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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Nacken stellten sich senkrecht auf. Irgendjemand war in der Nähe. Aus einem Impuls heraus schaute sie nach oben. Sie zwinkerte, als ihr der Regen in die Augen stach und ihre Sicht behinderte. Nichts. Schon wollte sie ihre Unruhe auf das Gewitter schieben, als sie durch Nebel und Wolken einen allzu vertrauten Umriss erspähte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, um mit doppelter Frequenz wieder einzusetzen. Über ihnen kreiste ein Drache.
    »Deiro!« rief sie eine Spur zu hoch. »Ein Amanori!«
    Kiresh Yarens Blick schoss gleichfalls zum Himmel. Der Amanori ging tiefer. Es gab keinen Zweifel daran, dass er sie gesehen hatte und vorhatte, Jagd auf sie zu machen. Der Kiresh knurrte etwas Unverständliches und zog sein Schwert. »Lass die Pferde laufen!« befahl er. »Wenn wir Glück haben, kommen sie später zurück!«
    Ishira kam nicht dazu, lange zu überlegen. Beide Pferde hatten die Witterung des Drachen aufgenommen und wieherten angsterfüllt. Bokans Fluchtinstinkt brach sich Bahn und er preschte kopflos davon. Die Zügel ihrer Stute schnitten schmerzhaft durch Ishiras Hände, als diese dem Beispiel des Braunen folgte. Einen Moment lang kam Lesha auf dem schlüpfrigen Untergrund ins Straucheln, doch dann fing sie sich und jagte hinter Bokan her. Ishira blickte ihnen ohne große Zuversicht nach. Es wäre ein Wunder, wenn die Tiere sich bei diesem halsbrecherischen Tempo nicht die Beine brachen!
    Ein scheppernder Gonglaut, den sie als den Angriffsschrei des Amanori erkannte, ließ ihr erneut die Haare zu Berge stehen. Der Drache schoss im Sturzflug auf sie zu. Ishira wich unwillkürlich zurück und stolperte rückwärts in die Fichte. Ihr Begleiter sprang vor sie und stürzte sich voll Ingrimm auf seinen Gegner. Golden weißes Licht umhüllte ihn. Ishira stockte der Atem, doch dem Kiresh schien der Drachenblitz nicht das Geringste auszumachen. Er kämpfte weiter, als wäre nichts geschehen. Sie blinzelte verwundert. Hatten ihre Augen ihr einen Streich gespielt? Sie hatte doch genau gesehen, dass der Blitz ihn voll getroffen hatte.
    Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit, nach Erklärungen zu suchen. Viel wichtiger war, dass ihr Begleiter standhielt. Angespannt beobachtete sie die beiden Kontrahenten, die verbissen aufeinander losgingen. Der Amanori attackierte den Kiresh zunächst aus der Luft, doch dann landete er ein Stück entfernt und richtete sich auf den Hinterbeinen auf. Kiresh Yaren stürmte mit ausgestreckter Waffe auf ihn zu, doch er kam auf dem schlammigen Untergrund ins Rutschen und wankte. Der Drache nutzte die missliche Lage seines Gegners und drängte ihn gefährlich nahe an den Rand des Abgrunds. Erst nach einigen quälenden Herzschlägen, in denen Ishira die Hände so fest in ihr Mihiri krallte, dass beinahe der Stoff riss, gelang es ihrem Begleiter, wieder halbwegs sicheren Boden unter den Füßen zu gewinnen. Doch er hatte sichtlich Schwierigkeiten, auf dem schlüpfrigen Boden festen Stand zu finden. In dieser Hinsicht war der Amanori mit seinen Klauen klar im Vorteil. Ishira wünschte sich, dass sie dem Kiresh irgendwie beistehen könnte, aber sie hatte weder eine Waffe noch Ahnung vom Kämpfen. Sie würde ihm höchstens im Weg stehen.
    Plötzlich erleuchtete ein Blitz den Himmel direkt über ihnen, gefolgt von ohrenbetäubendem Donnerschlag, Krachen und Knacken. In Ishiras Rücken flammte etwas grell auf. Aufgeschreckt drehte sie den Kopf. In eine der Yusho-Zedern ganz in der Nähe hatte der Blitz eingeschlagen und den Stamm in der Mitte gespalten. Funken sprühten in alle Richtungen. Der gewaltige Baum stöhnte und seufzte, als würde ein Mensch wehklagen. Die vordere Stammhälfte begann sich hangabwärts zu neigen. Langsam, beinahe majestätisch kippte sie nach vorn.
    Ishira schrie auf. »Deiro, passt auf – die Zeder!«
    Mit schreckgeweiteten Augen sah sie zu, wie der Amanori brüllend unter dem Gewirr der Äste verschwand, als die geborstene Zeder auf ihn stürzte. Flammen leckten am Stamm entlang. Kiresh Yaren sprang zur Seite, doch einer der Äste streifte ihn an der Schulter und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er verlor den Halt und wurde von den nachfedernden Zweigen zu Boden gerissen.
    Die plötzliche Stille war beängstigend. Atemlos wartete Ishira darauf, dass der Kiresh wieder aufstand, doch er rührte sich nicht. Er musste sich bei dem Sturz verletzt haben. Ohne nachzudenken rannte sie zu ihm hin. Kurz bevor sie ihn erreichte, glitt sie selbst aus und wäre

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