drinzubehalten. Vom Hasch schwirrte dem Bürokraten der Kopf. Seine Füße waren unglaublich weit entfernt, eine ganze Tagesreise den gigantischen Grat seiner Beine entlang. Lang hingefläzt am Berghang, war er unheimlich ruhig und zugleich hellwach, über den himmlischen Telegrafen unmittelbar mit der uralten Weisheit verbunden, die wie Mondsteine in einem Amalgam von Koprolithen und den Zähnen von Säbelzahntigern auf dem Grund seines Schädels lagen. Kurzzeitig verlor er den Kontakt zur äußeren Realität und tauchte tief in die unterseeischen Höhlen der Wahrnehmung ein, ein Piratenkapitän auf der Suche nach Beute. Dann atmete er aus. Ein Schwall von Rauch strömte in die Welt hinaus.
    Der Schneefall hatte längst aufgehört.
    Gregorian rauchte die Pfeife zu Ende, klopfte die Asche an seinem Stiefelabsatz aus und kratzte den Pfeifenkopf behutsam sauber. »Wissen Sie, wie Ararat verloren ging?« fragte er. »Das ist eine interessante Geschichte.«
    »Erzählen Sie«, meinte der Bürokrat.
    Ihr Gefährte schwieg.
    »Um sie zu begreifen, müssen Sie sich zunächst klarmachen, daß die oberen Bereiche der Stadt über der Hochwassermarke des Großwinters liegen. Natürlich werden sie von der Flutwelle überschwemmt -aber die Stadt ist so gebaut, daß sie der Wucht des Aufpralls standhält. Wenn die Unwetter aufhören, ist sie eine Insel. Ein militärisch wertvoller Ort - abgelegen, leicht zu befestigen, leicht zu verteidigen. Die Systemabwehr hat ihre Verwicklung unter dem Deckmantel einer zivilen Hilfsorganisation unter der nominellen Schirmherrschaft der Behörde für Kulturelle Entwicklungshilfe versteckt, wobei die Kontrolle durch eine weitere zivile Tarnorganisation ausgeübt wurde. Während der Reorganisation im Anschluß an die Phase der gewaltsamen Einigung ...«
    Die Erklärung dauerte fort und

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