Ina: Der Konflikt (German Edition)
Lächeln: „Soll ich es dir sagen?“ Sie sah zu ihm hoch und nickte. „Vernunft“, er hielt ihren Augenkontakt und neigte seinen Kopf etwas schief. „Aber Seibha! – Er ist so – so!“
„Du hattest nie vor in den Dienst einzutreten. Aber du hattest auch nie eine Wahl. Jetzt hast du eine andere Möglichkeit. Dein Problem ist nur, dass du ihn nicht magst weil er mit dir spielt. Weil du nicht weißt, woran du bist. Und du bist wütend, weil er das Angebot Nilia und nicht dir gemacht hat. Aber du hast es nicht abgelehnt. – Und Ina, wir beide wissen weshalb.“ Ina sah ihn einen Augenblick an: „Aber was soll ich tun?“ Ilean lachte sie an: „Du weißt es Kleines. – Es ist nur deine Wut, die dich davon abhält es anzunehmen.“ Natürlich hatte er Recht. Es war ihre Wut über Sebiha’s Verhalten. Es war ihre Wut über Seibha’s Spiel mit ihr. Sie blieben noch lange an dem Tresen stehen und Ilean hatte viele Fragen an sie. Fragen über die Feier, Fragen über Sebiha, Fragen über Nilia und was genau geschehen war. Er liess sich viele Dinge erklären, die ihm noch kleine Rätsel aufgaben. Ina erklärte ihm alles was er wissen wollte, denn jetzt hatten sie Zeit dafür. Kilven, Saira und Davut waren mit trinken beschäftigt, sodass ihre lange Abwesenheit nicht störte. „Und Kadir?“ Ina presste ihre Lippen zusammen, als Ilean nach Kadir fragte. Verwirrt sah sie in seine nüchternen Augen: „Er hat – er hat mich geküsst.“ Ilean hielt ihren schockierten Blick einige Sekunden, wandte ihn dann ab und betrachtete das Mädchen hinter der Bar ebenso lange, ehe er wieder in ihre Augen sah und mit seinen Schultern zuckte: „Und?“
„Ich war überrumpelt! Wie bitte kommt er darauf, mich am dritten Tag nachdem ich ihn nicht mehr vollkommen verabscheue zu küssen?!“
„Hast du ihm eine Ohrfeige gegeben?“ Jetzt war sie gänzlich verwirrt: „Hätte ich das tun müssen?“
„Nein!“ Er lachte: „Nein, gewiss nicht. Dass du es nicht getan hast zeigt, dass du ihn magst.“
„Es zeigt, dass ich verwirrt war! – Wie kann er so schnell…“, Ilean unterbrach sie: „Na na na. Nicht schnell. Er wartet schon lange Kleines und er weiss, dass er Konkurrenz hat. Für ihn ist es alles andere als schnell.“ Ina sah Ilean an, als würde er eine andere Sprache sprechen. „War seine Hand unter deinem Hemd?“ Ja war sie. Aber das war wohl kaum das, was Ilean meinte. „Er hat dich nicht bedrängt. – Kleines, es war nur ein Kuss und er wusste sich zu beherschen“, nun neigte er sich zu ihr: „Er hätte zweifellos mehr gewollt“, dabei grinste er sie an, was ihm aber sofort wieder verging, als er ihren Blick bemerkte und ihm klar wurde, dass sie damit ein viel grösseres Problem gehabt hätte. „Du bist kein Abenteuer für ihn Ina.“
Ina schlief bis Mittags. Sie erwachte als die Sonne durch das Fenster schien und sie durch den Spiegel blendete. Ihre Stimmung war gedämpft, denn sie erinnerte sich sofort daran, dass Kilven schon morgen abreisen würde. Heute war der letzte Tag, den sie gemeinsam verbringen konnten. Sie wollte keine Zeit verlieren. Also stand sie schnell auf und bekleidete sich. So schnell sie es mit ihrer schmerzenden Schulter bewältigen konnte. Auf dem Weg ins Erdgeschoss, begegnete sie einem Bediensteten, den sie nach Kilven fragte. Er sei noch nicht aufgestanden. Sie sagte ihm, dass sie draussen etwas essen wolle und er Kilven zu ihr schicken sollte, sobald er aufgestanden sei. Erst als sie draussen im Garten am Tisch sass bemerkte sie, dass sie eigentlich noch müde war. Sie streckte ihren Arm über die Tischplatte und liess ihren Kopf darauf sinken. Die Sonne wärmte ihren Rücken und ein grässlicher Vogel krächzte sein Liebeslied. „Guten Morgen Ina“, Map’s heitere Stimme holte Ina aus ihren Gedanken zurück. Sie brachte ihr ein Tablett mit Früchten, Brot und Fleisch, sowie Wasser. Ina rührte sich nicht: „Guten Morgen Map. – Wo ist Nilia?“ Sie wollte wissen, wann sie mit ihrer Rüge zu rechnen hatte. „Er kommt erst gegen Abend zurück“, war Map's beruhigende Antwort darauf. „Hm. – Und seine Frau?“
„Ist auf dem Markt“, gab Map kurz zurück. Ina lächelte. Madam Nilia war häufig auf dem Markt. Offenbar war das Map’s Aussage für: Sie ist bei dem unbekannten Liebhaber. „Du hast Besuch. Botschafter Sebiha. Er wartet seit einer Stunde. – Soll ich ihn wegschicken?“ In ihrer Stimme lag etwas Wissendes und Sorgenvolles. Sie hatte es also auch schon
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