Ina: Der Konflikt (German Edition)
angegriffen, für tot gehalten aber lebt nun doch. Die Verhandlungen mit den Tuma wurden abgebrochen und gehen jetzt doch weiter. Ich und Demir haben Verrat begangen aber sind nun doch keine Verräter. – Alles ist derart Wechselhaft, dass man sich auf nichts einstellen kann.“ Jetzt hatte Ina ihn verblüfft. Er wusste gar nicht wo er anfangen sollte. „Benötigen sie meine Dienste bei den heutigen Gesprächen Sir?“
„Ich würde es begrüssen, wenn sie teilnehmen Miss Ina. Aber wenn sie eine Pause benötigen, was ich durchaus verstehen kann, dann ist das selbstverständlich.“ Auf ihren Lippen erschien ein Lächeln das ihre Augen nicht erreichte: „Danke Sir.“
Kurz bevor Sebiha von seinen Kollegen abgeholt wurde, wurde Ina von Kommandeur Sven Lanik abgeholt. – Er hatte gar nicht gewusst, dass der Kommandeur auf dieser Station war und noch weniger hatte er geahnt, dass Ina ihren Freiraum dafür verwendete die Zeit mit diesem Menschen zu verbringen. Bisher machte sie nie den Eindruck diesen Mann zu mögen. Im Gegenteil.
Nach den Gesprächen dieses Tages gesellten sich Seter, Yeter und Demir in sein Quartier zum Abendessen. – Ein Essen ohne Ina, weil sie nicht auf Sebiha’s Nachricht antwortete. Er vermutete oder besser gesagt hoffte er, dass sie seine Nachricht einfach nicht gesehen hatte.
Erst als sie alle zusammen gemütlich beisammen sassen und sich jeweils ein Glas Talila gönnten, kam Ina zurück. Scheinbar hatte sie wirklich den ganzen Tag mit Kommandeur Lanik verbracht, denn er verabschiedete sich an der offenen Tür von ihr. Ein unerträgliches Schweigen hing in der Luft, als Ina Sebiha’s Bitte angenommen hatte und sich zu ihnen setzte. Seter Yerko sass zurück gelehnt und mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Sofa und musterte Ina lange. Demir sass in der gleichen Position auf einem der bequemen Sessel und musterte Ina ebenso wie Seter. „Dieser Talila schmeckt wie Seifenwasser“, bemerkte Demir in die erdrückende Stille: „Finden sie nicht auch Miss Norak?“
„Gewiss Sir“, erwiderte sie desinteressiert. „Haben sie sich bereits an den Geschmack von Wein der Erde gewöhnt? – Der schmeckt gleich.“
„Wein der Erde ist Botschafter Demir nicht würdig.“ Sebiha entging Ina’s Unterton keineswegs. „Ihr Stolz lässt zu, dass sie sich mit diesem zweitklassigen Zeug zufrieden geben?“ Ina sah Demir Verheissungsvoll entgegen: „Mein Stolz erträgt mehr als ihre Eitelkeit, Botschafter Demir.“ Sebiha wurde das Gefühl nicht los, dass die beiden nicht über Talila oder Wein sprachen sondern vielmehr über Kommandeur Lanik. „Meine Eitelkeit richtet mich nicht zu Grunde, Miss Norak.“
„Ihr Narzissmus verhindert das. Rettet sie aus jeder Situation.“
„Ja. Das tut er“, er betrachtete sie lange, eindringlich: „Und sie würden gut daran tun, es mir gleich zu tun.“
„Meine Selbstachtung hindert mich daran.“
„Selbstachtung?! – Bei ihrem Geschmack was Wein angeht sollten sie sich nicht anmassen von Selbstachtung zu sprechen!“ Wie gewohnt trieb Demir es zu weit. „Selbstachtung, Ehrgefühl, Stolz – Das alles zertrampeln sie bereits im Keim, Botschafter Demir. Also massen sie sich nicht an, beurteilen zu können was davon auf mich zutrift.“ Es war erstaunlich, wie ruhig Ina sprach obwohl Demir sie beleidigte. „Ist es Gleichgültigkeit, dass sie sich mit Fusel abgeben? – Oder Verzweiflung?“
„Vielleicht Taktik.“
„Dummheit“, konterte Demir ohne darüber nachzudenken. „Wirklich?“ Fragte Ina seltsam zurück. „Ich degustiere, Botschafter Demir. Sie trinken das erst Beste, was ihnen angeboten wird.“ Wie konnte aus diesem harmlosen Gespräch über scheusslichen Talila ein Gespräch über Verrat werden? „Allmählich sollten sie sich entscheiden, was ihnen am Besten schmeckt Miss Norak! – Ich dulde nicht, dass sie billigen Wein trinken, während wir mit den Tuma verhandeln!“
„Ich arbeite doch daran Sir.“ Bei Quendresa! Wieso sagte sie es so deutlich, während die beiden Yerko’s anwesend waren?! „Ich würde ihnen gerne beratend zur Seite stehen Miss Norak. – Sie brauchen mir nur zu sagen, welcher bittere Geschmack ihnen auf der Zunge liegt und was ihre Lippen so säuerlich macht.“ Ina lächelte ihm entgegen: „Sie? Mir zur Seite stehen? Wieso macht mir das mehr Sorgen als Hoffnung?“ Die Verblüffung in Demir’s Augen spiegelte sich nicht in seinem Gesicht. Er konnte es meisterhaft überspielen. „Weil sie in ihrer
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