Ina: Der Konflikt (German Edition)
werdet ihr Zuhause sein?“
„Gegen Abend“, oder noch später, sprach sie jedoch nicht aus. „Dann werde ich Brajram bescheid geben, dass er euch etwas kocht“, Map strich ihr Kleid glatt und blickte auf den Boden vor ihren Füssen. Bei der U-Bahn nahm Map Kilven das Packet ab und verabschiedete sich von ihm. Sie warteten noch, bis Map und einer der Wachen die Schranken passiert hatten und gingen danach in Richtung Stadt, gefolgt von dem anderen Wachposten. „Und was nun?“ Fragte Kilven mit erwartungsvollem Ton. „Worauf hast du Lust?“
„Ich weiss nicht. Was tut man denn in der Stadt, wenn man kein Bettler ist?“
„Uns wird schon was einfallen.“
„Ich weiss nicht was ich hier essen soll“, die Karte in seinen Händen hatte er schon mehr als einmal komplett durchgelesen. „Was du willst“, Ina hatte sich längst für ein Gericht entschieden. Tat aber so, als ob sie auch noch suchen würde, um ihn nicht unnötig unter Druck zu setzen. „Das ist ja das Problem. Ich weiss nicht was ich will, weil ich das alles nicht kenne“, Kilven's Flüstern hatte etwas zerreissendes an sich. Ina formte ein überraschtes: „Oh“, mit ihrem Mund. Es reichte kaum über den kleinen Tisch zu seinen Ohren. „Wollen wir nicht auf den Markt gehen und dort etwas essen?“ Er klang ein wenig verzweifelt. Ina begriff seine Frage. Er fühlte sich unwohl. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie in einem Restaurant gegessen. Und jetzt, noch dazu in einem für die bessere Gesellschaft. Er fühlte sich deplaziert. Obwohl er in das Bild passte. In seiner neuen Uniform erkannte man keineswegs, dass er von der Strasse kam. „Nein. Früher oder später musst du deine Tischmanieren unter Beweis stellen. Übe sie lieber jetzt“, war Ina's unbarmherzige Antwort auf sein Verlangen. Der Seraner der sie bediente war seit Jahren dort angestellt und erinnerte sich noch an Ina. Sein Auftreten war dementsprechend offen und entgegenkommend.
„Es ist schön sie nach so langer Zeit wieder zu sehen Miss Ina.“
Sie lachte ihm herzlich entgegen: „Dasselbe gilt für sie.“
„Herzlichen Dank. Darf ich ihre Bestellung aufnehmen?“ Sie orderte die Empfehlung und zwei Gläser Talila.
„Und für sie Sir?“
„Dasselbe“, kurz und ohne zu wissen was es überhaupt war. Doch Kilven vertraute ihr scheinbar bei dieser Angelegenheit. Ihr Kellner nickte und ging in die Küche. Kilven neigte sich halb über den Tisch: „Woher kennt er dich?“
„Ich war früher oft hier“, sie blieb zurück gelehnt und sah sich interessiert unter den Anwesenden um. „Mit Neven?“ Diese Frage war noch leiser gestellt, als ob sie eine Intrige schmieden würden. Beschäftige es ihn so sehr? Vielleicht hätte sie sich doch für ein anderes Lokal entscheiden sollen. Aber sie antwortete mit einem kurzen: „Ja.“ Er schwieg einige Sekunden, lehnte sich dann erneut vor und fragte mit flüsternder Stimme: „Weißt du schon, wo du mit der Suche anfängst?“ Ina zog ihre Augenbrauen zusammen: „Ich werde ihn nicht suchen.“ Kilven lehnte sich mit geöffnetem Mund zurück und suchte nach etwas in ihrem Gesicht. „Aber ich dachte du willst zu ihm?“ Bohrte er nach einigen Sekunden nach. „Ja. Aber das seranische Militär hat ihn Monatelang gesucht und nicht gefunden. Ich habe weder die Zeit noch die Mittel die dem Militär zur Verfügung standen. – Ich würde ihn nie finden. Wenn die Zeit da ist, wird er mit mir Kontakt aufnehmen“, sie sprach in normaler Lautstärke, als ob sie sich über das Wetter unterhalten würden. Wenn sie eines gelernt hatte, dann dass man die Aufmerksamkeit auf sich zog wenn man flüsterte. Kilven hatte das noch nicht erkannt und flüsterte nach wie vor: „Dann wirst du einfach warten?“ Ina klopfte mit ihren Fingern auf der Tischplatte: „Ich warte seit vier Jahren.“ Er nickte nachdenklich. „Und was glaubst du, wie lange es noch dauern wird?“ Vielleicht noch einmal vier Jahre. Vielleicht nur noch einige Monate. Woher sollte sie das auch wissen? „Ich weiss es nicht“, aber sie hoffte, dass es nicht mehr lange dauern würde. Bisher gab es keine Gelegenheit, dass Neven mit ihr hätte Kontakt aufnehmen können. Doch nun, da sie nicht mehr auf der Rekrutenschule war und bald ihren Dienst antreten würde, würde Neven mit Sicherheit eine Möglichkeit finden. „Und was willst du bis dahin tun?“
Ihr Gespräch wurde durch den Kellner unterbrochen: „Zwei Mal die Empfehlung für das junge Paar.“ Kilven lehnte sich zurück,
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