Ina: Der Konflikt (German Edition)
sodass die Teller serviert werden konnten. „Und? Was wirst du bis dahin tun?“ Fragte er erneut, da sie ihm nicht geantwortet hatte. „Nicht auffallen und Nilia keinen Grund geben mir zu Misstrauen“, wenn Ina Glück hatte, würde Nilia sie auf ein Schiff schicken das irgendwo an den Grenzen patrouillierte. „Nicht auffallen?! Das dürfte unmöglich sein.“ Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Du fällst auf, sobald du einen Raum betrittst. – Und ausserdem, alle Seraner versuchen irgendwie aufzufallen, sich von der Masse abzuheben. Du hast alles was sich eine vernünftige Seranerin wünscht und willst unauffällig sein? Sag das bloss niemandem. Man würde dich für verrückt erklären“, er schnitt sich ein grosses Stück Fleisch ab und schob es in den Mund. Ina war neugierig was er meinte: „Was habe ich denn, was sich jede Seranerin wünscht? - Ausser meiner blassen Haut und meinem zierlichen Erscheinungsbild?“ Dieses zierliche Erscheinungsbild wurde ihr auf der Rekrutenschule von beinahe jedem Ausbilder vorgehalten und als Grund genannt wenn sie einen Kampf verlor oder in irgendeiner Übung nicht gut genug abschloss. Er legte seinen Kopf etwas zur Seite, kniff die Augen leicht zusammen und stellte fest: „ Du weißt es wirklich nicht, oder?“
„Was?“ Dabei nahm sie ihre Gabel zur Hand und drehte ein Stück Gemüse um. „Es ist dein Aussehen“, erwiderte er kurz. Ihr Aussehen? Also ihr zierliches Erscheinungsbild. Ina zog eine Augenbraue hoch.
„Dein Aussehen, deine grünen Augen, deine Bewegungen, dein Verhalten, deine Art zu sprechen, einfach alles an dir. – Mir ist noch kein Seraner begegnet der dich nicht anziehend findet.“ Sie schüttelte ihren Kopf: „Sie finden mich anziehend weil Nilia mein Gönner ist.“ Genau so würde auch Kilven in Zukunft für jede Seranerin anziehend sein. Nun schüttelte Kilven den Kopf: „Nein. Natürlich ist das ein weiterer Punkt der für dich spricht. Aber du hast eine bezaubernde Art an dir. Du könntest jeden um den Finger wickeln wenn du wolltest. Und zusammen mit deiner Ausbildung. – Du könntest es weit bringen.“ Er irrte sich. Sie war zur Hälfte eine Tuma. Niemand der halbwegs bei Verstand war, würde eine Tuma fördern. „Deshalb verstehe ich auch nicht, weshalb du Seran verlassen willst. Was willst du tun?“ Ina nahm einen Schluck Wasser und überlegte dabei was sie auf seine Frage Antworten sollte. Denn sie wusste es nicht. Sie hatte keine Ahnung was sie tun wollte, wenn sie Seran jemals verlassen könnte. „Ich weiss es nicht. Aber irgendetwas wird sich schon ergeben“, sie zerteilte das Fleisch in kleine Stücke. „Genau! Irgendetwas!“ Ina sah ihn erstaunt an. Diesen Ton war sie sich von ihm nicht gewöhnt. Kilven zermatschte das Gemüse in seinem Teller und fuhr fort: „Ina, ich sage dir das als Freund, als Bruder. Ich habe mir viele Gedanken gemacht. Ich möchte nicht, dass du gehst. Aber abgesehen davon solltest du darüber nachdenken was du tun willst, wenn es soweit ist. Wovon du Leben willst. – Willst du Händlerin werden? Von der Hand in den Mund leben? Oder zu deinem Volk gehen?“ Sie holte Luft um ihm eine Antwort darauf zu geben, aber er hob seine Hand, winkte ab und sprach weiter: „Sie würden dich kaum mit offenen Armen empfangen. Eine Halb-Tuma, die den grössten Teil ihres Lebens auf Seran verbracht hat. Im besten Fall würden sie dich dahin zurück schicken wo du hergekommen bist. Also hierher! – Um Seran zu verlassen und zu überleben brauchst du einen besseren Plan als: irgendetwas wird sich schon ergeben. Und wieso willst du Seran überhaupt verlassen?! Du hattest diesen Wunsch nicht als du bei Neven gelebt hast. Oder? Du willst es erst seit vier Jahren! Weißt du weshalb?! – Weil du seit dem keine Entscheidungen mehr treffen konntest. Aber jetzt kannst du wieder entscheiden“, er schob sich eine Gabel voll Gemüse in den Mund, kaute genüsslich darauf herum und sprach mit halb vollem Mund weiter: „Sicher, Nilia hat entschieden, dass du dem Militär Dienst zu leisten hast. Aber es ist deine Entscheidung wie du diesen Dienst leistest!“ Er machte eine kurze Pause, nahm einen Schluck Wasser und fuhr dann fort: „Hier weißt du, was du hast. Hier hast du gute Chancen, bessere als sonst irgendwo. Ich möchte nur, dass du darüber nachdenkst. Und wenn du das getan hast, und Seran immer noch verlassen willst, dann werde ich dich dabei unterstützen. – Aber ob du willst oder nicht, du wirst noch
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