Ina: Der Konflikt (German Edition)
sich und reichte Sebiha freundschaftlich die Hand. Ina stand ebenfalls auf, und beobachtete ihre Begrüssung. Offenbar kannten sie sich gut. Sebiha warf einen neugierigen Blick zu Ina, bis Kadir sie vorstellte: „Das ist Miss Ina.“ Sie reichte Sebiha ihre Hand zur Begrüssung: „Es ist mir eine Ehre, Botschafter Sebiha“, dabei gab sie sich die grösste Mühe so höflich wie möglich zu sein. Auf den Lippen des Botschafters lag ein schmeichelhaftes Lächeln. Er umschloss ihre Hand mit seinen, zog sie etwas nach oben, drehte sie um, sodass er ihre Handfläche sah, schob mit der anderen Hand ihren Ärmel zurück, neigte seinen Kopf und küsste ihr Handgelenk: „Das ist also Ina Norak“, er liess ihre Hand wieder nach unten gleiten. Ina sah ihn mit grossen Augen an, als er sich auf den Stuhl rechts von ihr setzte. „Sie sind doch nicht etwa alleine hier Miss Norak?“ Norak. Diesen Namen hatte sie seit Jahren nicht mehr gehört. „Oh, Verzeihung. Bevorzugen sie es mit Miss Ina angesprochen zu werden?“ Er bemerkte ihre Verunsicherung. „Was sie bevorzugen, Botschafter. – Ich frage mich nur, woher sie mich kennen“, Sie hatte sich wieder gefasst. „Hm. Neven hat häufig von ihnen gesprochen“, Sebiha sagte es in einem beiläufigen Ton. Ina’s Atem stockte. „Neven?“ Mehr brachte sie nicht heraus. Es war ernsthaft zu bezweifeln, dass Neven oft über sie gesprochen hatte. „Ach, das habe ich vergessen. Neven hat ihnen ja nie etwas über seine Arbeit erzählt und natürlich auch nicht über die Leute in seiner Umgebung. – Wir hatten früher oft gemeinsame Angelegenheiten. Bis er sich für einen anderen Weg entschied.“ Eine nette Umschreibung für Neven's Verrat. „Sie kannten einander offenbar gut. Wenn sie wissen, dass er nicht über seine Arbeit gesprochen hat“, entgegnete ihm Ina freundlich, obwohl es eine Lüge war. Neven sprach häufig, sogar sehr häufig über seine Arbeit. Doch Botschafter Sebiha erwähnte er nie. Zumindest erinnerte sie sich nicht daran. „Er hat sie von der Politik und dem Militär ferngehalten. Neven wollte nicht, dass sie etwas damit zu tun haben und hat daraus kein Geheimnis gemacht. – Er wollte das aus gutem Grund“, Sebiha blickte dabei in den Saal hinein und musterte einige Personen sehr eindringlich. „Aus gutem Grund?“ Ina war neugierig was für ein Grund das sein sollte. „Die Politik ist nichts anderes als ein Netz aus Geheimnissen, Lügen und Verschwörungen. Neven wollte nicht, dass sie sich mit dieser Art von Personen herumschlagen müssen.“ Ina lächelte. Ja, Neven hielt sie von solchen Personen fern. Aber er sprach über sie. „Offenbar muss ich mich doch mit dieser Art von Personen herumschlagen.“ Sebiha drehte seinen Oberkörper zu ihr und entgegnete ihren Augen bestimmt: „Sie sagen das zu einem Botschafter?!“ Ina war sich nicht sicher, ob sie ihn verärgert hatte oder vielleicht sogar beleidigt. Sein Gesichtsausdruck und seine Stimme liessen keine Folgerung zu. Also zauberte sie ihr verführerischstes Lächeln auf die Lippen: „Sie haben damit begonnen, Botschafter Sebiha.“ Er legte seinen Arm auf die Stuhllehne: „Sie wagen es, mir die Schuld zu geben?“ Seine Stimme wurde strenger. Ina sagte nichts darauf, es war nicht notwendig, da sie ihm einen eindeutigen Blick zuwarf. „Sie sollten sich entschuldigen!“ Ina verstand nicht, wo sein Problem lag. Ein Botschafter sollte sich doch besser kontrollieren können. Sie hatte keine Lust kleinbei zu geben, das musste sie die letzten drei Jahre tun. „Vielleicht sollte ich das Sir. Ich werde es aber nicht tun“, sie sprach langsam und kontrolliert. Eine Entschuldigung war für die Bestätigung seiner eigenen Aussage wirklich nicht angebracht. „Wie bitte?!“ Jetzt wurde er etwas lauter und verlieh seiner Stimme noch mehr Strenge, die Ina noch mehr verunsicherte und damit auch ärgerte. „Ich werde mich nicht für eine Schlussfolgerung entschuldigen. Sir.“ Der Botschafter zog seinen rechten Mundwinkel etwas hoch, es war kaum zu erkennen: „Sie sollten ihre Meinung noch einmal überdenken und sich für ihre Unverschämtheit entschuldigen!“ Einen Augenblick glaubte sie, er würde lächeln. Sie betrachtete sein Gesicht ganz genau, sah auf seine Mundwinkel, die er vorher etwas verzerrt hatte. Aber er hatte eine eiserne Miene aufgesetzt. „Es gibt keinen Grund mich zu entschuldigen. Wenn sie mich für unverschämt halten, steht es ihnen frei zu gehen.“ Ihr Mund war trocken,
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