Ina: Der Konflikt (German Edition)
Tage lang Fieber aber sie konnten sich nicht beim Arzt melden, weil der sie sonst bei ihren Ausbildern gemeldet hätte.
Ilean bemerkte sie vor Kilven. Auf dem Tisch stand bereits eine Flasche Talila. Kilven stand auf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Er liess sie zwischen sich und Ilean hinsitzen. An Ilean’s Gesichtsausdruck erkannte Ina, dass sie das Thema ihres Gespräches war. „Wo warst du?“ Es war ein Vorwurf und Kilven war noch nicht fertig: „Nilia hat getobt. – Du hättest die Wache nicht...“ Ina fiel ihm ins Wort: „Ich wollte alleine sein!“ Kilven atmete tief durch: „Was ist passiert?“ Sie brachte ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen: „Nichts.“
Dann schnalzte Ilean mit seiner Zunge: „Falsche Antwort Kleines. – Das in deinem Gesicht sieht nicht wie nichts aus. – Versuch es noch einmal.“ Ina wechselte ihren Blick von Ilean zu Kilven und wieder zu Ilean: „Ist das ein Verhör?“ Ilean schlug seine Beine übereinander und wirkte dabei ziemlich alt: „So kann man es auch nennen. – Und wir haben die ganze Nacht dafür Zeit. – Also, erzähl es und wir lassen dich den Rest der Nacht damit zufrieden.“ Ina beäugte ihn ungläubig. Schliesslich gab sie zu: „Unstimmigkeit mit Nilia.“ Kilven nippte an seinem Talila. „Weshalb?“ Fragte Ilean mit einer Gelassenheit, die nur er an den Tag legen konnte. „Wegen meiner Zukunft.“ Ilean neigte seinen Kopf und machte mit seiner Hand eine kreisende Bewegung: „Weiter. Ich will dir nicht jedes Wort aus dem Rachen ziehen.“ Sie lehnte sich zurück. Eigentlich wollte sie jetzt nicht darüber reden. Aber ihr war klar, dass die beiden keine Ruhe geben würden. Sie biss sich auf die Lippen und fuhr fort: „Jemand hat ihm ein verlockendes Angebot für mich gemacht.“ Ilean kreiste wieder mit seiner Hand. Ina presste ihre Lippen aufeinander und atmete tief durch: „Ein Posten hier auf Seran. – Bei Sebiha.“ Kilven neigte sich nach vorn um sie anzusehen: „Hat er angenommen?“
„Natürlich. Nilia ist kein Idiot. – Die Frage ist, wo lag die Unstimmigkeit?“ Ilean wusste längst wo sie lag. „Ich machte eine Äusserung die Nilia nicht zusagte.“
„Aber Nilia hat dich überzeugt“, Ilean legte seine Hand auf ihr Knie und nahm seinen Talila vom Tisch: „Stossen wir darauf an. Wir beide, hier auf Seran und Kilven auf Vigo’s Schiff.“ Ina schluckte leer. Kilven auf Vigo’s Schiff? Er hat ihm also imponiert. Sie hoben ihre Gläser. „Auf uns! Auf unsere Zukunft!“ In Ilean's Stimme lag etwas anderes als Freude. Alle drei leerten ihre Gläser in einem Zug. „Siehst du Kleines. So schlimm war es nicht“, bei diesen Worten warf er ihr einen Blick zu, der ihr zeigte, dass sie heute noch einmal mit ihm reden würde. Er wusste, dass da noch mehr war. Aber Kilven gab sich mit ihrer Antwort zufrieden und das war auch gut so, denn sie wollte nicht mit ihm darüber sprechen. Ina richtete sich an Kilven: „Du hast Kapitän Vigo also für dich eingenommen?“ Er nickte aber sagte nichts dazu. Etwas schien ihn zu bedrücken. War sie daran schuld? „Und was genau ist deine Aufgabe auf seinem Schiff?“
„Weiss er noch nicht. – Aber er würde schon etwas Interessantes finden, meinte er.“
„Er hat keinen freien Posten?!“ Das war ungewöhnlich, überraschend, nicht üblich. Vigo musste wirklich eine hohe Meinung von Kilven haben. „Wann gehst du?“ Fragte sie schliesslich, damit das Gespräch nicht abriss. Er zögerte mit seiner Antwort: „In zwei Tagen.“ Ina lachte zögerlich: „Du meinst zwei Wochen?“ Aber er richtete seine Augen auf den Tisch und schüttelte den Kopf: „Nein. Tage. – Zwei Tage.“ Etwas schnürte Ina die Luft ab. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Zwei Tage! Und dann?! Wenn er erst einmal auf Vigo’s Schiff war würden sie sich Monate nicht sehen! Der Schock sass tief. Sie brachte ihren Mund nicht mehr zu. Ihre Augen fanden sich, und Ina erkannte, dass es Kilven genau wie ihr ging. Die Freude über seinen Erfolg bei Vigo, stand im Schatten seiner baldigen Abreise. Beide dachten sie hätten noch mehr Zeit. Viel mehr Zeit. Ilean mischte sich ein: „Dann müsst ihr beide die Zeit eben sinnvoll nutzen.“ Ina und Kilven nahmen Ilean’s Worte kaum wahr. Er schien weit weg zu sein.
Nach einigen stillen Minuten begann Ilean mit einem neuen Thema. Er hatte nicht vor, ihre Feier für den Abschluss der Rekrutenschule, zu einer Trauerfeier verkommen zu lassen. Die Stimmung hob sich, als
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