Ina: Der Konflikt (German Edition)
Davut und Saira später zu ihnen stiessen. – Sie feierten wie sie es noch nie getan hatten. Die Stunden verflogen und die Wein- und Talilaflaschen reihten sich auf dem kleinen Tisch. Im Verlauf der Nacht, als Saira, Davut und Kilven betrunken genug waren, um kaum zu bemerken, dass Ilean und Ina sich entfernten, zog Ilean sie zur Seite und ging mit ihr an einen Tresen. Sie beide waren noch halbwegs nüchtern. Er stand nahe zu ihr und neigte sich etwas herunter, da er sie sonst wohl nicht verstehen würde. Im Kamina war es um diese Zeit sehr laut. An dem Tresen drängelten sich Soldaten, die hin und wieder an Ina’s oder Ilean’s Rücken stiessen, sodass sie beide hin und her schaukelten und sich gegenseitig anrempelten. „Zeit zu reden Kleines.“
Sie senkte ihren Kopf: „Was soll ich tun Ilean?“
„Das ist nicht deine Entscheidung. Nilia hat sie für dich getroffen. – Du brauchst dir diese Frage also nicht mehr zu stellen.“
„Sebiha zieht sein Angebot zurück, wenn ich es will.“ Ilean legte seine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, sodass er in ihre grünen Augen sehen konnte: „Das muss ich jetzt aber nicht verstehen oder? – Wie kommt es dazu?“ Sie biss sich auf die Lippe. Wo sollte sie anfangen? „Heute Morgen, als ich ging – Ich wusste nicht wohin ich sollte. Irgendwo stieg ich aus. Ich sass lange auf einer Bank, irgendwo. – Kadir tauchte plötzlich auf.“ Ilean sah auf sie hinunter, er verstand den Zusammenhang noch nicht. Aber irgendwie würde es sich wohl ergeben, dachte er sich. „Er sass lange neben mir. – Und dann, dann wollte er mich zum Essen einladen. Er brachte mich in ein Haus, verpflegte meine Wunden und liess mir meine Gedanken. – Ich weiss nicht, wie lange ich dort war. – Dann kam ein Kind, ein Mädchen“, Ina nahm einen Schluck Wasser. Ilean verstand noch gar nichts. Was hatte das mit Kadir zu tun? Was hatte das ganze mit einem Mädchen zu tun? Aber er hörte aufmerksam zu. „Ihr Name ist Zefa. – Dann kam eine Frau. Dea. – Wusstest du, dass Kadir bei seiner Schwester lebt, wenn er nicht auf der Rekrutenschule ist?“ Ilean war vollkommen verwirrt. Er wusste nicht einmal, dass Kadir überhaupt eine Schwester hat. Geschweigedenn bei ihr lebt und vor allem hatte er keine Ahnung, was das mit ihr, mit Sebiha oder mit der ganzen Situation zutun hatte: „Ehm, – nein.“
„Ich auch nicht. – Seine Schwester hat eine sehr gute Partie bei ihrer Heirat gemacht“, Ina machte eine Pause und dachte nach. „Wirklich Kleines?“ Weshalb sprachen sie jetzt über Kadir’s Schwester? „Ja. Wirklich. – Sebiha“, Ina sah in Ilean’s Gesicht aber er begriff es nicht. Also präzisierte sie ihre Aussage: „Kadir’s Schwester ist Dea Sebiha!“
Ilean schluckte schwer: „Du warst in Sebiha’s Haus ohne es zu wissen?“
„Ich wollte gehen. – Ich meine, ich hätte ihm nicht begegnen müssen. Aber natürlich tauchte er auch auf. – Ich wollte trotzdem gehen. Sebiha forderte mich auf zu bleiben. Und ich tat es. – Er wusste, dass ich wütend bin und wollte reden. – Frag besser nicht. Ich weiss nicht mehr was ich sagte oder was er sagte. Ein Wort traf das andere. Ich war wütend. Es endete damit, dass ich mein Glas an die Wand warf und aus dem Haus stürmte“, sie nahm einen grossen Schluck Wasser, ihre Augen lagen auf dem Tresen. Ilean liess ihr Zeit. Sie würde fortfahren sobald sie ihre Gedanken geordnet hatte. Und er benötigte auch Zeit, um zu begreifen was sie getan hatte. Glas – Wand – Sie war verrückt. „Ich ging in die falsche Richtung. Weit und Breit keine U-Bahn. Irgendwann als ich es aufgab eine zu finden, setzte ich mich auf eine Bank. – Und wieder tauchte Kadir auf. Einige Minuten später kam seine Schwester. – Sebiha wartete am anderen Ende der Strasse. – Er wusste, dass ich ihm nicht zuhören würde und liess mir ausrichten, dass er sein Angebot bei Nilia zurückziehen wird, wenn es mein Wunsch ist. – Und hier brauche ich deinen Rat Ilean. – Was soll ich tun?“ Ilean dachte nicht nach: „Was willst du tun?“
„Ich will sein Angebot ablehnen. Ich könnte ihn anspucken!“
„Wie viel hat gefehlt?“ Ilean's Sillouhette verschwamm vor ihren Augen: „Dass ich ihn angespuckt hätte oder dass ich ihm gesagt hätte, wohin er mit seinem Angebot gehen kann?“ Er schmunzelte: „Beides.“
„Nicht viel. – Ich weiss nicht, was mich zurückgehalten hat“, sie presste ihre Augen zusammen. Ilean nickte mit einem geheimnisvollen
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