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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Rücken zugekehrt, so dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ihr schwarzes Haar glänzte im Feuerschein wie lackiertes Holz. Zweifellos umgab dieses Mädchen ein Geheimnis. Yaren dachte an die Unterhaltung zurück, die er mit Rohin geführt hatte, bevor dieser einige Tage nach dem Angriff nach Inuyara zurückgekehrt war, um den Großmeister der Telani und den Marenash vom Erfolg seiner Erfindung in Kenntnis zu setzen. Pelens Sohn hatte ihm gegenüber Zweifel geäußert, dass der Drachenblitz ihn und die Sklavin wirklich nur gestreift hatte. Er hatte eher das Gefühl gehabt, dass der Blitz zumindest das Mädchen mit voller Wucht getroffen hatte. Diese Vermutung deckte sich mit dem, was Yaren selbst beobachtet zu haben glaubte. Allerdings war er durch seinen Kampf gegen den Amanori zu abgelenkt gewesen, um das Geschehen genau verfolgen zu können. Doch wenn Rohin und er sich nicht beide irrten, hatte die Sklavin den Großteil des Drachenblitzes abgefangen und den Telan mit ihrem eigenen Körper abgeschirmt. Möglicherweise war Rohin überhaupt nur deswegen in Mitleidenschaft gezogen worden, weil er sie am Arm gefasst hielt. Die Energie könnte durch den Körperkontakt auf ihn übergesprungen sein. Warum war die Sklavin dann aber nicht im Geringsten beeinträchtigt gewesen? Sie hatte weder Krämpfe gehabt noch war ein Teil ihres Körpers gelähmt gewesen. Laut Rohin war sie nicht einmal in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt gewesen.
    Nachdenklich spielte Yaren mit den Zähnen um seinen Hals. Das Mädchen musste aus irgendeinem Grund immun gegen die Drachenblitze sein. So wie er selbst. Aber sie hatte sich wohl kaum mit dem Blut dieser Ungeheuer eingerieben. Könnte ihre Resistenz mit ihrem regelmäßigen Aufenthalt an der Kristallader im Zusammenhang stehen? Oder lag sie in ihr selbst begründet – wie ihre Empfänglichkeit für die Energie? Auf jeden Fall schien Mebilor mit seiner Theorie Recht zu haben. Und die Sklavin wusste ganz sicher mehr, als sie zugab. Als er sie gefragt hatte, ob sie die Präsenz der Drachen hatte spüren können, hatte sie dies auffallend rasch und seinem Eindruck nach zu betont verneint, in den Augen ein eigentümliches Flackern. Yaren war entschlossen herauszufinden, was sie verheimlichte. Die Frage war nur, wie. Sollte er sie zwingen? Oder wie sein Seresh versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen? Doch wie sollte er das anstellen, ohne seine Deckung zu verlassen?

    * * *

    Wie schon in der Nacht zuvor wurde Ishira durch wiederholtes leises Stöhnen geweckt. Sie spähte zu ihrem Begleiter hinüber, der sich unruhig von einer Seite auf die andere wälzte und leise vor sich hin murmelte. Er musste wieder einen Alptraum haben. Gähnend schälte sie sich aus ihrer Decke und richtete sich auf. Die erfrischende Nachtluft strich über ihre nackten Arme und vertrieb ihre Schläfrigkeit. Anders als sie es aus Soshime kannte, waren hier oben in den Oyatsumi selbst die Hochsommernächte kühl.
    Kiresh Yaren stöhnte leise. Sie konnte ihn nur schemenhaft sehen, doch seine Haltung wirkte verkrampft. Plötzlich keuchte er laut und schrie auf. Ishira fuhr zusammen. Sie überlegte, ob sie ihn wecken sollte, aber bestimmt wäre er nicht sehr erfreut, wenn er wüsste, dass sie Zeugin seiner Träume geworden war. Bevor er seinen Groll an ihr ausließ, gab sie besser vor, nichts gehört zu haben. Sie legte sich wieder hin und zog sich die Decke über die Ohren in dem vergeblichen Bemühen, das Stöhnen und Murmeln zu ignorieren. Ob die Gespenster, die den Kiresh heimsuchten, etwas mit Rondars Tod zu tun hatten? In Noroko hatte sie nichts davon mitbekommen, dass er von Alpträumen geplagt wurde, aber im Zimmer auf der anderen Seite hatte auch ein älterer Gohari geschlafen, der geschnarcht hatte, dass die Wände wackelten. Sie hatte eigentlich gehofft, dass ihr in der Wildnis endlich wieder eine ungestörte Nachtruhe vergönnt wäre, aber offensichtlich hatte sie sich getäuscht.
    Das Murmeln gipfelte in einem erneuten Aufschrei, bei dem sich die Härchen auf ihren Armen aufstellten, gefolgt von raschen, zitternden Atemzügen. Dann kehrte so unvermittelt Stille ein, dass der Flügelschlag eines Nachtvogels auf Beutejagd überdeutlich zu hören war. Ishira stellte sich vor, wie Kiresh Yaren in die Dunkelheit starrte. Flüchtig wallte Mitleid in ihr auf, bis sie daran dachte, dass er morgen wahrscheinlich noch weniger umgänglich wäre als sonst.
    Als sie das nächste Mal die Lider aufschlug, zeigte sich im Osten ein

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