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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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größerer Entfernung beachtlichen Schaden angerichtet und dürften selbst den Schuppenpanzer der Drachen aufbrechen. Allein die Schlagkraft eines direkten Treffers wird sie garantiert vom Himmel holen.« Rohin erwärmte sich immer mehr für sein Thema und Ishira hörte ihm gebannt zu, auch wenn sie nicht alles verstand.
    »Dadurch, dass sich das Rohr schwenken lässt, können die Schützen den Bewegungen der Drachen auf ähnliche Weise folgen wie mit den derzeit auf den Türmen installierten Armbrüsten«, fuhr der junge Gelehrte fort. »Das Zielen mit dem Rohr ist zugegeben etwas schwieriger, doch bereits ein Streifschuss sollte einen Amanori weitgehend kampfunfähig machen, so dass ein direkter Treffer nicht unbedingt erforderlich ist. Der größte Schwachpunkt ist bislang das Nachladen. Da man vor der Kugel erst das Päckchen mit dem Kaddor in das Rohr schieben muss und zum Schluss einen Pfropfen, der das Ganze abdichtet, dauert das Laden eine gute Weile länger, als einen Pfeil in die Armbrust einzulegen, aber mit einiger Übung sollte es den Schützen halbwegs flüssig von der Hand gehen.« Er stockte und lachte dann etwas verlegen. »Entschuldige, Rondar, ich habe mich wieder hinreißen lassen, mich in meinen Ausführungen zu verlieren.«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach der Bakouran. »Deine Erläuterungen waren äußerst interessant und wenn dein Sprengrohr auch nur halb so gut funktioniert, wie du es beschrieben hast, ist es ein wahrer Geniestreich, würde ich sagen.« Er seufzte bedauernd. »Ich wäre zu gern dabei, wenn es das erste Mal gegen die Drachen zum Einsatz kommt, aber Ishira und ich bleiben nur einige Tage in Noroko.« Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. »Bekomme ich deine Wunderwaffe wenigstens zu sehen?«
    »Aber natürlich!« Rohin unterstrich sein Versprechen durch ein bekräftigendes Nicken. »Sobald wir in Noroko angekommen sind, werde ich das Sprengrohr zusammenbauen und dir vorführen. Das ist wohl das Mindeste, nachdem du so freundlich warst, mir Geleitschutz zu gewähren, obwohl ich euch mit meinem ganzen Gepäck sicherlich aufhalte.«
    Rondar winkte ab. »Die Anreshiri haben Anweisung, die Sprengungen in den Minen erst dann durchzuführen, wenn Ishira vor Ort ist. Es richtet also keinen Schaden an, wenn wir einen oder zwei Tage später in Noroko eintreffen.«
    Die Befürchtung des jungen Gelehrten erwies sich jedoch als unbegründet. Trotz der schweren Fuhrwerke kamen sie gut voran und erreichten ihr Ziel, eine der nördlichsten Minensiedlungen, bereits drei Tage später. Noroko lag direkt in den Oyatsumi in einem beinahe kreisförmigen, bewaldeten Tal, das mittig durch einen schmalen Flusslauf zerschnitten wurde. Auf den saftigen, baumbestandenen Wiesen grasten Umasus. Es hätte eine idyllische Szenerie sein können, wenn an den Flanken der umliegenden Berge nicht die schwarzen Münder der Mineneingänge gegähnt hätten.
    Und wenn Ishira nicht gewusst hätte, dass Noroko aufgrund seiner Lage besonders häufig zur Zielscheibe von Drachenangriffen wurde.
    Die Siedlung befand sich auf der Ostseite des Flusses und war schätzungsweise so groß wie Ebosagi. Das Stroh der Dächer wies alle möglichen Schattierungen auf, als wären die einzelnen Häuser zu unterschiedlichen Zeiten gedeckt worden – vermutlich infolge Zerstörungen durch die Amanori. Das zugehörige Fort am gegenüber liegenden Ufer machte keinen besonders einladenden Eindruck. Es glich deutlich mehr einem Militärposten als die anderen, in denen Ishira bis jetzt gewesen war. Auch hier zeugten geschwärzte Wände und erneuerte Holzbalken von den Angriffen der Drachen. Es gab auffallend wenige Geschäfte und nur eine einzige Herberge. Als Ishira Rondar nach dem Grund fragte, erklärte er ihr, dass der Ort weder bei Händlern und Gastwirten noch bei Reisenden besonders gefragt war. Alle hatten sie Angst vor den Amanori.
    Ausgerechnet hier sollte sie drei Strebtrennungen überwachen. Das bedeutete, dass sie sich vermutlich ein gutes Zwölft in Noroko aufhalten würden. Nervös zuckte Ishiras Blick zum Himmel. Im Gegensatz zu Rondar war sie ganz und gar nicht erpicht darauf, Rohins Sprengrohre in Aktion zu erleben. Sie hatte noch genug vom letzten Drachenangriff.
    Furcht vor den Amanori war allerdings nicht der einzige Grund. Genau genommen nicht einmal der Hauptgrund. Wenn sie ehrlich war, scheute sie sich davor, dass sie gezwungen sein könnte, einer Wahrheit ins Auge zu blicken, für die sie nicht

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