Ina: Der Konflikt (German Edition)
übel. „Sie werden dir nicht helfen Ina.“ Es war das erste Mal, das Ina über ihre Schulter zurück sah. Leider erkannte Demir, dass sie sich ihrer Sache absolut nicht sicher war. „Komm zurück“, hallte Neven’s Stimme durch ihren Jäger. „Du bist verwirrt und wütend Ina. Das verstehe ich und ich vergebe dir.“ Bei diesen Worten hob sie den Kopf und schaltete die Bildübertragung ein, was Neven zufrieden ausatmen liess. „Komm jetzt zurück Kind.“ Achri neigte sich zu Demir: „Wir müssen über diese Grenze Demir!“ Wollte er Ina etwa überwältigen, wenn sie sich jetzt umentschied, wonach es leider gerade aussah. „Kurzstreckenjäger an Grenzschiff der neutralen Vereinigung. Kapitän Perrin!“ Ihre Stimme hatte eine gebieterische Strenge, die Demir zuvor nie bei ihr gehört hatte. „Ich fordere sie auf, meinen tumanischen Passagieren den Schutz zu gewährleisten, welcher die neutrale Vereinigung den Tuma in den Verträgen von Kor zugesichert hat! Jetzt Kapitän Perrin! Schützen sie den tumanischen Diplomaten an Bord meines Jägers!“ Achri nickte bestätigend, als Ina von einem Vertrag sprach, von dem Demir noch nie zuvor gehört hatte. – Hatte es also doch etwas Gutes, seinen Gehilfen stundenlang langweilige Verträge lesen zu lassen, wie es Sebiha ihr zugemutet hatte. Decha richtete sich in seinem Sitz auf, als vor ihrem Bildschirm ein Torbedo erschien und – bei allem was heilig war! – weit vor ihnen detornierte. „Du wirst nicht über diese Grenze fliegen Ina!“ Wie wütend musste sie sein, dass sie Norak dabei zuhören liess, wie sie ihn hinterging? Ein zweiter Torpedo explodierte näher an ihrem Jäger. „Kehr um Ina! Jetzt!“ Achri hatte aufgehört zu atmen und krallte seine Finger in den Gurten um seine Schultern fest. Sich anzugurten half aber wenig, wenn sie abgeschossen wurden. Ina starrte Neven’s Bildnis entgegen, ohne zu erkennen, dass ein dritter Torpedo von ihm abgefeuert wurde. Oder sie erkannte es doch, denn sie streckte ihren rechten Arm zu Decha und schob seine Hände von dem Steuerknüpel weg. „Ich gebe dir alles, was du jemals haben wolltest Ina! Dreh um Kind!“ Auf seiner Stirn zeichnete sich eine Ader ab, die immer dort war, wenn er ausser sich vor Wut war. So wütend, so unberechenbar. Das machte Demir zum ersten Mal wirklich Angst. „Vater“, Ina’s klare Stimme drang in Demir’s Ohren, als würde sie schreien. Aber das tat sie nicht. „Ich wünschte mir nur das.“ Der Schrecken in Neven’s Gesicht verschlug Demir den Atem. Wurde er sich gerade bewusst, dass es ihr absoluter Ernst war? Dass sie sich nicht aufhalten lassen würde? Egal um welchen Preis? Er erhob sich vor seiner Konsole und stämmte die Hände links und rechts davon ab, um Ina anzuschreien: „Ich bin dein Vater! Und ich befehle dir jetzt sofort umzudrehen!“ Dann blickte er zur Seite – Was Neven’s Aufmerksamkeit verlangte, war die Erlösung für Demir’s verkrampften Magen und liess Achri endlich wieder einatmen, was höchste Zeit war, weil er schon mehrfach die Gesichtsfarbe gewechselt hatte. Das Grenzschiff der neutralen Vereinigung passierte die Grenze und flog ihnen entgegen. – Endlich! „Hier spricht das Grenzschiff Veron von der neutralen Vereinigung an den arekanischen Falken! Kurzstreckenjäger Delta-fünf-irgendwas steht unter dem Schutz der neutralen Vereinigung! Stellen sie unverzüglich das Feuer ein und entfernen sie sich! Ansonsten werden wir Gegenmassnahmen einleiten!“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte Neven wieder durch den Schirm zu Ina. „Ina.“ Auf einmal klang er nicht mehr wütend sondern verzweifelt. Ungläubigkeit stand in seinem Gesicht. Verwirrung, aufgrund der Tatsache, dass er von seiner Tochter verraten wurde. „Tu mir das nicht an.“ Auch wenn Demir keine Ahnung hatte was genau sie Norak gerade antat hoffte er doch, dass es für ihn ähnlich schlimm war wie das was Ina damals erlebt hatte. „Vergib mir Vater“, flüsterte Ina und doch drang es klar und deutlich an Demir’s Ohren. Diese Verzweiflung in den wenigen Worten hätte jemandem das Herz zerreissen können. – Jemandem der eines hat. „Du bist nicht meine Tochter!“ Damit wurde der Bildschirm schwarz. Ina’s Hand berührte die dunkle Oberfläche, als könnte sie Neven daran fühlen. Erst jetzt erkannte Demir, wie sehr ihre Hände zitterten. Eher zuckten. Als Decha seine Hand auf ihre Schulter legte, schlug sie sie weg, löste ihre Gurte und kletterte zu ihnen nach hinten,
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