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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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durch die linke Seite seines Körpers lief immer wieder ein leichtes Zucken. Seine Augen waren geschlossen.
    Gerade als Ishira ihren Fuß auf die unterste Sprosse gesetzt hatte, schloss sich eine Hand schwach um ihren Knöchel. »Sag den Wachen, sie… sollen das Sprengrohr einsetzen«, krächzte der Gelehrte mühsam. »Sie wissen, wie… es funktioniert.«
    Ishira starrte ihn an. Sie sollte den Wachen den Befehl geben? Die werden niemals auf mich hören. Aber sie musste ohnehin nach oben steigen, also konnte sie es ebenso gut versuchen. »Ich habe verstanden, Deiro.«
    So schnell sie konnte, erklomm sie die Leiter. Das erste, was sie sah, als sie den Kopf durch die Falltür steckte, war ein beinahe zwei Arm langes und etwa zwei Faust dickes schwarzglänzendes Rohr, das auf ein drehbares Gestell montiert war. Die beiden Kireshi, die das Geschütz bedienen sollten, standen mit dem Rücken zu ihr und blickten angespannt über die Brüstung des Turms.
    Hier oben waren die Kampfgeräusche deutlich lauter als hinter den Lagerhäusern. Als Ishira auf die Plattform kletterte, erhaschte sie einen Blick auf die Kämpfenden unter ihr. Die Menschen wurden von den Amanori, die scheinbar überall waren, hart bedrängt. Von den Kireshi lagen bereits einige verletzt oder tot am Boden, während von den Drachen in Ishiras Blickfeld noch keiner tödlich verwundet war. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Besorgt fragte sie sich, wie es Rondar und Kiresh Yaren ergehen mochte. Vermutlich hatten wenigstens sie ihren Angreifer inzwischen besiegt und waren danach den anderen Gohari zu Hilfe geeilt. Hoffentlich waren sie unverletzt.
    Ishira versuchte zu erkennen, was im Dorf der Inagiri vor sich ging. Sie zählte drei Amanori, die über der Siedlung kreisten. Die meisten Bergleute schienen sich rechtzeitig in ihre Häuser geflüchtet zu haben, doch aus einem der Dächer schlugen Flammen. Wenn die Bewohner ins Freie fliehen mussten, wären sie leichte Beute.
    Einer der beiden Wachen vor ihr hieb frustriert auf das Rohr. »Bei Kaddor, wo bleibt dieser Telan?« knurrte er. »Will er warten, bis die Hälfte unserer Männer Drachenfutter ist?«
    Seine Anklage brachte Ishira wieder zu Bewusstsein, weshalb sie hergekommen war. »Telan Rohin ist unten im Turm, Deiros!« rief sie. »Er wurde von einem Drachenblitz getroffen. Ich soll Euch ausrichten, dass Ihr das Sprengrohr einsetzen sollt.«
    Die beiden Kireshi fuhren herum. »Du bist doch diese Sklavin. Warum sollte er ausgerechnet dich schicken?« fragte der linke argwöhnisch.
    »Es war niemand anderer da«, gab sie ungeduldig zurück. Mussten sie kostbare Zeit mit Fragen vergeuden?
    Wieder begann ihre Kopfhaut zu prickeln. Direkt hinter dem Turm stieg ein Amanori auf. Seine Schuppen reflektierten das Sonnenlicht und bildeten eine schimmernde Aura um ihn, so dass sie geblendet blinzelte. Ein Blitzstrahl schoss auf den Turm zu. Ishira und die Kireshi konnten sich gerade noch rechtzeitig ducken.
    »Ist doch egal, Rosh!« brüllte der andere Soldat. »Zeigen wir es den verdammten Ungeheuern endlich!«
    Der Kiresh namens Rosh nickte grimmig. Er riss das Geschütz herum und zielte auf den Amanori, der Anstalten machte, sich auf die Soldaten unter ihnen zu stürzen. Sein Partner hatte ein Feuerholz angezündet und hielt es an eine kurze Schnur, die oben aus dem geschlossenen Ende des Sprengrohrs herausragte. »Feuer!«
    Sobald die Schnur abgebrannt war, krachte es ohrenbetäubend – wie bei der Sprengung in der Mine. Kiresh Rosh wurde beinahe umgeworfen, als die Wucht der Sprengung das Geschütz nach hinten drückte. Der Amanori, den er anvisiert hatte, wurde durch die Luft geschleudert, als hätte ihn eine gewaltige Faust gepackt, und stürzte ab wie ein Stein. Der Kiresh brüllte triumphierend. Von unten antworteten vereinzelte Jubelschreie. Die anderen Drachen stießen aufgeschreckt rasselnde Laute aus und flogen höher. Sie formierten sich zu einem neuen Angriff. Eine Flut aus Blitzen ergoss sich über das Lager.
    Ein neuerliches Krachen ließ die Luft erzittern und ein weiterer Amanori stürzte ab. Die Männer auf dem südwestlichen Wachturm hatten das zweite Geschütz eingesetzt. Die beiden Kireshi vor Ishira luden ihre Waffe in aller Eile nach. Gebannt sah sie zu, wie Kiresh Rosh nacheinander ein kleines Päckchen, das wohl das Kaddor enthielt, eine Steinkugel und ein Stück zusammengeknülltes Leder in das Rohr schob und mit einem langen, mit Stoff umwickelten Stock nachstopfte. »Fahrt zur Hölle,

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