Ina: Der Konflikt (German Edition)
richtete er sich zu Demir: „Was hat sie mit dir angestellt?“ Demir’s rechter Mundwinkel zog sich verstohlen nach hinten. „Vor wenigen Tagen hast du mich für verrückt gehalten, weil ich sie in meinen Dienst genommen habe. – Und jetzt das mit Ifeta und Pirev. Du nimmst sie in Schutz.“
„Du übertreibst“, gab ihm Demir mit einer abweisenden Handbewegung zurück. „Nein. – Du hast Ifeta gedroht, Demir.“
„Ifeta hat meine Worte falsch ausgelegt. Er machte eine Drohung aus – aus einem Hinweis.“ Sebiha beliess es dabei. Doch er wusste, dass Ina Demir für sich eingenommen hatte: „Gehen wir.“
„Ich werde sie holen. – Achri ist Pirev schon gefolgt, du solltest keine Zeit verlieren.“ Sebiha neigte seinen Kopf. – Eine einfallsreiche Ausrede. Aber doch eine Ausrede. Er nickte und folgte Pirev, während Demir zu Ina ging.
„Miss Norak.“ Ina löste ihre Augen von den kämpfenden Seranern und sah zu Demir. „Die Gespräche beginnen. Kommen sie.“ Sie war überrascht, dass sie nach dem letzten Tag noch bei den Gesprächen teilnehmen sollte. Zumal drei neue Botschafter und zwei von deren Gehilfen dabei waren. Er zog ihren Arm unter seinen und ging zum Ende des langen Hauptgebäudes: „Bei Gelegenheit werden sie sich mit mir über Ifeta unterhalten, Miss Norak.“
„Dieses Thema ist erledigt.“
„Für Sebiha. – Nicht für sie und mich.“ Dass sie nicht verstand was er meinte, war gut zu erkennen. Ohne Vorwarnung hob er seine freie Hand und strich ihre Haare auf den Rücken, dass er ihren Hals sehen konnte. Er runzelte kurz seine Stirn und zog danach wieder einige Haarsträhnen zurück, als ob er etwas verdecken wollte. Unbewusst fasste sie an die Stelle, die er kurz angestarrt hatte. Sofort breitete sich ein brennender Schmerz auf ihrer Haut aus. „Man sieht es nicht, wenn sie einige Strähnen darüber legen.“ Sie waren bereits beim Eingang angekommen. Ina versuchte den brennenden Schmerz zu ignorieren und verdrängte die Frage, was es war. Wobei sie in derselben Sekunde auf die Antwort kam.
Ein tumanischer Soldat öffnete ihnen die Tür und liess sie eintreten. Eine hohe Decke, weisse Wände, geziert mit tumanischen Gemälden in blauer Farbe. Die Wand am Ende des Raumes, war durch eine Glasfassade ersetzt worden, die Sicht auf die Wellen des Meeres bot. Wellen die an die Klippen prallten. Ein ovaler weisser Tisch, dessen Tischplatte sich zu bewegen schien. Weisse gepolsterte Stühle. Weisse Gläser, weisse Wasserkrüge.
Pirev sass am rechten äussersten Platz, links von ihm Yeter Yerko, dann Seter Yerko und Sebiha. Demir liess Ina neben Sebiha Platz nehmen und er selbst setzte sich links von ihr. Pirev’s Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er wenig Begeisterung für Ina’s Anwesenheit aufbringen konnte oder die Tatsache, dass sie am Tisch sass, während sein eigener Gehilfe und die Gehilfin Yeter Yerko’s an der Wand hinter ihnen sassen.
Gegenüber von Pirev sass Kichlep, zu seiner Rechten Gechru, von dem Ina gehofft hatte, ihn nie wieder zu sehen. Dann Achri, Chevrin und Ina gegenüber sass Neche.
Eine junge Tuma stand neben einem kleinen Tisch an der Wand. Ina war von ihrem Anblick gefesselt. Sie trug ein knöchellanges schwarzes Gewand. Ihre langen blonden Haare hingen platt über ihre Schultern und ihren Rücken. Die blauen Augen funkelten und wirkten durch die hohen blonden Augenbrauen grösser als sie es waren. Ihre blasse Haut hob sich kaum von der weissen Wand dahinter ab. Die Blutgefässe die rot und violett durch die Haut schimmerten, verliehen ihr eine Ausstrahlung als wäre sie ein gealtertes Gemälde. Von ihrem Kinn verlief eine Ader über ihren langen, zierlichen Hals und verschwand unter ihrem Kleid. Um ihre Lippen spielte das lächeln einer Heiligen. Dann setzte sie sich in Bewegung. Ihr luftiges Kleid wirbelte hinter ihr her. Mit den grazilen Bewegungen einer Göttin servierte sie Getränke. Mit ihren langen dünnen Fingern stellte sie ein Glas vor Ina. Sie bemerkte den musternden Blick dieser Tuma, der auf ihrem Gesicht ruhte, als sie ihr das Glas servierte. Die Tuma ging wieder zurück neben den Tisch, blieb schweigend dort stehen. Sebiha schob ein Stück Papier vor Ina, legte einen Stift darauf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als Achri mit einer langen Begrüssungsrede begann. Davon irgendwelche Notizen zu machen ergab keinen Sinn. Daher lehnte sich auch Ina in ihrem Stuhl zurück und hörte Achri geduldig zu. Ihre Augen glitten häufig zu der
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