Ina: Der Konflikt (German Edition)
Hurensöhne. Beschimpfungen die sie sich während drei Jahren täglich anhören musste. Sie blieb sitzen, legte die Decke enger um ihren Körper und drehte sich um, dass sie Ifeta sehen konnte, in dessen Rücken die Sonne aufging. „Glaubt ihr, das hier sei Landurlaub?! – Fangt an zu rennen ihr faulen Lappen!“ Ein Leutnant, der Ifeta begleitete, rannte auf ein Handzeichen von ihm neben ihnen her und brüllte sie stellvertretend für Ifeta an. Ifeta sah ihnen kurz nach, dann wandte er sich zu Ina, machte einen Schritt auf sie zu. Ihre Hände zitterten bei seinem Anblick. Die Art wie er sie betrachtete liess einen Schauer durch ihren Körper ziehen. „Sie waren daran ebenso beteiligt. – Los!“ Er sprach wie ein Offizier zu seinem Soldaten. Wollte, dass sie zur Strafe mit seinen Soldaten rannte. Doch in seinem Gesicht war noch etwas anderes. Etwas, das sie nicht das erste Mal darin sah. Ihr Körper versteifte sich. Sie bemühte sich darum es sich nicht anmerken zu lassen. „Ich trage keine Uniform, Kommandeur“, Ina schaffte es ihrer Stimme einen gleichgültigen Klang zu verleihen.
Ifeta machte einen weiteren Schritt auf sie zu: „Das interessiert mich nicht! Steh auf!“ Bei diesen Worten zuckte sie zusammen. Diese zwei Worte und der Ton erinnerten sie an viel. Sie erhob sie langsam, liess die Decke auf den Boden fallen und ging an ihm vorbei. Aber sie hatte nicht vor irgendeinen seiner Befehle zu befolgen. Sie war keine Rekrutin mehr und noch weniger einer seiner Soldaten. „Wohin willst du?!“ Er war gereizt und folgte ihr weil er keine Antwort erhielt. Nach wenigen Schritten hatte er sie eingeholt. Ina rechnete damit, dass er sie zum Stehen bringen würde. Sie bereitete sich innerlich darauf vor, sich zu wehren. Doch dann reduzierte er sein Tempo und folge ihr einige Schritte hinterher, was es ihr nicht leichter machte. Ihn in ihrem Rücken zu haben war angsteinflössend.
Demir und Yerko frühstückten mit den Botschaftern der Tuma unter freiem Himmer. Ina war weder hungrig, noch hatte sie Lust mit irgendeinem von ihnen zu sprechen. Aber das kleinere Übel war dieser Tisch.
Demir lachte sie an, als sie sich neben ihn setzte: „Hatten sie eine angenehme Nacht, Miss Norak?“ Sein verstohlenes Lachen und der Klang seiner Stimme hätten sie unter normalen Umständen zu einem Lächeln gebracht. „Ja Sir. – Hatte ich.“
Da Ifeta der ranghöchste seranische Offizier war, konnte er mit ihnen gemeinsam speisen. Neben Demir war ein Gedeck für ihn. Gegenüber von Decha. Das hatte Ina bei ihrer Abwägung des kleineren Übels nicht bedacht.
Die Soldaten, welche um das ganze Areal gescheucht wurden, waren schwer weg zu ignorieren, wie Botschafter Yerko sofort bewies: „Ihre Soldaten scheinen sich untereinander gut zu verstehen, Kommandeur Ifeta.“ Natürlich spielte diese Aussage auf die vergangene Nacht an. Und damit ebenso auf Ifeta’s Autorität. „Diese sechs sind mir frisch von der Rekrutenschule zugeteilt worden“, verteidigte sich Ifeta: „Es wird ihnen eine Lehre sein. – Ina Norak war ebenfalls daran beteiligt, Botschafter Demir“, fügte er an. „Ich weiss“, Demir schob sich ein Stück Brot in den Mund und kaute genüsslich darauf herum. „Wollen sie ihr das durchgehen lassen?“ Ina spülte ihren Ärger über Ifeta mit einem grossen Schluck Wasser hinunter. Sie kämpfte gegen alles in sich. Chevrin und Neche wechselten kurz einen Blick untereinander. Sie waren erstaunt, dass Ifeta dieses Thema vor ihren Ohren ansprach. Es war an diesem Tisch deplatziert. Ina's Anspannung wuchs mit jeder Sekunde. Demir begann zu Nicken. Er wandte sich Ina zu. Sie konnte nicht glauben, dass er sich wirklich auf Ifeta’s Forderung einliess. „Er hat Recht. – Weshalb haben sie mich nicht dazu eingeladen, Miss Norak?“ Sein rechter Mundwinkel zog sich weit nach hinten. Ina presste ihre Lippen aufeinander und schluckte das Stück Brot hinunter. Wäre ihr vor Wut nicht dermassen übel gewesen, hätte sie darüber lachen können. „Für eine Gehilfin ist dieses Verhalten ebenso unangebracht wie für einen Soldaten, Botschafter!“ Ifeta's Stimme wurde zorniger. Demir tippte kurz mit einem Finger auf ihre Hand die neben ihrem Teller lag und warf ihr einen Blick zu, der ihr deutete, nichts zu sagen. „Es ist nicht ihre Aufgabe das Verhalten von Miss Norak zu beurteilen, Kommandeur Ifeta.“
„General Nilia dürfte nicht erfreut sein von solchen Vorfällen zu hören!“ Natürlich brachte er jetzt Nilia
Weitere Kostenlose Bücher