Ina: Der Konflikt (German Edition)
Sitzplätze auf der anderen Seite. Sie waren die einzigen Passagiere in diesem Chattel und Kadir sorgte dafür, dass Sebiha, Demir und Khaled vor ihnen sassen. Kaum hatten sie sich gesetzt, legte Kadir seine Hand ohne Umschweife direkt auf Ina’s Bein. Ein Ruck entstand, als sich das Chattel aus der Verankerung löste und in die Luft stieg. Während der Beschleunigung wurden sie in die Sitze gedrückt. Seran’s Anblick von oben war unbeschreiblich. – Grüne Flächen, geteilt durch die roten Meere und darüber einige Wolken. Ina bestaunte dieses Bild. Kadir lehnte sich zu ihr hinüber und flüsterte in ihr Ohr: „Atemberaubend.“ Sie drehte ihren Kopf ein wenig. Ihre Gesichter waren nahe an einander. Sie sahen sich in die Augen. Es bestand kaum noch eine Distanz zwischen ihren Lippen. Die Versuchung war gross. Sekundenlang verharrten sie so. – Wollte er es tun? Die Gesellschaft in der sie sich befanden hielt ihn wohl zurück. Er presste seinen Kiefer zusammen und zog sich zurück. Seine Hand blieb auf ihrem Bein. Ina’s Aufmerksamkeit wurde auf eine Station gezogen, die sich in Seran’s Umlaufbahn befand. Diese Station widmete sich ausschliesslich der Sicherheit von Seran. Die permanente Besatzung bestand aus dreihundertfünfzig Soldaten und Offizieren, bei denen alle Berichte über die Aktivitäten im seranischen Raum und dessen Grenzen zusammen liefen. Die Station drehte sich um ihre eigene Achse und hatte ausser Stabilisatoren kein Antriebs-System.
Das Chattel änderte seine Flugbahn und nahm Kurs auf das Schiff, das sie zur neutralen Vereinigung fliegen würde. Nach wenigen Minuten hatten sie es erreicht. Ihr Navigator flog einen Bogen und setzte das Chattel hinter das Schiff. Die Fenster des Chattels waren mit dem Bild des Schiffes ausgefüllt. Es war imposant, eindrucksvoll und mit den neuesten Errungenschaften ausgerüstet. Die Geschwindigkeit des Chattels wurde verringert, die Stabilisatoren ausgefahren. Es näherte sich dem Schiff und wurde stetig langsamer. Eine leichte Erschütterung, Metal das aneinander schlug, das Chattel kam zum Stillstand, eine weitere Erschütterung. – Der Andock-Vorgang war beendet, die Schleuse wurde geöffnet.
Kadir ging voran, gefolgt von Sebiha, Demir, Khaled und zu Schluss verliess Ina das Chattel. Vor der Schleuse hatten sich die Führungsoffiziere versammelt, um sie zu begrüssen. Eine Seranerin, ungefähr fünfzig Jahre alt, trat vor: „Kapitän Kadir. Ich bin die Kommandantin dieses Schiffes. Kommandeur Rhea.“ Kadir begutachtete sie mit strengem Blick und liess sich danach die anderen Führungsoffiziere vorstellen. Nachdem ihm alle entgegen getreten waren, richtete er das Wort an Kommandeur Rhea: „Zeigen sie den Botschaftern ihre Quartiere und lassen sie ihnen ihr Gepäck bringen“, seine Stimme war autoritär, so wie es Ina von der Rekrutenschule kannte. „Kapitän, für die Botschafter und ihre Gehilfen steht ein Quartier zur Verfügung“, erklärte Rhea ziemlich zurückhaltend. Kadir presste seine Augen zusammen und betrachtete Rhea streng. „In der kurzen Zeit konnte ich nicht mehr bewirken Sir. Das Schiff ist Momentan überbelegt“, fuhr sie fort. Kadir’s Antwort auf ihre Erklärung kam sofort und enthielt kein Verständnis: „Man erwartet wesentlich mehr von ihnen Kommandeur. Wenn sie nicht in der Lage sind in zehn Stunden fünf Quartiere zu Räumen frage ich mich, ob sie ihrem Posten gewachsen sind!“
„Sir...“ Kadir unterbrach sie mit einer Handbewegung und wandte sich dem zweiten Offizier zu: „Bringen sie mich auf die Brücke. – Alle anderen gehen wieder auf ihre Posten!“ Der Bereich vor der Schleuse leerte sich innert Sekunden. Kommandeur Rhea lag der Frust über ihre Verfehlung ins Gesicht geschrieben. – Keine einfache Situation. Sie hatte das Kommando über dieses Schiff erst vor wenigen Tagen erhalten. Ihr erstes Kommando und schon hatte sie die heikle Aufgabe seranische Botschafter zu Verhandlungen zu bringen. Sebiha schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln: „Zeigen sie uns unser Quartier, Kommandeur Rhea. Ich bin überzeugt wir können uns arrangieren.“ Rhea schob ihren Unterkiefer zurück: „Bitte folgen sie mir.“ Sie ging den Korridor entlang zu einem Lift. Für fünf Personen war der Platz etwas knapp. „Ihr Quartier befindet sich auf Deck zehn. Es hat insgesamt drei Räume.“
„Eine wahre Luxus-Ausführung“, Demir lächelte sie charmant an.
Die Tür öffnete sich und Rhea schritt mit schnellen Füssen voran.
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