Ina: Der Konflikt (German Edition)
Schiff zu bringen. Hatte alleine einen Fluchtplan ausgeheckt, eine Wache überwältigt, sie durch das ganze Schiff geschafft und den Jäger davon gelöst, ohne dass Alarm geschlagen wurde. Und obwohl ein verhältnismässig riesiges Schiff an ihrem Hintern klebte, das sie mit einem einzigen Schuss zerstören könnte, hielten sie seit einigen Minuten direkten Kurs auf die erlösende Grenze der nV, ohne dass sie abgeschossen wurden. „War ihnen sein Schiff nicht prunkvoll genug, Miss Norak?“ Demir setzte sich neben sie, ohne dass sie in irgendeiner Weise auf ihn oder seine Anspielung reagierte.
Kapitel 29
„Sebiha“, Yeter schüttelte ihn an seiner Schulter wach. Seit Ina’s und Demir’s Flucht schlief er immer in voller Kleidung auf dem Sofa – Genau für solche Momente. Sein Nacken schmerzte. Langsam wurde Yeter's Gesicht deutlicher. Seine Augen waren weit aufgerissen. Seine Hautfarbe hatte sich verändert. Er hatte einen tief sitzenden Schock, dessen wurde sich Sebiha mit jeder Sekunde sicherer: „Wurde Ina gefasst?!“ Wie sehr er sich wünschte ein nein auf diese Frage zu hören, konnte er selbst nicht abmessen. Doch er war hellwach, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss. „Nein. Schlimmer“, Yeter's Stimme war nicht perplex aber doch seltsam hypnotisch. Was konnte schlimmer sein? Die Tuma hatten sie angegriffen! Oder sie hatten die Tuma angegriffen! Sie hatten sich in den Tuma geirrt! Es waren die ganze Zeit über die Tuma gewesen! „Die Vorsitzende.“ Sebiha's Atmung versagte. Er bekam keine Luft mehr. Suchte in dem Raum nach Seter. Dieser sass zusammen gesackt auf einem Stuhl. „Was ist mit ihr?! Wurde sie ersetzt?“ Ihr Plan war gescheitert! Nun waren Demir und Ina für immer von Seran verbannt! Yeter schüttelte den Kopf: „Ein Anschlag. Ein Attentat!“ Jeder Muskel in Sebiha's Körper zuckte zusammen. Ein Anschlag. Ein Attentat. Ein Anschlag. Es wiederholte sich in seinem Kopf. Seine Lippen waren trocken. Sein Mund. Nichts. In seinem Kopf funktionierte nichts mehr. Er konnte weder seine Hand heben noch die Lippen bewegen. Nicht einmal atmen. Er konnte nicht mehr atmen. Seine Augen waren starr. „Die Nachricht kam eben“, diese Worte kamen nur mühsam über Yeter's Lippen. Endlich konnte Sebiha nach Luft schnappen. Die Vorsitzende ermordet! Was bedeutete das? War nun Sefo an der Macht? Oder – Oder das Militär. Übernahm Nilia die vorübergehende Führung Seran’s? Während eines Krieges, wenn der Vorsitzende ausfiel war es legitim, dass das Militär vorübergehend die Macht übernahm, bis ein neuer Vorsitzender gewählt wurde. Nilia! Setzte er sich selbst interimistisch als Führer ein? „Wann?!“ Vielleicht konnten sie noch irgendetwas tun. Aber was? Yeter blieb stumm. Er schien nachzudenken. „Die Nachricht kam eben an. Sie wurde an alle Stationen, Schiffe und Kolonien geschickt.“ An alle. Auch an fremde Regierungen? Auch an die Tuma? Oder wie lange würde es dauern, bis die Tuma davon erfuren? Wie würden sie darauf reagieren? „Wer?“ Sebiha's Mund war immer noch trocken. Er konnte seine Zunge kaum bewegen. Seter und Yeter begriffen nicht was er meinte. „Wer hat die Nachricht geschickt?“
„Nilia. Er hat sie selbst verfasst. Visuelle Verbreitung.“
„Zeigt sie mir.“ Seter aktivierte das Display hinter sich. Nilia's Kopf erschien darauf. Er hatte eine Schnittwunde über seinem rechten Auge. Etwas eingetrocknetes Blut. Was bedeutete das? Auch sonst sah er mitgenommen aus. Mitgenommen und erschöpft.
„Heute habe ich die traurige Pflicht, einem jeden Seraner mitzuteilen, dass ein Anschlag auf die ehrenwerte Vorsitzende unseres Volkes verübt wurde“, Nilia machte eine Pause, in der er ein Glas Wasser an seine Lippen führte und mit einem weissen Tuch, das Blut von seiner Schnittwunde tupfte. Sebiha presste seine Augen zusammen. Versuchte in Nilia's Gesicht etwas zu lesen. Zu erkennen was er dachte, plante, vorhatte. Die Pause schien sich ewig hinzu ziehen. Endlich fuhr er fort: „Der Attentäter konnte lebend gefasst werden und wird verhört, um die wahrhaftigen Verräter ausfindig zu machen. Alle Abgeordneten, Botschafter und sämtliche Gehilfen stehen mit sofortiger Wirkung unter Hausarrest und haben Kommunikationssperre.“ Erneut entstand eine Pause. Nilia richtete seine Augen auf ein Pad in seiner Hand und fuhr langsam fort: „Keine Schiffe werden Seran anfliegen oder verlassen. Die Hauptstadt wird abgesperrt. Die Strassen werden gesichert.“
Weitere Kostenlose Bücher