Ina: Der Konflikt (German Edition)
verkaufst.“ Ina zog ihren rechten Mundwinkel nach hinten: „Ihr könntet euch einen Umbau leisten, wenn ich mich da drin verkaufen würde. – Also träum weiter, dein Jahresauskommen würde nicht einmal reichen um mich in Versuchung zu bringen.“ Er sah auf ihr linkes Auge, danach auf ihren Hals bei dem die blauen Flecken noch nicht abgeheilt waren, spuckte neben ihr auf den Boden und machte einen Schritt zur Seite. – Sie durfte eintreten.
Eine schmale Treppe führte hinunter. Die Beleuchtung war schlecht, genauso wie die Luft. Aber für ihre private Feier war es das richtige. Im Kamina, wie in allen anderen derartigen Lokalitäten, spielte es keine Rolle wer man war. Uniformen, Ränge, Roben und Namen hatten dort keine Bedeutung. Höflichkeitsfloskeln, Anstandregeln galten dort nicht. Alle waren sich gleich, wenn sie es erst einmal hineingeschafft hatten. Es war eine andere Welt. Und es gab eine stille Regel: Wer sich hier kennen lernte, kannte sich nicht in der anderen Welt, was man hier tat oder sagte, hatte in der anderen Welt nichts verloren und keine Bedeutung. Soldaten kamen die Treppe hinauf. Ina hielt sich rechts, um an ihnen vorbei zukommen. Aber die Treppe war schmal, nur für eine Person gemacht. Sie stellte sich an die Wand um sie passieren zu lassen. Lüsterne Blicke, lüsterne Gedanken. Sie fühlte förmlich, wie sie ausgezogen wurde.
Es war schmutzig und roch nach Schweiss, Alkohol und anderen undefinierbaren Dingen. Verschiedene Tresen, Tische, Nischen. Man verlor leicht den Überblick, es konnte einem fast wie ein Labyrinth vorkommen. Ina war zu früh, draussen war es noch hell und daher gab es kaum Gäste. Umso mehr fiel sie auf. Aber sie war nicht die erste. Zuhinderst in einer Nische stachen Ilean und Kilven heraus, die zusammen auf einem Sofa Sassen und sich unterhielten. Die beiden hatten sie noch nicht bemerkt. Also ging sie zu einem Tresen, bestellte eine Flasche Wein und legte ihre Karte hin. Das Mädchen hinter der Bar war ebenfalls keine reine Seranerin. Stellte die Flasche hin und nahm die Karte, sah in Ina’s Gesicht und fragte: „Direkt?“
„Nein.“
„Sauna?“ Ina schüttelte ihren Kopf: „Nein, etwas anderes.“
„Wie lange bleibst du?“
„Lange.“ Das Mädchen legte ihre Hände über den Tresen und zog sich darüber, um Ina von oben bis unten zu betrachten, liess sich dann zurückgleiten und meinte: „Abendessen im Estar?“ Das Estar war ein teures Restaurant im wohlhabenden Teil der Stadt. Ina nickte. Es schien passend zu sein. Bei einer Belastung des Estar würde Nilia keinen Verdacht schöpfen wo sie wirklich war. Das Mädchen verschwand unter dem Tresen und kam mit dem entsprechenden Lesegerät wieder hoch: „20% Kommission“, meinte sie beiläufig.
Ina schmunzelte und nickte. Kommission war ein netter Ausdruck für die Bestechung eines Mitarbeiters des Estar, damit er die Buchung durchführte. „Essen für eine Person?“
„Nein für zwei.“ Nilia würde es etwas merkwürdig erscheinen, wenn Ina alleine im Estar gewesen wäre. „Du hast etwas vor“, sie legte die Karte in das Lesegerät und drehte es zu Ina, die ihre Hand darauf legte. Ina erhielt zusätzlich zu ihrer noch eine weitere Karte. Diese hatte dasselbe Format und war rot, in einer Ecke war das kleine Symbol des Kamina zu erkennen. „Ist nicht nur heute gültig. – Ist für Stammgäste.“ Ina runzelte ihre Stirn: „Ich bin kein Stammgast.“
„Das wirst du.“ Sie neigte ihren Kopf einwenig und betrachtete das Mädchen. Sanfte Gesichtszüge, ihre Haare fielen locker in ihren Nacken, waren leicht gekraust und hellbraun. Sie war ebenso blass wie Ina und sehr zierlich gebaut. Blaue Augen – Etwas besonderes auf diesem Planeten. Denn alle Seraner hatten dunkle Augen. Sie trug einen schwarzen Rock der bis zum Hals geschlossen war, ihre Figur aber sehr betonte. Neben ihrer Flasche Talila stand ein gläserner Behälter in dem ein Lenag lag. An seinem Hinterteil waren reife Stacheln sichtbar. Ein Soldat erschien, griff in den Behälter und zog einen der Stachel hinaus, hielt ihn zwischen seinen Fingern und bezahlte dafür. Eine relativ teure Droge. Je nach Unterart und alter des Lenag lösten seine Stacheln verschiedene Symtome aus. Ina hatte erst einmal eine Erfahrung damit gemacht und das reichte ihr. Es war auf der Rekrutenschule. Davut hatte irgendwoher einige Stachel. Eine kalte Nacht und er beteuerte, dass sie sie aufwärmen würden. Das taten sie auch. Jeder von ihnen hatte danach drei
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